Im Dezember war noch weniger bekannt über die neuen Varianten.
Die wissenschaftliche Taskforce entwickelte Szenarien, wie sich die Fallzahlen entwickeln könnten abhängig vom (für die alte Variante) erreichten R-Wert und der erhöhten Ansteckungsfähigkeit der neuen Varianten. 1/17
Diese Szenarien sagten sozusagen: “Wenn der R-Wert der alten Variante zwischen 0.8 und 0.9 liegt, erwarten wir eine Entwicklung der täglichen Fallzahlen zwischen diesen beiden Kurven.”
Die Erwartung der Taskforce hat sich bisher sehr gut bestätigt. 2/17
Das Modell der Taskforce scheint also die tatsächlichen Geschehnisse sehr gut abgeschätzt zu haben: die Eindämmung der alten Variante und den schnellen Anstieg der neuen Varianten.
Was, wenn wir auch weiterhin diesen Kurven folgen? 3/17
Wie könnten sich die Fallzahlen nun weiterentwickeln? Überlegen Sie sich, was Sie erwarten und weshalb. Was würde das bedeuten für die Dauer der Massnahmen? Für die betroffenen Betriebe? Für die Spitäler? Für die Gesellschaft? Ich sehe 3 grundsätzliche Optionen: 4/17
1) Wir lockern Massnahmen: Fälle würden vermutlich schneller wieder ansteigen. Nach einer kurzen Massnahmen-Pause wären dann bald deutlich härtere Massnahmen nötig, für länger. Nur um wieder zurückzukommen zu dem Punkt, wo wir heute schon sind. 5/17
2) Wir machen weiter wie gehabt: Das bedeutet endlose Massnahmen, die schrittweise verschärft werden müssen, nur um Fallzahlen konstant zu halten. Es hört nicht auf. Bis wir in einigen Monaten genügend impfen konnten.
3) Wir verschärfen Massnahmen: Damit könnten wir Fallzahlen schneller deutlich senken. Und so Massnahmen, die alle betreffen, lockern und sie durch gezieltere Interventionen ersetzen, die nur sehr wenige betreffen. 7/17
Hätten wir schon Anfang Jahr strengere Massnahmen eingeführt, die den R-Wert auf 0.7 gesenkt hätten, so würden wir heute das Ziel der 300 Fälle pro Tag erreichen, das Herr Mathys vom BAG nannte. Nach ein bisschen mehr als einem Monat. 8/17
“Aber wir haben doch schon so viele Massnahmen. Mehr geht doch gar nicht!”. Natürlich geht noch mehr. Aus persönlicher Erfahrung ist kaum jemand im Home Office, obwohl dies problemlos möglich wäre. Private Kontakte werden auch weniger eingeschränkt. 9/17
Und dann die Schulen: Dass Kinder nicht betroffen seien und einander nicht ansteckten, ist schlichtweg falsch. Das wissen wir unterdessen sehr gut, basierend nicht nur aus Erfahrungen aus dem Ausland, sondern auch aus der Schweiz selbst. 10/17
Die Karte der bekannten Schulcluster sollte eindrücklich genug sein. Wer noch behauptet, Schulen und Kinder spielten keine Rolle, belügt sich entweder selbst oder versucht, andere in die Irre zu führen. 11/17
Wo kommen denn noch viele Menschen verschiedenster Haushalte zusammen und verbringen mehrere Stunden gemeinsam in engem Kontakt in Innenräumen? Jede Schule ist eine Grossveranstaltung. 12/17
Dass sich die Kinder ab und zu die Hände waschen, ist kein “strenges Schutzkonzept”. Die Zahlen zeigen klar, dass diese Konzepte keinen Schutz bieten. Aber anstatt das einzusehen, erzählen wir uns weiterhin Märchen und wundern uns über die “Rätsel” der vielen Ansteckungen. 13/17
Wir müssen über die Schulen reden. Der Bundesrat und Kantonsregierungen sollten Zahlen nicht verstecken, sondern sie transparent zur Verfügung stellen. Und dann besonnen Abwägungen treffen anstatt Ideologie zu propagieren. 14/17
Auch - und insbesondere - im Interesse der Kinder. Wenige Wochen Fernunterricht sind zu verkraften. In den Sommerferien fällt die Welt auch nicht auseinander. Monate des Fernunterrichts wären deutlich schwieriger. 15/17
Und etwas Fernunterricht ist in jedem Fall harmlos im Vergleich zu bleibenden Gesundheitsfolgen für Kinder, Eltern, Grosseltern, Lehrer. Wer Fernunterricht für unzumutbar hält, sollte sich überlegen, wie sich der Verlust eines Elternteils auf ein Kind auswirkt. 16/17
Und wer sich um die Wirtschaft sorgt, wenn Eltern zuhause abgelenkt sind von ihren Sprösslingen, sollte bedenken, dass die offenen Schulen Schliessungen von Restaurants/Geschäften verlängern. Die Beizer sollten Fernunterricht am lautesten fordern. 17/17
Dass insbesondere in Deutschland das Ziel #ZeroCovid nun vermischt wird mit Forderungen bezüglich Verstaatlichung von Spitälern, Lohnerhöhungen für Gesundheitspersonal, Verbot von Profiterzielung durch Impfstoffherstellung sowie Einführung neuer Steuern, ist nicht hilfreich. 3/5