Eigentlich wollte ich zum Thema #VitaminD und #COVID19 nichts mehr schreiben. Zu nervig. Jetzt macht ein neuer #Preprint die Runde. Die Pressemeldungen überschlagen sich schon, ohne die erheblichen Schwachpunkte zu nennen. Ein kleiner Servicetweet. 1/x papers.ssrn.com/sol3/papers.cf…
Es handelt sich mal wieder um einen sog. #Preprint. Das heißt: Das wissenschaftliche Prüfverfahren des Peer Reviews wurde noch nicht durchlaufen. Peer Review nervt mich auch oft, aber ohne geht’s nicht. Deshalb: Dies sind noch nicht überprüfte Daten! 2/x
Der Titel klingt harmlos, aber das Abstract hat es in sich: 551 zufallsverteilte #COVID19-Patienten haben entweder #Calcifediol (VitaminD3-Vorstufe) oder nichts erhalten (Kontr.). Ergebnis: Aus der Vitamin D-Gruppe starben 36 Patienten (6,5%), aus der Kontrollgruppe 57 (15%). 3/x
Die Autoren berechnen: Durch #VitaminD-Gabe wird die COVID19-Sterblichkeit um unglaubliche 60 % reduziert. Würden diese Ergebnisse stimmen, wäre das eine Sensation und die wirksamste #COVID19-Therapie überhaupt. Was ist das Problem? 4/x
Anders als im Abstract beschrieben wurden keine PATIENTEN zufallsverteilt, sondern Krankenhausstationen (= Cluster-Randomisierung). Kann man machen, wenn man die Daten mit einer Cluster-Statistik auswertet. Das wurde nicht gemacht. CRT ≠ RCT. 5/x aerzteblatt.de/archiv/196554/…
Das Problem ist aber noch größer: Die Patienten wurden NICHT zufällig auf die jeweiligen Stationen verteilt! Heißt: Einige der Stationen hatten schwerer erkrankte Patienten als andere. Das hatte zur Folge: Ausgerechnet bei der #VitaminD-Baseline gab es massive Unterschiede. 6/x
In der Kontrollgruppe (die dann auch noch kein VitaminD erhielt!) war der Ausgangswert für #VitaminD gravierend niedriger als in der Interventionsgruppe. Warum? Vermutlich, weil die Patienten eben NICHT zufällig auf die Stationen verteilt wurden. 7/x
Menschen mit schlechtem #VitaminD-Status (aufgrund von Vorerkrankungen) haben eine schlechtere Prognose – und genau diese Patienten waren in der Kontrollgruppe hochsignifikant überrepräsentiert. 8/x
Nebenaspekt: In der Kontrollgruppe waren Patienten mit #VitaminD-Baseline von 8 (!) ng/ml. Das ist schwerster VitaminD-Mangel. Wie war es ethisch vertretbar, diesen Patienten KEIN Vitamin D zu geben? Ich kenne Ethikkommissionen, die das nie zulassen würden. 9/x
Fazit: Aufgrund falscher Statistik und #VitaminD-Baseline-Bias beweisen die Daten keine Wirksamkeit von Vitamin D bei #COVID19. Aktuelle, methodisch extrem hochwertige Mendelsche Analysen haben die Hypothese einer VitaminD-Wirksamkeit ohnehin widerlegt. 10/x
Und was ist mit dem Punkt “Zumindest schadet es nicht“? Es stimmt: Das DIREKTE Risiko durch unwirksame #VitaminD-Einnahme ist gering. Das Hauptrisiko ist INDIREKT: Wer an Vitamin D glaubt, vernachlässigt ggf. wirksame Schutzmaßnahmen. Von Evidenz mal ganz abgesehen. 12/12

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