1/ Ich liebe Podcasts und höre meist 1-2h am Tag welche. Deswegen ist es spannend für mich, wenn neue Podcasts zu #Sexarbeit rauskommen. Die werden asap gehört. Oft habe ich danach Lust, dazu was zu schreiben, so auch bei der Sexarbeitsfolge von @polit_menu.
2/ Eine kleine Rezension:
Als Podcasterin weiß ich, dass es nicht einfach ist, über ein so komplexes Thema zu sprechen. Höre ich mich selbst, denke ich oft, das hättest Du noch sagen müssen, oder wieso hast Du nicht lieber dieses Beispiel gebracht?
3/ Ich finde es gut, dass Kolleg:innen ihre Sex-Arbeit leidenschaftlich verteidigen und das ist hier der Fall. Aber ich möchte respektvoll ein paar Aspekte ansprechen, die ich problematisch finde:
4/ Gleich am Anfang geht es mit den Begriffen ganz schön durcheinander: "Sexwork" und "Sexarbeit" sind nicht aus dem Nichts erschienen und stammen btw aus der Generation, die im Podcast an einigen Stellen verantwortlich gemacht wird, dass es heute noch Stigma gegenüber SW…
5/ …gibt. Ich mag den Begriff Prostitution auch nicht, aber er ist in D formaljuristisch und auch wissenschaftlich in Gebrauch. Das ist also keine reine Frage des Gefallens.
6/ Nun zur Perspektive: Im Text zur Folge ist zu lesen, dass es um die persönlichen Gedanken der Kollegin geht. Trotzdem macht mir die Repräsentation und das Sprechen für eine sehr heterogene Gruppe doch Bauchschmerzen. Wieso? Klar ist Spaß als Motivation voll valide, aber:
7/ Ohne den Spaß verderben zu wollen, hätte ich mir hier einen Disclaimer gewünscht, dass dies für viele Sexarbeitende anders sein kann. Othering und die Diskreditierung als Lobby durch die Sexarbeitsgegner ist das Eine.
8/ Das Andere ist Empathie und Anerkennung gegenüber allen Einstiegsgründen in die Sexarbeit.
Die Einschätzung zu Stigma teile ich nicht: Stigma könnte sich als Generationenproblem mit dem "Wegsterben der Alten" (sic!) erledigen.
9/ Das ist mir persönlich zu einfach und greift als Argument auch nicht, wenn ich an das Ende der 70er und Anfang der 80er denke, als Carol Leigh den Begriff Sexwork geprägt hat, als HWG und @hydra_berlin und viele für SW heute wichtige Strukturen entstanden.
10/ Obwohl hier eine persönliche Geschichte erzählt wird, verweist der Podcast mehrfach auf Armut und Kapitalismus. Danke dafür.
11/ Sexarbeitende haben ganz unterschiedliche Lebensrealitäten und viele, wenn nicht alle, sind komplex mit einem globalen, landnehmenden Kapitalismus verwoben.
12/ Die Idee des Hosts einer Art SW-Ausbildung halte ich für abwegig, weil das an den Bedürfnissen vieler Kolleg:innen vorbeigeht (eben keine Zugangsbeschränkung für den Einstieg/informell/ohne Zeugnis, auch für Menschen mit geringen Sprachkenntnissen möglich).
13/ Als im Podcast die Prostitutionspolitiken zur Sprache kommen holpert es für mich sehr, denn nun gehen Begriffe wie Regulierung, Kontrolle, Schutz durcheinander.
14/ Doch die größte Baustelle ist für mich das Opfer-Narrativ, dass sich durch die ganze Folge zieht, wann immer die Rede auf sog. Armutsprostitution kommt. In Minute "55 fällt gar der Satz: Armutsprostituierte seien ja keine Sexworker. Wie bitte?
15/ Oder anhand des Beispiels der "eingewanderten Rumänin", mit Hilfe dessen die Themenkomplexe Menschenhandel/prekäre Sexarbeit/Ausstieg auf für mich problematische Weise angerissen werden.
16/ Ich hatte leider oft das Gefühl, dass mit Alten, Behinderten, Migrantisierten nicht sehr respektvoll umgegangen wird. Und darin liegt für mich der Knackpunkt: Spaltung ist ein Mittel der Gegner:innen, Sexarbeitende gegeneinander auszuspielen.
17/ Mit Sensibilität gegenüber Marginalisierten und einem Bewusstsein für Dominanzkultur und Privilegien -Stichwort Hurenhierarchie/Whorachy- gelingt das Normalisieren von Sexarbeit in der Gesellschaft vielleicht eher? Gedacht als freundliche Kritik einer Kollegin & Podcasterin.
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1/ Seit Kurzem weiß ich, dass ich Covid19 hatte. Wann genau ist ungewiss, ich vermute, dass ich mich bei einem Vortrag Anfang März #20 in Innsbruck infiziert habe. Isoliert habe ich mich als das RKI Tirol am 14.3. zum Risikogebiet erklärte. Zu spät, denke ich heute.
2/ Einen Test machte ich damals nicht, weil meine Symptome wie eine schwere Erkältung wirkten. Ende März begann ich aus Panik vor der Pleite in einem Laden Regale aufzufüllen. Nach den Schichten (5-6h) war ich erschöpft und musste mich hinlegen.
3/ Da das ein Knochenjob war, hat mich das nicht irritiert. Mitte April hatte ich eine heftige Entzündung im Zehengelenk, wird die harte Arbeit sein, ich meldete mich krank und schmiss den Job, weil der Fuß lange trotz Kortison nicht besser wurde.
CN Covid19
CN Post Covid
Seit einem halben Jahr beobachte ich an mir, dass ich oft müde bin. Hinzu kamen ein Haufen seltsamer Infekte: Schultergelenk, Zehengrundgelenk, Mittelohr, Auge und immer mehr Atemnot. Leider hatte ich bis jetzt nicht das Selbstvertrauen für einen Test./1
Schon in der Kindheit wurde mir vermittelt, ich bildete mir Sachen ein, um Aufmerksamkeit zu erregen. Unschöne Folgen dessen bis heute. Im Januar war ich bei einer Onlinekonferent und dort wurde auch über (long) Covid gesprochen. Das hat bei mir den Ausschlag zum Test gegeben./2
Heute das Ergebnis: die Antikörper schaffen Fakten: Ja, ich hatte Covid. Mixed feelings, einerseits Erleichterung, dass es KEINE Einbildung war, (btw same-same als ich mit 32 die Autismusdiagnose erhielt) + andererseits Wut auf mich, dass ich lange gezögert habe./3
CN: Ableism
N' Paar Gedanken zur sich selbstbewahrheitenden Erzählung der Mehrheitsgesellschaft:
Sie entscheidet darüber, ob Dir das Attribut "behindert" überhaupt zusteht.
"Es geht Dir doch eigentlich gut, Du lebst selbstbestimmt!" Nicht "genug" Opfer sein - in ihren Augen.
Zuviel Privilegien als dass Dir Emphatie oder Respekt zustünde. Als Mensch mit Behinderung sollst Du gefälligst dankbar sein+still. Du sprichst über Deine Erfahrung? Rechne mit Silencing, wenn es nicht den Erwartungen der Mehrheit entspricht. Du kannst gar nicht "echt" sein.
Dann erzählen sich Nicht-Autist:innen gegenseitg ihr angelesenes Wissen über Autismus statt der Autist:in zuzuhören und zu lernen. Dir wird die Expertise aberkannt, sie finden Dich zu funktional und nennen Dich Fake. So geht die Erzählung, an deren Ende Diskriminierung steht.
Am 10. Fachtag zu #Sexualität & Psyche spreche ich über:
"Sexualität und #Trauma in der #Sexarbeit"
Beim Schreiben brodelt es in mir, wenn ich den Mist lesen muss, den Kraus, Breimayer & Co zu diesem Thema verzapfen.
Doch es ist wirklich Zeit das Thema selbst zu besetzen!/1.
Ich fordere eine feministische, betroffenenkontrollierte Therapie für Sexworker:innen (SW) statt zu gestatten, dass selbsternannte Retter:innen SW pathologisieren und entmündigen.
SW entscheiden selbst, über Empowerment & Art der Therapie, wenn sie sich für eine entscheiden./2.
Derzeit wird ein Teil der Traumatherapie instrumentalisiert, SW zu erpressen, dass sie erst NACH dem Ausstieg Zugang zu TraumaTherapie (nur Trauma-, und nicht die Form, die SW wünschen) erhalten. Oder sie sollen durch die Freierkriminalisierung zum Ausstieg gezwungen werden./3.
Heute ist der letzte Tag der Online-Petition: #Sexarbeit|erinnen und ihre Verbündete appellieren an die Antilopen Gang.
Lass mich mal kurz rekapitulieren, was seitdem geschehen ist: Unkritisch stellte die Gang ein Huschke-Mau-Zitat ans Ende ihres YT-Clips zum Pocher-Diss. /1
Wir sehen daran, dass weder Künstler*innen wissen, wen sie da supporten, noch die breite Öffentlichkeit die toxische Botschaft der Anti-Sexarbeits-Lobby von einem generellen Aufruf gegen Frauenhass und sexualisierte Gewalt trennt. Nur eine Woche später: /2
Joko & Klaas griffen mit ihrer Sendung #Maennerwelten diese Themen auf. Zum Schluss machten sie prominent und kostenlos Werbung für die deutsche Terre des femmes - Organisation. Die Reichweite der Antilopen Gang und der Medienclowns Joko & Klaas sind groß. /3