Ein auf realen Messungen einer Krise basierender Infektionsschutz ist also ein "Fetisch", so als ob Leute es geil finden, sich mit Zahlen zu bewerfen, die eine klar messbare Gefahr repräsentieren, übrigens auch Zahlen von Gestorbenen. Nun ja. Schauen wir mal weiter…
"Das Land nähert sich nicht sehr überraschend dem Inzidenzwert 100. Sollen Schulen, die gerade erst geöffnet wurden, mit Schließung dafür zahlen? "
Schulgebäude können sich nicht infizieren und Schulhöfe auch nicht. Schülerinnen und Lehrerinnen sind die Betroffenen.
Es sind auch nicht die "Schulen, die dafür zahlen" sondern es ist die Allgemeinheit, die zahlt. Und zwar sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch in gesundheitlicher.
Dann: "Wer in der Schule mal eine Programmiersprache lernen durfte, bekam es dabei wahrscheinlich auch irgendwann mit der Befehlszeile „If – go to“ zu tun."
Offensichtlich war die Autorin nie in der Schule, denn eine solche Befehlszeile gibt so in keiner Programmiersprache.
Die damit verklausulierte These ist, dass es keine klaren Grenzen für die Ausbreitung des Virus geben darf, ab dem bestimmte Regeln automatisch greifen. Die Logik erschließt sich mir überhaupt nicht.
Dann beklagt die Autorin fehlende Luftreinigungsgeräte. Da gehe ich mit, das ist eine der klaren Planungsfehler in der Pandemie.
"Über … Schließungen … nachzudenken, während … Impfzentren an Wochenenden geschlossen sind … verhöhnt … die Menschen, die tagtäglich mit den Folgen umgehen müssen."
Die Zentren schließen, weil nicht genug Impfstoff da ist und genau deswegen sollten Schulen jetzt schließen
Dann beklagt sie sich über Mallorca-Reisen. Da gehe ich mit. Aber die These, Schulen müssten aus Prinzip öffnen, weil ja alle andere Fehler machen, ist hanebüchener Quatsch. Alle müssen mitmachen.
Das ist auch ein wenig das Problem hier: niemand scheint bereit, an einem Strang zu ziehen. Es wird immer auf die anderen gezeigt, die Schuld sind, und kündigt damit den Konsens auf. So kommen wir natürlich nicht voran.
Diese Eierei geht so jetzt seit letztem November und hat uns jedes Spielraums beraubt. Ergebnis: dritte Welle, noch weniger Kontroll- und damit natürlich auch weniger Lockerungsoptionen. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.
Ein harter Lockdown für drei Wochen (wie vor einem Jahr) im Oktober 2020 hätte den Rest von 2020 schon deutlich entspannter gemacht. Im schlimmsten Fall hätte man im Januar oder Februar noch mal einen zweiten kürzeren nachlegen müssen.
Dann wäre vieles möglich gewesen und es wären tausende Menschen weniger gestorben oder schwer und nachhaltig erkrankt. Wirtschaft und Schulen hätten profitiert wie auch unser mentaler Zustand.
Aber jetzt haben wir eigentlich von allem, was möglich war maximal 5% rausgeholt. Nächstes Opfer ist Ostern. Die Vollidioten fahren trotzdem nach Malle und schauen mal, was im internationalen Virenpool sich noch so nach D importieren lässt.
Wenn wir Pech haben, treten wir uns noch eine signifikante Menge an der Brasilien-Variante P1 ein und dann ist der Sommer komplett dahin, weil wir dann sogar die mental bankrotten Querdenker-Vollpfosten überzeugen müssen, sich zu impfen, bis wir alles in den Griff kriegen.
Dieses Land enttäuscht mich ehrlich gesagt ein wenig. Offenbar schlagen die Versäumnisse im Bildungsbereich schon stärker durch als gedacht und können durch den aufgeklärten Teil der Bevölkerung nicht aufgefangen werden.
Ja ich weiß, das klingt vielleicht etwas überheblich, aber gerade diese Krise zeigt, dass unser Überleben gerade an einer kleinen Elite von Wissenschaftlerinnen, Ärztinnen und anderen Expertinnen hängt. Es geht eben nicht ohne die Telefondesinfizierer und die anderen Verkannten.
Es wird Zeit, dass wir die Achtung vor Bildung und Wissenschaft wieder stärken und höher stellen als Wirtschaft- und Gesellschaftshypes. Scheiß auf Influenzer, "Royale", schlechte Musiker, vegane Köche und wer sonst noch gefeiert wird. Wissenschaft ist die Stütze der Gesellschaft
Es ist also nicht der "Inzidenzwert-Fetisch", der "die Menschen verhöhnt", sondern es sind die Menschen, die die Wissenschaft verhöhnen, die die Basis für all unseren Wohlstand, unsere Freiheiten und Freiräume gelegt hat.
Nichts von all Eurem Luxus gäbe es ohne Wissenschaft. Keinen Strom, kein fließendes Wasser, kein Mallorca-Urlaub und schon gar kein Internet und Smartphone. Ein bisschen mehr Demut wäre mal ganz angemessen.
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Schon geil, wie man die „Erfolge“ von drei Monaten „ja irgendwie Lockdown, aber nicht so richtig, weil will ja keiner, aber muss ja“ mit einer Woche „jetzt wird es aber langsam ungemütlich, lass mal lockern“-Gequatsche in die Tonne treten kann.
Offenbar sind wir als Gesellschaft kollektiv so unfähig geworden, Probleme zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, dass es schon schmerzt. Wem ist durch weiteres monatelanges Rumgeeiere geholfen? Jetzt geht halt auch noch Ostern flöten…
… und ein halbwegs akzeptabler Sommer ist mindestens stark gefährdet. Für die Eventbranche ist das jetzt schon der Todesstoss, weil natürlich spätestens jetzt mal Entscheidungen gefällt werden müssten und so ist die Saison eigentlich schon im Eimer.
Der Rückgang der Infektionszahlen stagniert, in Thüringen geht es wieder hoch. Nur in Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Saarland und BaWü ein R < 0,9. So dauert es 3-4 Monate bis man Lockerungs-Terrain erreicht und d.h. angesichts der Mutationen wird das nix. pavelmayer.de/covid/risks/#t…
Wenn wir Pech haben, zeigen sich jetzt schon die ersten Auswirkungen der jüngsten Lockerungsdiskussionen. Wenn wir Glück haben, ist es nur eine ausbruchsbedingte Schwankung. So oder so: nur BaWü kann sich derzeit Hoffnung auf Zahlen wie nach der 1. Welle in 2 (!) Monaten machen.
Die Lockerungen der nächsten Wochen, so gering sie auch sind, werden aber wohl auch diesen Trend umkehren und damit sitzen wir bald wieder in der Falle mit guter Chance auf eine 3. Welle. Wir sind noch WEIT davon entfernt, die 2. Welle überstanden zu haben.
Online-Banking-Freischaltung für ein Konto der Sparda-Bank Berlin in 2021 ist wirklich ein bemerkenswerter Marsch. Ein Protokoll.
Erstmal natürlich Telefon-Hotline anrufen, weil die Website da nichts zu erzählt. Telefonat ergibt: Dinge müssen per Post geschickt werden. Nun ja.
Erste Post kommt: "Ihre Unterlagen - wir haben Ihren Auftrag wunschgemäß ausgeführt". Aha, welchen Auftrag? Okay, wie auch immer.
Ich bekomme einen "Sparda-Netkey" mitgeteilt (10-stellige Nummer). Und eine "Folgenummer" (2-stellige Nummer), wozu auch immer. Und ne Kundennummer.
Das sind dann schon mal 3 neue Infos. Dazu 10 Seiten Vertragsblabla und der Hinweis: "in den nächsten Tagen erhalten Sie per Post Ihre Zugangsdaten". Gut, das waren sie jetzt also noch nicht, oder wie?
Aha, die Leute wollen die Corona Warn App nicht installieren, weil sie „einen nichts selbst“ schützt. Abgesehen davon, dass das so nicht stimmt, wann haben wir als Gesellschaft eigentlich aufgehört im „Wir“ zu denken? Alle bekloppt.
Einwände wegen "Datenschutz" lasse ich überhaupt nicht gelten und das Argument, im "eigenen Umfeld gäbe es kein Corona" lasse ich mal ganz unkommentiert. Klar die CWA ist nicht perfekt aber auf jeden Fall keine Gefahr und kann natürlich helfen. Ich habe hier wenig Verständnis.
Immerhin, die Downloads nehmen wieder zu, aber das RKI sagt nicht (und die App zeigt nicht an) wie viele die App wirklich nutzen, was auch nicht sonderlich hilfreich ist. Die Idee, die App nebenbei als Infotool für die Krise zu nutzen scheint dem RKI auch nicht gekommen zu sein.
Die CoronaWarnApp wurde laut offiziellen Verlautbarungen seit letztem Dienstag 12 Mio mal geladen. Das wäre gut 14% der Bevölkerung. Abzüglich der Leute, die sie vielleicht nicht aktivieren konnten oder wollten gehen wir mal ganz konservativ von ca. 10% aus (sicherlich mehr).
In den letzten 7 Tagen gab es in D gut 3900 neue Fälle. Es müssten also ca. 390 positive Getestete die App am Start haben. Sagen wir mal, dass es zumindest 100 davon (1/4) es geschafft haben, sich über die Hotline eine TeleTAN zu besorgen. pavelmayer.de/covid/risks/
Pro Tag wird ein Schlüssel veröffentlicht. Im Mittel müsste das also bedeuten, dass über die Server der Corona-Warn-App mindestens 300 Schlüssel zu sehen sein müssten (eigentlich noch viel mehr). Bisher sehen wir genau: 0 (NULL) Schlüssel. Was ist da los?