Sie wissen, ich bin stets bemüht, auf für mich signifikante Bruchstücke im wachsenden Trümmerhaufen unserer öffentlichen Diskussion zu deuten und auf meine Art zu zeigen, worum es dabei wirklich geht.
Mal mit Humor, ironisch, zynisch oder einfach deutlich.
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Nun wachsen diese Trümmer gerade wieder um einen großen Brocken an:
Die nachgemeldeten Nebeneinkünfte der Annalena Baerbock.
Ich traue Ihnen zu, sich von der Art, wie dazu berichtet, diskutiert, kommentiert und polemisiert wird, nicht verwirren oder verunsichern zu lassen.
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Ich traue Ihnen zu,
zu begreifen, dass es hier nicht um eine schwarze Kasse geht, oder 20.000,- € Honorar für einen einstündigen Vortrag vor einer Versicherungsgesellschaft, sondern um Weihnachts- bzw. Erfolgsboni und eine Corona Sonderzahlung, die ihr ihre Partei gezahlt hat.
Ich traue Ihnen zu,
zu sehen, dass diese Zahlungen an Abgeordnete bei den Grünen üblich sind.
Nicht so bei anderen Parteien, deren Abgeordnete ihre Nebeneinkünfte aus anderen Quellen beziehen. Zum Beispiel für Beratertätigkeiten. Oder als Provisionen für getätigte Masken-Deals.
Ich traue Ihnen zu,
selbst herauszufinden, dass Frau Baerbocks Nebeneinkünfte Teil der 122.000,- € Nebeneinkünfte aller Grünen Abgeordneten sind. Recht bescheiden, betrachtet man dem gegenüber die (gemeldeten!) 14.535.500,- € Nebeneinkünfte der Abgeordneten von CDU und CSU.
Ich traue Ihnen zu,
zu wissen, dass nicht BILD Frau Baerbocks Versäumnis, diese Einkünfte bei der Bundestagsverwaltung zu melden, aufgedeckt hat, woraufhin sie dann nachgemeldet wurden, sondern sie das bereits von sich aus im März tat.
Weshalb die Sache praktisch erledigt ist.
Ich traue Ihnen zu,
Amthors Äußerung, die CDU Fraktion sei »fassungslos und schockiert« von diesem »Beweis für ihre mangelnde Erfahrung und fehlende Professionalität« wörtlich zu nehmen.
Denn wo käme die CDU wohl hin, wenn es nun Schule machen würde, Nebeneinkünfte nachzumelden?
Ich traue Ihnen zu,
Laschet als Hanswurst zu erkennen, unfähig zu begreifen, wie er sich mit dieser Sache als Kandidat profilieren könnte.
Nämlich mit dem klaren Statement, dass dies zwar ein Fauxpas ist, aber kein Skandal, und dass es weit dringlicher Themen zu diskutieren gibt.
Ich traue Ihnen zu,
selbst zu wissen, dass es bei dem Geschrei, mit dem die Schweinetreiber Land auf Land durchs Dorf ziehen, nur um eines geht:
Die einzige Person zu diskreditieren und zu demontieren, die dem Status Quo der alteingesessenen Parteien bei der Wahl gefährlich wird.
Ich traue Ihnen zu,
vieles davon, wenn nicht sogar alles, selbst zu erkennen, es für sich richtig einzuordnen und vielleicht sogar den einen oder anderen klugen oder witzigen Tweet für Ihre Follower dazu zu schreiben.
Oder entsprechende Tweets dazu zu finden und sie zu retweeten.
Ich traue Ihnen all das zu.
Und noch sehr viel mehr.
Und ich bin froh darum.
Denn ich bin müde.
Ich bin von all dem so unfassbar müde, dass ich dringend eine Pause brauche, und sei sie noch so kurz.
Und deshalb habe ich Ihnen, dieses Mal, zu dieser Sache leider nichts zu sagen.
Passen Sie auf sich auf.
Mit Grüßen,
Herr Balsam
12/12
Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Faschist Björn Höcke bei jeder sich bietenden Gelegenheit als eben solcher benannt werden muss.
(Zu diesen Zeitpunkt waren die nun nachgemeldeten Einkünfte Frau Baerbocks in den 122.000,- € natürlich noch nicht enthalten.
Nicht, dass es etwas am Verhältnis ändern würde.)
Der Artikel zum Thread auf Publikum.
Zum Nachlesen und Teilen.
(Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Faschist Björn Höcke bei jeder sich bietenden Gelegenheit als eben solcher benannt werden muss. #TausendMalGesagt)
Hello darkness, my old friend
I've come to talk with you again
Because a vision softly creeping
Left its seeds while I was sleeping…
And the vision that was planted in my brain
Still remains
Within the sound of silence
In restless dreams I walked alone
Narrow streets of cobblestone
'Neath the halo of a street lamp
I turned my collar to the cold and damp
When my eyes were stabbed by the flash of a neon light
That split the night
And touched the sound of silence
And in the naked light, I saw
Ten thousand people, maybe more
People talking without speaking
People hearing without listening
People writing songs that voices never share
Ich bin es leid, das Wort »Vorurteil« zu hören.
Was damit gemeint ist, sind nicht Vorurteile. Vorurteile lassen sich revidieren. Was es wirklich ist, ist ein Urteil.
Ihr, und Ihr wisst, wer Ihr seid, fällt Euer Urteil jeden Tag. Und revidiert es nie.
Ich bin es leid, dass Ihr glaubt, Euer Urteil über Menschen aufgrund von Alter, Geschlecht, Statur, Sexualität, Glaube, Herkunft, Hautfarbe, Bildung oder Vermögen fällen zu dürfen. Der Wert eines Menschen bemisst sich am Charakter und am Handeln.
Und Ihr versagt in beidem.
Ich bin es leid, dass Ihr so tut, als hieße Toleranz, alles und jeden auf eigene Kosten gutzuheißen.
»Toleranz« kommt vom lateinischen »tolerare« - ertragen. Toleranz heißt, zu ertragen und zu dulden, was von den eigenen Überzeugungen und Eigenschaften abweicht.
Nichts anderes.
Raten Sie mal, wer seit heute Morgen 07:00 Uhr zwischen großformatigem Papier am Rechner sitzt und versucht, per Webcam mit einem nicht gerade technikaffinen Dolmetscher den Aufbau unserer Maschine in Russland zu koordinieren.
Die Schlosser vor Ort haben bis jetzt nicht alle Teile gefunden, die für die Platzierung und Ausrichtung der Maschine unabdingbar sind.
Vorsichtshalber war aber bereits der Autokran da, hat die Großteile einfach schon mal so abgestellt und ist jetzt wieder weg.
Zur Sicherheit sind jetzt auch alle Schlosser und der Dolmetscher kommentarlos verschwunden.
Beobachte seit 30 Minuten zwei Webcam-Streams einer menschenleeren Halle, in der unsere Maschinenteile kreuz und quer rumstehen.
Puuh...
Ich bin gerade knapp einem Erstickungstod entronnen.
Ein Kunde in Russland hat vor 2 Monaten eine Maschine geliefert bekommen. Jetzt drängt er auf Inbetriebnahme, was natürlich wegen Corona ausgeschlossen ist. Und nun fragte mein Chef gerade, ob wir deren Schlosser..
1/
... nicht per Livevideo-Chat durch den Aufbau leiten könnten.
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, habe ich diesen Vorschlag klar verneint und nun schmerzt meine Bauchdecke vom Lachen.
Schön zu sehen, wie wenig Ahnung unsere Firmenleitung eigentlich von dem hat, was wir tun.
Ich meine das übrigens wörtlich.
Ich bin vor Lachen in der Werkstatt zusammengeklappt. Volles Programm. Lachtränen, hochroter Kopf und Atemnot. Jedes Mal, wenn mir Bilder vom konkreten Ablauf in den Sinn kamen, hat es sich noch mehr aufgeschaukelt.
Mein Chef war etwas betreten.