Eine Übersicht [Thread] dazu, was wirklich dazu geführt hat, das Impfungen mit #AstraZeneca vorrübergehend ausgesetzt werden. Man liest in den Medien immer wieder, dass das Auftreten von Thrombosen der Grund wäre. Das ist nicht ganz richtig und nur die halbe Wahrheit. 1/
Es sind in Deutschland bei 1,6 Millionen verabreichten Impfdosen AZ 7 Fälle von Sinusvenenthrombosen aufgetreten. Das sind Thrombosen in den großen venösen Zusammenflüssen des Gehirns. de.wikipedia.org/wiki/Sinusthro… 2/
Insgesamt waren davon 6 Frauen und ein Mann betroffen. Davon alleine 3 Fälle in den letzten Tagen. Insgesamt sind von Betroffenen bislang 3 Personen gestorben. Jetzt könnte man sagen: Na und, Thrombose ist Thrombose? Doch so einfach ist es leider nicht. Das Besondere ist hier 3/
der auslösende Grund dieser Thrombose: Alle 7 erlitten ein sogenanntes Spontanes Heparin-induzierten Thrombopeniesyndrom, welches eine prothrombotische, also thromboseinduzierende Thrombozytopenie (ein extremer Mangel an Blutplättchen, die essentiell für die Gerinnung sind) 4/
auslöst. Dieses führte zu petechialen (punktförmigen) Hauteinblutungen und eben der bereits erwähnten Sinusvenenthrombose. Auslöser sind hier IgG-Antikörper, die sich gegen den Plättchenfaktor 4/Heparin-Antigenkomplex richten. flexikon.doccheck.com/de/Pl%C3%A4ttc… 5/
Halt Stopp! werden jetzt die geneigten Leser zurecht sagen: Die Patienten haben doch gar kein Heparin bekommen, woher dann die Antikörper? Richtig, und die Entstehung ist letztlich total ungeklärt. Man spricht hier auch von einer HIT-mimicking disorder ohne vorherige 6/
Heparin-Exposition. Wie es zu der spontanen Bildung dieser Antikörper kommt, ist ungeklärt. Ich fand eine gute Arbeit von Takuya Okata et al., letztlich ein Case-Report, in der postuliert wird, dass es zu der Bildung von Antikörpern gegen den PF4/Polyanion Komplex kommt 7/
ausgelöst durch die vorherige Exposition mit einem Polyanion, beispielsweise der Oberfläche von Bakterien oder Nukleinsäuren. Spinnen wir den Gedanken weiter: In dem Impfstoff von #AstraZeneca ist offensichtlich eine polyanionische Struktur verborgen, die bei ganz wenigen 8/
Menschen eine Bildung von autoimmunologischen Antikörpern induziert, die sich dann gegen einen Komplex kombiniert aus dem PF4 und dem besagten Polyanion richten. Die Bindung der Antikörper an diesen Komplex löst dann wiederum eine Thrombozytenaktivierung aus, es kommt zu einem 9/
übermässigen Verbrauch von Thrombozyten durch die Gerinnungsaktivierung. In der Folge entstehen Thrombosen, hier offensichtlich bevorzugt in den Sinusvenen und einem konsekutiven Abfall der Thrombozytenzahl (Thrombozytopenie) mit resultierender Blutungsneigung. Was wir also 10/
nun herausfinden müssen ist: Welche Struktur genau induziert die Bildung dieser Auto-AK und kann man den Impfstoff entsprechend verändern, dass das nicht mehr passiert? Gibt es Ko-Faktoren, die diesen Pathomechanismus begünstigen? (Medikamente, Hormone, Vorerkrankungen) 11/
Man muss, entschuldigt meine vereinfachte Sichtweise, ich bin wahrlich kein Biochemiker, herausfinden, was das besagte Polyanion ist. Ist es womöglich ein Epitop des Spikeproteins selbst? Oder die Kombination aus diesem und einem Faktor X in dem Impfstoff selbst? 12/
Diese Fragen müssen schleunigst geklärt werden, damit man im Verlauf gegebenenfalls rasch weiter impfen kann. Da diese spontanen heparininduzierten Thrombozytopenien extrem selten sind, rechtfertigt diese extrem seltene NW meiner Ansicht nach keinen Entzug der Zulassung. Wir 13/
Mediziner geben ja schließlich auch täglich und in hoher Zahl Heparin, trotz des Risikos eines HIT II, dass im übrigen bei 2-3% für unfraktioniertes Heparin liegt. Bei niedermolekularem Heparin ist das Risiko deutlich niedriger. Das entspricht rechnerisch einem Risiko von 14/
1:33 bis 1:50. Im Vergleich: 7 Fälle bei 1,6 Millionen Impfungen entspricht einem Risiko von 1:230.000. Heparin wird trotzdem täglich zigtausendfach verwendet. Sollten wir also, mitten in der Dritten Welle einer Pandemie, einen Impfstoff rausnehmen, der nachweislich auch 15/
gut gegen die Virusmutationen funktioniert? Das stelle ich mal zur Diskussion.
Die Kollegen der Arbeitsgruppe um Andreas Greinacher von der Uniklinik Greifswald haben den Pathomechanismus, der hinter den Sinusvenenthrombosen steckt geknackt. Früh erkannt lässt sich diese Impfkomplikation gut behandeln. #AstraZeneca spektrum.de/news/astrazene…
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Aktuell findet bereits in vielen Regionen Deutschlands eine #Triage statt. Hier ein Fall einer befreundeten Hausärztin aus den letzten Tagen, der verdeutlichen soll, wie das abläuft:
Männl. Pat. Ü80 mit Covid-19 Infektion in deutlich reduziertem Allgemeinzustand. 1/x 🧵
Nun in der Häuslichkeit nach stattgehabter Therapie mit Lagevrio® (Molnupiravir) und mehrmalig kollabiert. Blasses Hautkolorit, keine Dyspnoe, keine Angina pectoris und auskultatorisch feinblasige basale RG. SpO2 unter Raumluft nur 93%. Schlapp. 2/x
Aufgrund der Gesamtkonstellation bewertet die Kollegin den Verlauf als mindestens potentiell kritisch und weist ihn stationär ein. In der Klinik werden neben einer Leukozytose von 13,6 Tds/μl folgende auffällige Werte erhoben: 3/x
Gesundheitsminister Lauterbach haben ihm ein Gespräch angeboten.
Er hat bis heute nicht darauf reagiert.
Es ist diese Arroganz und diese Unehrlichkeit, die uns Beschäftigte im Gesundheitssystem so wütend macht. Jedes Verständnis für unsere Probleme und Sorgen ist 2/x
geheuchelt und unehrlich. Wenn die betroffenen Politiker dann selber zum Patienten werden und die Folgen des vollständig überlasteten Gesundheitssystems am eigenen Leib zu spüren bekommen, wird schnell mit Konsequenzen und Klage gedroht. 3/x
In der #Notaufnahme sehe ich zunehmend Patienten mit ausgeprägten Allgemeinsymptomen im Rahmen einer #Omikron Infektion. Treffen diese dann auf chronische Erkrankungen wie Asthma, COPD, Herzinsuffizienz oder Diabetes, um nur einige zu nennen, wird es gefährlich. 1/x 🧵
Sehr viele sind nicht oder nur unvollständig gegen Covid geimpft. Da die Omikronvariante als "ungefährlich" gilt und alle Infektionsschutzmassnahmen nahezu vollständig aufgehoben wurden, wiegen sich speziell diese Patienten in falscher Sicherheit. Ungefährlicher im Vergleich 2/x
zur #Delta Variante beispielweise ist Omikron sicherlich - für vollständig Geimpfte und ggf. zusätzlich Genesene. Für Ungeimpfte stellt Omikron eine erhebliche Gefahr da und deshalb kann der Rat weiterhin nur bleiben: Lassen sie sich impfen! Und das Thema #LongCovid habe ich 3/x
Die Corona-Variante #BQ11 könnte die nächste dominante Variante werden. Diese Variante BQ.1.1 "Cerberus" stammt, wie man an der Darstellung gut erkennen kann, von BA.5 ab. 1/x🧵
Somit macht eine Boosterimpfung mit dem Vakzin BA.1/WT tatsächlich keinen Sinn. Wer in den letzten 6 Monaten nicht infiziert oder geboostert wurde, sollte sich diesen Herbst einen weiteren Booster mit dem Vakzin BA.4/5/WT holen. Aber auch ohne Booster ist man vor einem 2/x
schweren Verlauf gut geschützt. Das gilt besonders für alle die, die nach der Grundimmunisierung (Impfung 1+2 plus Booster) einen Durchbruchinfekt mit einer Coronavariante hatten. Trotzdem macht ein weiterer Booster Sinn für chronisch Kranke, Immunsupprimierte, alle Ü60 sowie 3/x
Ist es mir scheissegal, ob ihr in den Urlaub fliegen könnt. Aufgrund von Personalmangel sterben Menschen in den Kliniken. Leise und unbeachtet. Alles bedauerliche Einzelschicksale. Folgen einer jahrzehntelangen Sparpolitik. Ihr zahlt Krankenkassenbeiträge für ein marodes System.
Ich bin echt sauer, denn soviele wirklich engagierte und tolle Menschen im Gesundheitssystem werden von diesem neoliberalen Sparkurs ausgesaugt und fertig gemacht. Wir alle sterben jeden Tag ein kleines bisschen mit. Viele sind schon längst innerlich ausgestiegen.
Bis zur Kündigung ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. Und wieder ein Kopf weniger. Wieder ein Mensch weniger, der am nächsten Wochenende den Nachtdienst in der ZNA stemmt. Wieder einer weniger, der das NEF tagsüber besetzt. Die Liste ist ewig lang.
Wenn ihr als Notfallmediziner draußen einen kritisch oder gar lebensbedrohend erkrankten Patienten versorgt, muss der so schnell wie möglich in die nächste 𝗴𝗲𝗲𝗶𝗴𝗻𝗲𝘁𝗲 Klinik transportiert werden.
Wird aus gegebenem Anlass Zeit für einen kleinen Rant. 🧵
1/x.
Die Grundfrage ist: Was ist eine geeignete Klinik?
Jede Klinik hat einen Versorgungsauftrag gemäss seiner Leistungsfähigkeit. Leistungsfähigkeit misst sich unter anderem an den vorgehaltenen Fachdisziplinen, der Bettenzahl, der Op-Kapazitäten und der Zahl der 2/x
Intensivkapazitäten. Es gibt Grund- und Regelversorger (das kleine KH am Rande der Stadt) mit den wichtigsten Grundfächern (Chirurgie, Innere, Gyn, Geburtshilfe, Anästhesie), Schwerpunktversorger (wie Grundversorger, zusätzlich z.B. Urologie, spezielle Chirurgie wie 3/x