Die Inzidenz sinkt, die Impfquote steigt, zu den Demos der #Querdenker kommen nur noch wenige Menschen. Grund zur Entwarnung? Experten glauben: Nein. Die Folgen werden uns noch lange beschäftigen: 10 Punkte. 🔽
1⃣ Vernetzung. Impfgegner und Esoteriker waren gemeinsam mit Reichsbürgern und Rechtsextremen auf der Straße. Hemmungen sind abgebaut worden. Das Netzwerk lässt sich für andere Themen reaktivieren. Oder bei einer 4. Welle.
2⃣Verrohung. Der Journalist Andreas Speit spricht in Bezug auf die Szene von einer „Entkultivierung der bürgerlichen Mitte“: Vielen ist es egal, dass sie andere in Gefahr bringen, indem sie selbst ihre Freiheitsrechte massiv in Anspruch nehmen.
3⃣ Radikalisierung. Das Verunglimpfen der Bundesrepublik als Diktatur gehörte bei den Demos bald ebenso dazu wie aggressives Verhalten gegenüber Journalisten, Polizisten und Gegendemonstranten.
4⃣ Risiko. Experten halten sogar Attentate für möglich. Der Verfassungsschutz NRW verweist auf einen Anschlag gegen ein Impfzentrum in den Niederlanden.
5⃣Verschwörungsglauben. Ein Teil der Deutschen war schon immer offen für Verschwörungsideologien. Der Anteil ist in der Pandemie nicht unbedingt größer geworden. Aber jene, die offen sind, wurden oft tiefer in den Strudel hineingezogen.
6⃣Verwerfungen. Verschwörungsgläubige haben sich mit ihren Familien überworfen, mit Freunden, Ehen sind zerbrochen. Der Weg zurück ist schwer - selbst für jene, die ihren Irrtum erkannt haben.
7⃣ Misstrauen gegen den Staat. Wer Politiker für Verschwörer hält, verabschiedet sich vom demokratischen Diskurs - und sieht womöglich keinen Grund wählen zu gehen, warnt @BlumeEvolution .
8⃣ Antisemitismus. Wenn Demonstranten die BRD immer wieder mit dem NS vergleichen und gelbe „ungeimpft“-Sterne tragen, hat das Folgen. @BlumeEvolution befürchtet: Da hat bei Teilen der Bevölkerung eine Gewöhnung eingesetzt.
9⃣Narrative. Künftig werden sich Verschwörungsideologen auf andere Themen konzentrieren. Es gebe bereits Erzählungen über Wahlmanipulation bei der #BTW21, sagt @holnburger. „Darüber, dass die Klimakrise eine Lüge sei und dass diese demnächst auch für Lockdowns genutzt wird.“
🔟Strukturen. Zusätzlich zu bestehenden Kanälen versuchen Akteure eigene Strukturen aufzubauen – online wie offline. Beispiel: tube.querdenken als Youtube-Ersatz. Andreas Speit berichtet über den Versuch der Gründung einer Querdenker-Schule.
Die Kampagne der #AfD „Deutschland, aber normal“ ist aus Sicht der Partei aus mehreren Gründen ein kluger Move – und könnte im Wahlkampf tatsächlich ziehen. Was die Kampagne gefährlich macht: ein Thread. (1/9)
Die Kampagne zahlt auf die Strategie der Selbstverharmlosung ein. Radikale und sogar rechtsextreme Positionen werden als „normal“ geframed. Ähnlich versuchte sie es schon 2019, als sie sich selbst als „bürgerlich“ verkaufte. (2/9)
Die Kampagne markiert einen Strategiewechsel: Verschiebung von einer Angst- und Untergangs-Rhetorik hin zu einer Sehnsuchts-Rhetorik. Die AfD verspricht die Rückkehr zu einer idealisierten Vergangenheit, in der Migration, Klimawandel und Corona keine Rolle spielten. (3/9)