1/ Seit Kurzem weiß ich, dass ich Covid19 hatte. Wann genau ist ungewiss, ich vermute, dass ich mich bei einem Vortrag Anfang März #20 in Innsbruck infiziert habe. Isoliert habe ich mich als das RKI Tirol am 14.3. zum Risikogebiet erklärte. Zu spät, denke ich heute.
2/ Einen Test machte ich damals nicht, weil meine Symptome wie eine schwere Erkältung wirkten. Ende März begann ich aus Panik vor der Pleite in einem Laden Regale aufzufüllen. Nach den Schichten (5-6h) war ich erschöpft und musste mich hinlegen.
3/ Da das ein Knochenjob war, hat mich das nicht irritiert. Mitte April hatte ich eine heftige Entzündung im Zehengelenk, wird die harte Arbeit sein, ich meldete mich krank und schmiss den Job, weil der Fuß lange trotz Kortison nicht besser wurde.
4/ Die Soforthilfe verhinderte , dass ich mich ins nächste "Jobabenteuer" stürzte. Mir ging es kurz gut, ich fühlte mich fit. Im Mai hatte ich eine Entzündung im Schultergelenk, die mich ziemlich ausknockte, den linken Arm heben ging nur unter Schmerzen.
5/ Als nächstes eine virale Augeninfektion, ich fragte den Arzt was für Viren, das müsste ich nicht wissen, war die Antwort. Von Entzündungen nach überstandener Covid19-Infektion hatte ich noch nie gehört. Wieder Kortison.
6/ Im Sommer dann Nachtschweiß - nichts Ungewöhnliches, dachte ich. Ich jobbte wieder, diesmal in einem Tattoostudio und war nach einem Arbeitstag vollkommen geliefert.
7/ Schlapp, auf einer Wandertour im September schaffte ich kaum 20km, ein Witz, mit Gepäck war ich früher viel weiter gelaufen. Dann eine Mittelohrentzündung mit kleinem Hörsturz. Druck auf den Ohren, Schwindel, bis heute.
8/ Genau weiß ich nicht, wann es anfing, dass ich schlechter Luft bekam. Kurzes Treppensteigen ließ mich keuchen.
9/ Da ich 2020/21 als Sexarbeiterin vom Tätigkeitsverbot betroffen bin, dachte ich: "Du bist einfach aus der Übung", und ging mehr zum Sport, versuchte anders zu essen. Ab November dann Sport zuhause, meine Kondition blieb unterirdisch.
10/ Ich bekomme zwar Muskeln, aber ich bewältige die 20-min Einheiten nur geradeso. Es wurde eher schlechter. Bei Vorträgen oder wenn ich bei einem Spaziergang telefonieren möchte, gerate ich außer Puste.
11/ Schlafstörungen, Nachtschweiß, getrübte Stimmung, Erschöpfung, Halsschmerzen und diffuse Muskelschmerzen, die ich ignorierte, "Das bildest Du Dir ein". Mit Freund:innen witzelte ich: "Das ist das Alter."
12/ Zur Erinnerung, die Infektion mit SARS-COV2 liegt fast ein Jahr zurück. Ich mache mir Sorgen, ob und wann es besser wird. Mein Umfeld wiegelte eher ab: Na, wird schon nicht DAS sein, kann auch was anderes sein, Du warst ja auch vorher schon depri.
13/ Wenn ich es heute aufschreibe, denke ich, da war ja jeden Monat was Anderes. Mitten drin ist mir das aber nicht aufgefallen. Zu tief sitzen in mir neoliberale Parolen, wie funktionieren, durchhalten, es muss sich nicht gut anfühlen.
14/ Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie wir im Kapitalismus weiter leben sollen, wenn per heute 2,4 Mio. Menschen bekanntermaßen an Covid19 erkrankt waren und Spätfolgen entwickeln können. Ohne die Dunkelziffer, in der ich mich ja auch verstecke.
15/ Alles muss getan werden, um Gesundheitsschutz für alle zu ermöglichen, das Impfen muss asap für alle verfügbar werden und es braucht viel weitgehendere Perspektiven für Grundeinkommen, Entkapitalisierung des Wohnungsmarktes und Schutz von marginalisierten Gruppen anbelangt.
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19 Feb
CN Covid19
CN Post Covid
Seit einem halben Jahr beobachte ich an mir, dass ich oft müde bin. Hinzu kamen ein Haufen seltsamer Infekte: Schultergelenk, Zehengrundgelenk, Mittelohr, Auge und immer mehr Atemnot. Leider hatte ich bis jetzt nicht das Selbstvertrauen für einen Test./1
Schon in der Kindheit wurde mir vermittelt, ich bildete mir Sachen ein, um Aufmerksamkeit zu erregen. Unschöne Folgen dessen bis heute. Im Januar war ich bei einer Onlinekonferent und dort wurde auch über (long) Covid gesprochen. Das hat bei mir den Ausschlag zum Test gegeben./2
Heute das Ergebnis: die Antikörper schaffen Fakten: Ja, ich hatte Covid. Mixed feelings, einerseits Erleichterung, dass es KEINE Einbildung war, (btw same-same als ich mit 32 die Autismusdiagnose erhielt) + andererseits Wut auf mich, dass ich lange gezögert habe./3
Read 5 tweets
17 Feb
1/ Ich liebe Podcasts und höre meist 1-2h am Tag welche. Deswegen ist es spannend für mich, wenn neue Podcasts zu #Sexarbeit rauskommen. Die werden asap gehört. Oft habe ich danach Lust, dazu was zu schreiben, so auch bei der Sexarbeitsfolge von @polit_menu.
2/ Eine kleine Rezension:
Als Podcasterin weiß ich, dass es nicht einfach ist, über ein so komplexes Thema zu sprechen. Höre ich mich selbst, denke ich oft, das hättest Du noch sagen müssen, oder wieso hast Du nicht lieber dieses Beispiel gebracht?
3/ Ich finde es gut, dass Kolleg:innen ihre Sex-Arbeit leidenschaftlich verteidigen und das ist hier der Fall. Aber ich möchte respektvoll ein paar Aspekte ansprechen, die ich problematisch finde:
Read 17 tweets
7 Feb
CN: Ableism
N' Paar Gedanken zur sich selbstbewahrheitenden Erzählung der Mehrheitsgesellschaft:
Sie entscheidet darüber, ob Dir das Attribut "behindert" überhaupt zusteht.
"Es geht Dir doch eigentlich gut, Du lebst selbstbestimmt!" Nicht "genug" Opfer sein - in ihren Augen.
Zuviel Privilegien als dass Dir Emphatie oder Respekt zustünde. Als Mensch mit Behinderung sollst Du gefälligst dankbar sein+still. Du sprichst über Deine Erfahrung? Rechne mit Silencing, wenn es nicht den Erwartungen der Mehrheit entspricht. Du kannst gar nicht "echt" sein.
Dann erzählen sich Nicht-Autist:innen gegenseitg ihr angelesenes Wissen über Autismus statt der Autist:in zuzuhören und zu lernen. Dir wird die Expertise aberkannt, sie finden Dich zu funktional und nennen Dich Fake. So geht die Erzählung, an deren Ende Diskriminierung steht.
Read 5 tweets
7 Feb
Wtf?
Verkaufstory plus: Was nicht sein kann, was nicht sein darf?
Will sagen: Ich bin nicht behindert genug, zu selbständig.
Read 4 tweets
20 Dec 20
Am 10. Fachtag zu #Sexualität & Psyche spreche ich über:
"Sexualität und #Trauma in der #Sexarbeit"
Beim Schreiben brodelt es in mir, wenn ich den Mist lesen muss, den Kraus, Breimayer & Co zu diesem Thema verzapfen.
Doch es ist wirklich Zeit das Thema selbst zu besetzen!/1.
Ich fordere eine feministische, betroffenenkontrollierte Therapie für Sexworker:innen (SW) statt zu gestatten, dass selbsternannte Retter:innen SW pathologisieren und entmündigen.
SW entscheiden selbst, über Empowerment & Art der Therapie, wenn sie sich für eine entscheiden./2.
Derzeit wird ein Teil der Traumatherapie instrumentalisiert, SW zu erpressen, dass sie erst NACH dem Ausstieg Zugang zu TraumaTherapie (nur Trauma-, und nicht die Form, die SW wünschen) erhalten. Oder sie sollen durch die Freierkriminalisierung zum Ausstieg gezwungen werden./3.
Read 12 tweets
22 May 20
Heute ist der letzte Tag der Online-Petition: #Sexarbeit|erinnen und ihre Verbündete appellieren an die Antilopen Gang.
Lass mich mal kurz rekapitulieren, was seitdem geschehen ist: Unkritisch stellte die Gang ein Huschke-Mau-Zitat ans Ende ihres YT-Clips zum Pocher-Diss. /1
Wir sehen daran, dass weder Künstler*innen wissen, wen sie da supporten, noch die breite Öffentlichkeit die toxische Botschaft der Anti-Sexarbeits-Lobby von einem generellen Aufruf gegen Frauenhass und sexualisierte Gewalt trennt. Nur eine Woche später: /2
Joko & Klaas griffen mit ihrer Sendung #Maennerwelten diese Themen auf. Zum Schluss machten sie prominent und kostenlos Werbung für die deutsche Terre des femmes - Organisation. Die Reichweite der Antilopen Gang und der Medienclowns Joko & Klaas sind groß. /3
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