Hier noch etwas Vertiefung zu dieser Publikation über Impfschema und Fluchtmutationen. Was ist die beste Strategie bei limitierten Mengen an Impfstoff: möglichst viele Menschen 1 mal impfen (Bsp UK),...1/10 nature.com/articles/s4157…
...oder besser den Impflingen pünktlich beide Dosen verabreichen (Bsp D)?
Cobey et al plädieren für Ersteres, also eine maximale Abdeckung mit einer Impfdosis. Variante dieser „dose-sparing“ Strategie: 2 mal impfen, aber mit der Hälfte der empfohlenen Dosis. 2/10
Sorge dabei ist ja, dass die „Halb“-Geimpften nur eine Teilimmunität haben, und das Virus sich deshalb noch genug vermehren kann, um Immun-Escape („Flucht“)-Mutationen auszubilden. 3/10
Die bisherigen Daten sprechen aber dafür, dass der Schutz durch eine 1malige Impfung hoch genug ist, um die Virusausbreitung so weit zu bremsen, dass Fluchtmutanten eher selten sind und sich nicht durchsetzen können. Die Evolution bekommt also einfach nicht genug Rohmaterial 4/10
Wichtiger Faktor dabei: „Halb“-Geimpfte haben nicht einfach nur eine halbe Immunität, sondern schon einen recht guten Schutz vor symptomatischer Infektion. Und die Weitergabe des Virus (falls sie dann doch erwischt werden) ist auch stark reduziert. 5/10
Also letztlich schützt eine möglichst breite Impf-Abdeckung mehr Menschen vor COVID-19, und die Gefahr des Auftretens neuer „Flucht“-Mutationen ist gering. Dennoch gibt es diese Mutationen aber, woher kommen sie dann? 6/10
Man nimmt an, dass sie durch ungewöhnlich lange, chronische Infektionen von immungeschwächten Individuen entstanden sind. Nur unter solchen Bedingungen hat das Virus genug Zeit und produziert genug Varianten, um sich an die (schwache) Immunantwort anzupassen. 7/10
In immunkompetenten Individuen mit einem „normalen“ Verlauf ist die Zeit zu kurz, um genug Variation zu erzeugen, und in Geimpften sind die Chancen für das Virus noch geringer. 8/10
Die Autoren machen aber klar, dass die Datenbasis noch unvollständig ist, und eine definitive Vorhersage deshalb noch nicht möglich. 9/10
Übrigens: Die Impf-Intervalle sind nicht das Ergebnis systematischer Optimierungen, denn dafür war schlicht keine Zeit. Sie wurden so gewählt, um möglichst schnell eine vollständige Impfung zu haben. Dennoch sollten kleine Studien die Streckung der Intervalle abklären 10/10
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Eine gute (wenn auch erwartbare) Nachricht: schon die erste mRNA-Impfung baut nach ca 12 Tagen einen solchen Schutz auf, dass man eine reduzierte Viruslast hat. Es ist zu erwarten, dass das zu einer leichteren Symptomatik und niedrigeren Infektiosität führt. Dazu passt... 1/5
...dass Affen, die aufgrund einer Infektion oder durch Behandlung mit Antikörpern eine gewisse Immunität haben, nach (erneuter) Infektion keine aktive Virusvermehrung in der Nase haben...2/5 jvi.asm.org/content/95/8/e…
...und ja schon zuvor gezeigt wurde, dass 21 Tage nach der ersten mRNA-Impfung ein 70%iger Schutz vor Infektion besteht 3/5 papers.ssrn.com/sol3/papers.cf…
Aus aktuellem Anlass noch mal ein paar Erläuterungen zu Viren, Evolution und Virulenz. Zunächst: es ist nicht einfach so, dass ein virulenter (="krankmachender") Erreger automatisch schlecht adaptiert (angepasst) ist. 1/16
Leider liest man so etwas immer wieder, aber nicht nur. Hier erklärt z.B. Herr Flegr: "Im Winter setzen sich – das weiß ich als Evolutionsbiologe – auch virulentere Mutanten durch.") 2/16 spiegel.de/politik/auslan…
Die Crux liegt in dem Begriff "Anpassung", bzw. Adaptation. Erfolgreiche Adaptation bedeutet lediglich, dass unter den gegebenen Umständen genug Nachkommen erzeugt werden, um die Population mindestens stabil zu halten. Ob der Wirt dabei Schaden nimmt, ist sekundär. 3/16
Auch im update des KBV-Papiers ("GEMEINSAME POSITION VON WISSENSCHAFT UND ÄRZTESCHAFT") findet sich der Satz
"Bisher konnte erst einmal ein Virus durch einen Impfstoff über jahrzehntelange Impfkampagnen ausgerottet werden"
Das ist sachlich falsch und irreführend 1/8
Gemeint sind damit die Pocken, die 1977 komplett ausgerottet wurden cdc.gov/smallpox/pdfs/…
2/8
Aber: 2011 schaffte es eine weltweite Impfkampagne, auch die Rinderpest auszurotten, der Satz aus dem KBV-Paper ist deshalb also falsch: ourworldindata.org/how-rinderpest…. 3/8