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24 Apr, 10 tweets, 2 min read
Meine Geschichten fangen ja immer mit: "Vor einigen Tagen" an. Das liegt daran, dass ich im Sinne der Schweigepflicht Sachen abändere und nicht live berichte. Die Geschichten sind wahr, Geschlecht der Patienten oder exaktes Alter werden geändert.
In diesem Sinne... Vor einigen
Tagen, rief die Klinik an. Die OP Mannschaft gebunden an einen Notfall. Ob ich eine ECMO legen könnte. Es war ziemlich genau 22 Uhr. Ich wollte ins Bett, weil ich am nächsten Tag 24h Dienst vor mir hatte. Ich sagte ja. Ich fuhr durch die Stille der Nacht in die Klinik. Durch die
Tür der Intensivstation und die Stille Wasser durchbrochen. Die Nacht verdrängt durch das grelle Licht. Eine junge Frau. Mutter von 3 Kindern. ECMO die zweite Runde. Ging alles glatt und schnell. Müde aber zufrieden lief ich Richtung Umkleide. An vielen Zimmern vorbei. Dunkle
Gänge, das Leuchten der Perfusoren, Dialysen, Beatmungsgeräte leuchteten mir den Weg. Immer etwas surreal. Eine Stimme aus einem der Zimmer. Der Pfleger sagt: "Dem hier geht's nicht gut." Ich habe keinen Dienst. Ich bin heute nicht zuständig. Aber die Kolleg:innen sind alle
beschäftigt. Also, was soll's. Bin ja ohnehin da. "Was ist denn los?" Ich bespreche dem Patienten mit dem Pfleger, der Dienstarzt kommt dazu. Gemeinsame Entscheidung: auch hier. ECMO die zweite Runde. Ich schaue den Kollegen an: "Brauchst du Hilfe beim legen?" Er nickt. "Wäre
schon gut" Ich hatte schon die letzte ECMO bei diesem Patienten angelegt. Also klar. Geht zum Glück schnell und einfach. Gegen 2 Uhr verließ ich die Klinik um nach Hause zu fahren. Mit den Gedanken an nächsten Tag. Ich habe der Intensivstation gesagt, dass ich meine Ruhezeit
einhalte und frühstens 13 Uhr da sein werde. Eher 14 Uhr.
Der nächste Tag. Üblicher Dienst. Nicht so zu schlimm. Auch nicht gut. Gerenne. Hektik. OPs, Intensivstation, Konsile, E-mails, Telefonate. Ich habe es geschafft. Um 10 Uhr verlasse ich die Klinik. Frühstück mit der
Familie. Wir planen einen Spaziergang an den Feldern hinter dem Haus. Das Telefon klingelt. ECMO Anfrage externe Klinik. Die Dienstmannschaft muss operieren. Sie haben alle anderen angerufen. Niemand kann. Ob ich das machen könnte. Der Mann um den es geht ist keine 50. Ich
schaue in die entsetzten, enttäuschten Gesichter der Familie und sage: nein. Ich kann nicht. Bin erst 2h draußen. Sorry. Ich lege auf.
Meine Frau sagt: "Wenn du nicht nicht fährst... Wird er es doch nicht schaffen oder? Den Ausflug können wir nachholen. Fahr hin, wenn du noch
kannst".
Ich rufe die Klinik zurück. Mein Kollege lacht:
"Ich wusste dass du es dir überlegen wirst". "Wo müssen wir hin?" Kleine Stadt, ca. 40 Minuten von der Klinik, nur 25 Minuten von mir. Ich sage: "Ich komme direkt dahin. Wir treffen uns vor der Notaufnahme."

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24 Apr
Ich bin ein großer Befürworter bundesweiter, strenger Maßnahmen. Schon die ganze Zeit. Dennoch sehe ich das Infektionsschutzgesetz kritisch. Die Auswahl der Maßnahmen, die Grenzwerte, die Unverhältnismäßigkeit. Ich bin für eine #NoCovid Strategie, denn auf die Herdenimmunität
durch Impfungen zu setzen und zu hoffen, dass dann alles normal werden kann, ist zumindest fraglich bis unwahrscheinlich. Nicht nur die Maßnahmen, sondern auch die Vermittlung derer. Ja, die Kliniken sind hart am Anschlag, das Personal erst recht. Aber die Maßnahmen sind nicht
für "uns". Wir sind nicht die, die da liegen. Das ist kein Arbeitskampf der Intensivmediziner für Entlastung. Das ist der Kampf um die Patienten. Das ist ein Kampf um Prävention. Das ist ein Kampf gegen das Virus.
#NoCovid fordere ich nicht für mich. Mehr Intensivbetten oder
Read 8 tweets
23 Apr
Wir reiben uns in den Krankenhäusern auf. Das Gesundheitssystem ist nicht zusammengebrochen, weil sehr viele Menschen sich persönlich dafür aufopfern um das System aufrecht zu erhalten. Ja, es war schon vor der Pandemie bisschen so. Aber aktuell haben wir eine Situation mit der
keiner von uns so gerechnet hätte. Wo alles jederzeit mobilisiert wird um vielleicht einen mehr zu retten. Dass man weiß, dass es bei 50% der Fälle auf Intensivstation niemandem hilft, ist extrem energieraubend. Denn wir bringen diese Opfer, weil wir erfolge sehen (wollen). Weil
wir helfen wollen. Dass es so oft schlecht ausgeht, schafft die Mannschaft.
Dennoch sind wir da. Wir leiden auch unter den Folgen des schlechten Lockdowns mit den Jojo-Effekten. Unsere Kinder sind auch nicht betreut und einen Ausgleich für die Arbeit in der Freizeit haben wir
Read 9 tweets
22 Apr
Vor einigen Nächten rief der diensthabende Kollege von der Intensivstation um 2 Uhr morgens an. Die ECMO eines Covid-19 Patienten mache zunehmend Probleme. Ob wir die ECMO wechseln müssten, was ich meine. Da ich ohnehin noch in der Klinik war, haben wir uns am Bett getroffen. Ein
43 Jahre alter Mann auf dem Bauch mit ECMO, schlechte Sauerstoffsättigung, sonst stabil. Die ECMO ließ in ihrer Leistung nach, lief aber noch ausreichend gut. Wir haben etwas diskutiert, ob wir es jetzt in der Nacht wechseln oder am nächsten Morgen, wenn wir volle
Mannschaftsstärke haben. Eigentlich wollten wir beide es eher in den Morgenstunden machen, allerdings verschlechterten sich die Leistungswerte der ECMO während der 5-10 minütigen Diskussion, so dass wir uns für einen Wechsel entschieden.
Das Intensiv- und OP-Team zusammengezogen
Read 11 tweets
20 Apr
Lieber Herr @jensspahn, vermutlich ist es nicht die einfachste Zeit um Gesundheitsminister zu sein. Dass Sie in Köln dir Kliniken besuchen, um sich ein Bild zu machen, finde ich echt gut.
Sie haben offenbar mit den richtigen Leuten gesprochen.
Leider bringen sanfte Aufrufe nichts
denn, die Menschen sind mit Schulpflicht und offenen Büros und Fabriken einfach in einer Position, in der sie nichts mehr ausrichten können. Jetzt muss die Politik handeln.
Eine Überlastung des Gesundheitssystems ist schon da. Wir müssen kenne Maschinen abschalten wie in Italien
letztes Jahr um diese Zeit, aber wir kommen sehr wohl nicht mehr alle Patienten versorgen. Dringende Operationen werden verschoben. Patienten werden hunderte Kilometer weiter verlegt. Mal von der Belastung des Personals Mal abgesehen.
Wir befinden uns noch mitten im Anstieg. Ein
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17 Apr
Das medizinische Personal wird die Pandemie nicht lösen. Wir bilden lediglich eine Verteidigungslinie um Erkrankte vorm Tod zu bewahren. Der Druck auf uns ist seit über einem Jahr dauerhaft hoch. Wir leiden genau so unter den Einschränkungen unseres Privatlebens wie alle. Wir
wollen auch auf Konzerte, Restaurants, Familienfeiern. Verdammt - ich habe meine Eltern seit 1,5 Jahren nicht mehr besucht. Ich will dass meine Kinder in die Schule gehen. Ich will dass meine jüngste Tochter in den Kindergarten geht.
Das Problem ist auch nicht primär die viele
Arbeit. Das sind wir gewohnt. Mehrere Tage am Stück aufgrund von Notfällen zu arbeiten, sind wir gewohnt. In den letzten 365 Tagen, gab es vielleicht 10 Tage, an denen mein Telefon nicht geklingelt hätte und nicht die Klinik dran war. Ich mache das echt gerne. Immer noch. Was
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12 Apr
Das krasseste am Gerangel von CDU und CSU ist, dass es wieder völlig klar wird, dass es denen nicht darum geht was für das Land das Beste wäre. Oder um politische Überzeugungen oder gar dem Volk zu dienen.
Es geht einzig und allein darum die Macht zu behalten, um sich am besten
die eigenen Taschen voll zu hauen. Wenn sie nur einen Bruchteil der Zeit und Energie mit der Bekämpfung der Pandemie verbringen würden, die sie verbringen um die eigene Macht zu sichern, dann wären wir durch mit der Pandemie.
Statt dessen wollen sie einzig und allein Macht.
Um
was zu verändern? Nein. Um weiter die eigene Korruption weiter betreiben zu können.
Diese Menschen gegen Wort wörtlich über Leichen, Langzeitgeschädigte und zerstörte Existenzen um sich an uns zu bereichern.
Man muss die CDU und CSU bekämpfen wo es nur geht.
Hier geht es mir
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