1/9 Es ist mein *Eindruck*, dass die #Covid19-Krise bzw. ihr schwaches Management durch die Politik auch etwas Systemisches offenbart: dass die Entfernung zwischen Entscheidungsträgern und Bürgern (bzw. sogar mittleren Ebenen) zu groß ist, und die Kommunikation eher einseitig.
2/9 Es ist bezeichnend, wie verbreitet und wiederkehrend die Klage der sich äußernden Landräte / Stadträte ist, die Entscheider würden nicht mit ihnen kommunizieren, undurchdachte Entscheidungen ihnen vor die Füße kippen und sie mit der Umsetzung alleine lassen.
4/9 Was sie sagen, ist praktisch: ihr Input, ihr lokales Wissen wird im Vorfeld nicht genutzt und sie werden auch als "reality check" nach getroffenen Entscheidungen nicht genutzt bzw. gehört.
Es gibt kein Feedback nach oben; die Kommunikation ist hierarchisch einseitig.
5/9 Es sieht fast so aus als würde das System die Entscheider in den BL von den Objekten ihres Tuns etwas zu stark isolieren, so dass sie sich im Normalfall keine Sorgen über die tatsächliche Umsetzbarkeit und die tatsächlichen Auswirkungen ihrer Entscheidungen machen müssen.
6/9 Das ist natürlich verheerend, wo in einer Notlage plötzlich das (und nur das) zählt, was vor Ort auch wirklich ankommt und umgesetzt wird, und die Entscheider in ihrem gewohnten Stil vorgehen.
7/9 Genauso scheint es auch eine ungewohnte Situation für die Entscheider zu sein, dass die Akzeptanz und Annahme ihrer Entscheidungen durch die BürgerInnen plötzlich Relevanz hat - und sie scheinen bislang nicht besonders gut mit diesem neuen Faktor umzugehen.
8/9 Ich habe keine echte Lehre aus der Sache, stelle aber fest, dass wir in einer Lage sind, wo der gewohnte Regierungsstil nicht wirklich funktioniert; und die Entscheidungsebene sich schwer tut, sich an diese Realität anzupassen, zumal dies für sie ein Machtverlust wäre.
9/9 Denn - dem Bürger zuhören, auf Kohärenz der Beschlüsse achten, Umsetzbarkeit mit der Ebene drunter besprechen - das nagt alles am Spielraum des Entscheiders.
Aber vielleicht ist es doch nötig, um endlich mehr Schwung und mehr Erfolg in die staatlichen Maßnahmen zu bringen.
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1/ Heute Abend wieder Kaffe&Kuchen Tratschrunde mit Plasberg.
Und - ich weiß, ihr werdet es kaum glauben, aber - nach ca. 188 durchgehend einseitigen Talkshows über die Qualen des Lockdowns, kommt die 189. einseitige Talkshow über die Qualen des Lockdowns.
2/ Darauf lässt zumindest der Appetitmacher des Senders schliessen:
“Viel Druck im Kessel – wie lange ist ein Lockdown noch zu halten?
Familien am Limit, Restaurant- und Ladenbesitzer verzweifelt – auch die Geduldigsten werden langsam mürbe.
3/ Kurz: Der Druck steigt. Wie lange hält noch der Deckel auf dem Land? Muss Deutschland jetzt ins Risiko gehen? Oder wäre das unverantwortlich?”
Schwere Frage. Wie lautet wohl die Antwort? Dieser Lockdown macht ja gar keinen Spaß??!!
1/4 Indiskrete Frage an die deutsche Politik: sind die Pläne schon in der Schublade, wie man eine Multiplikation der Impfaktivität organisatorisch und logistisch hinkriegt?
2/4 Ich meine, die Politik erzählt sein etlichen Wochen, man könnte 10-mal so viel impfen, wenn nur genug Impfstoff da wäre; aber keine Bange, in Q2 würden mehrere Zehnmillionen Ampullen kommen.
3/4 Was leicht verdächtig ist, dass man gar nichts über Planungs- Vorbereitungsarbeit hört, wie man das alles bewältigen und verimpfen will.
Wenn der Grund nur die übliche Geheimniskrämerei der Politik ist, ist das noch die bessere Möglichkeit.
1/8 Etliche Monate lang wurden die für den Staat/die Eigentümerkaste wertlosen Aktivitäten (sprich, alles Private) drakonisch begrenzt, um die für sie wertvollen Aktivitäten (Beruf, GDP) weitgehend zu verschonen.
2/8 Die Bevölkerung hat monatelang auf allen Kanälen nach der Logik bzw. Kohärenz der Maßnahmen gefragt und wurde von der gesamten deutschen Politik in all der Zeit keiner Antwort gewürdigt.
3/8 ("Wir müssen aufhören, endlos zu diskutieren und das Beschlossene einfach mal umsetzen" ist keine Antwort; es ist das Gegenteil einer Antwort - ein sinnbildlicher Mittelfinger in Richtung der Fragenden)
1/6 Wenn ich ihn richtig verstehe, hat @c_drosten irgendwann im Herbst beschlossen, es sei ein Fehler gewesen, in der öffentlichen Arena für seine Wissenschaftlichen Erkenntnisse zu kämpfen, beschloss, sich von dort zurückzuziehen, und riet KollegInnen privat Ähnliches.
2/6 Der Entscheidung muss unter anderem zwangsläufig auch jene Annahme zugrunde gelegen haben, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch ohne aktiver „Vermarktung“ ihren Weg zu der Bevölkerung und den Entscheidungsträgern finden würden.
3/6 Diese Annahme sollte in einer freien, demokratischen, vermeintlich aufgeklärten, insgesamt doch funktionierenden Gesellschaft, bei einer so wichtigen Angelegenheit, eigentlich keine besonders wilde sein.
Mit:
S. Kurz, männlicher Bundeskanzler
W. Schäuble, CDU
D. Brockmann, Epidemiologe
D. Tekkal, Autorin
S. Anderl, FAZ
G. Steingart (er wird "Media Pioneer" genannt - das ist clever)
Also, die Vertreter
- altpreußischer Ordnungspolitik (und Charme!)
- des neurechten Playboy-Populismus
- des von gedanklichen Inhalten befreiten, zu Manieren und Reflexen reduzierten Überbleibsel des konservativen Journalismus, und
- der whacky-Publizistik
Meinen Talkshow-Erfahrungen der letzten Wochen zufolge bedeutet "Hart aber Fair", dass man ggf. die Augenbrauen leicht zusammenzieht, wenn ein Gast absoluten Mist erzählt, aber es um Gottes Willen ja nicht zur Sprache bringt.