Thread by @OpheliaBDSM

"Man geht nach Hause und fühlt sich schlecht. Weil man so nie arbeiten wollte. Und dann hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man stumpft ab, wird ein Arschloch oder man geht. Letzteres habe ich getan."

Es sind Sätze wie diese, die hier aus der #Pflege kommen, mich aber an das ~

Schulsystem erinnern und an unzählige Gespräche, die ich über Jahre hinweg mit LehrerInnen führte. Es ist die Verzweiflung darüber, dass man mit Leidenschaft und aus Überzeugung etwas Gutes tun möchte, für andere. Für Menschen, die schutzloser sind, die eine Hand brauchen - ob ~

das Kinder oder Alte oder Kranke sind, tut nichts zur Sache.

Der Unterschied, den ich dennoch ziehe (auch wenn es kein Wettbewerb ist) zwischen Schul- und Gesundheitssystem, ist allerdings, dass wir vom Gesundheitssystem noch umfassender, noch kollektiver, noch absoluter ~

abhängig sind. Und zwar alle, jeder einzelne von uns.

Das große Problem ist nur, dass wir Gesundheit immer so lange als selbstverständlich ansehen, bis uns vor Augen geführt wird, wie unser Leben ohne sie aussieht.

Wir wollen nicht darüber nachdenken, wer uns im Alter ~

...den Arsch abwischt und den Katheter wechselt.
Oder darüber, wie die OP bezahlt wird, wenn wir uns beim Motorradfahren so verletzen, dass unsere Beweglichkeit auf dem Spiel steht.
Darüber, wer uns den Speichel vom Kinn tupft, wenn wir schwer krank sind.
Oder darüber, wer sich ~

..neben uns setzt, wenn einer unserer engsten Menschen im Sterben liegt, um uns zu fragen, ob wir heute schon einen Schluck Wasser hatten.
Wir wollen nicht darüber nachdenken, wie es sich für Menschen anfühlt, eine Todesnachricht überbringen und damit leben ~

müssen, der Mensch zu sein, der das Leben eines anderen von einer Sekunde auf die andere zerbrechen lässt.

Die Arbeit, die diese Menschen leisten, beruht auf unserem Verdrängen. Auf unserer Unfähigkeit, anzuerkennen, wie essentiell sie sind. Und wir wollen uns nicht tiefer ~

damit befassen, weil es uns Angst macht. Weil es uns vor Augen führen würde, wie verfickt undankbar wir jeden Tag sind, weil wir es nicht zu schätzen wissen, dass wir gesund sind. Weil wir nicht begreifen, dass dieser essentielle Teil unseres System uns so lange unerträglich ~

und unzumutbar ist, bis wir ihn selbst brauchen.

Es war absehbar. Das, was @Vollzeit_Tante hier schreibt, das, was tausende Menschen aus der #Pflege zurzeit erzählen und berichten, war absehbar und wir haben es in kauf genommen.

Gesundheit - Altersheime, Onkologie, Pflege, ~

Krankenhäuser, Kliniken, Hospize, die Ausbildung von zukünftigen ÄrztInnen und PflegerInnen und deren Wohlbefinden. Das ist die Basis. Was ist wichtiger als das? Was ich essentieller als unsere Gesundheit, als unser Leben? Was bedeuten Bildung, Politik, Unterhaltung, wenn ich ~

im Sterben liege oder einer meiner Menschen?

Gar nichts.

Und das Schlimme ist, dass diese Erkenntnis erst kommt, wenn man die Erfahrung selbst macht - und dann hat man nicht mehr die Kraft, dafür zu kämpfen, für die #Pflege aufzustehen.

Wir verdrängen diesen Berufszweig, ~

weil er unangenehm ist - das funktioniert so lange, bis er zusammenbricht. Und dann sind wir an einem Punkt, an dem uns allen nur noch übrig bleibt, zu hoffen, dass auch nur ein paar dieser Menschen besser sind als wir. Dass die Größe haben, dass sie ihr eigenes Wohlbefinden ~

auf's Spiel setzen, über ihre Belastungsgrenzen gehen, um uns zu versorgen.

Wir können es hoffen, ja - erwarten können wir es in meinen Augen nicht mehr.

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diepflege.org/?p=567

/ ein Text von @Vollzeit_Tante

#Pflexit
#pflegteuchdochselbst