Thread by @zineworkshop

Ökozid ist ein problematischer Begriff. Seine Prämisse wird indessen wenig besprochen. Diese ist, ein System Umwelt, die Ökologie (i.E. die Lehre des Ökologischen), die Biowelt zum Subjekt zu nehmen. Eine Konnotation mit dem Genozid, dem Mord generell ist gewollt. Die

Subjektivierung, die hierbei angelegt ist, folgt der Relativierung des Konzepts Objekt:Subjekt, das eine kategorische Unterschiedenheit von Mensch und Umwelt oder humanen Praktiken und biosphärischer vollzieht. Diese Unterscheidung ist mit einer Ineinssetzung dessen, was zuvor

noch als Vernetzung von Mensch und Natur modelliert wurde, hinfällig. Unterstellt wird bei diesem Mord eine Art Vorsatz. Natura naturans und natura naturata - wer verwechselt diese beiden nicht?

Die die hervorgebrachte, bereits geschaffene Natur (natura naturata) und die hervorbringende (natura naturans) wurden unterschieden in der Frage der "Schöpfung" der Natur durch ein "höheres Wesen". Gott war die natura naturans, die erste, die hervorbringende Natur.

Die sich selbst hervorbringende Natur ist mit der Säkularisierung die Natur selbst, ihr Ursprung liegt in ihr selber. Mit den Technologien des
Klimawandels, den menschlichen (kapitalistischen) Auslösern einer anderen, gefährdeten natura naturata (gemachten Natur) kommt man

wieder auf ein Subjekt als dessen Eigenes, mit sich selbst Identischen: Die Natur - Öko - in Gefahr. Natur, die gemordet und ausgerottet wird.

Gemorded werde. Das System Natur unterliegt damit einem neuen moralischen Strafrecht. Darauf läuft es hinaus. Natur wäre dann weniger Grundlage menschlicher Reproduktion. Sie wäre ein Gegenüber und ihr käme ein Status zu, vergleichbar dem Menschen selbst. Ein Versuch quasi

bürgerlichen Universal-Rechts, Naturzerstörung dinghaft zu machen. Ankläger wäre aber wer?

Schuldiger wäre wer?

@threadreaderapp unroll