Sorry, langer Thread, zu wirr für einen Blogpost. Ich musste trotzdem mal ein paar Gedanken aufschreiben. Ein paar Links und ein Bonustrack am Ende des Threads. (1/20)
Das hier ist eine Anzeige, die man auf der Website eines Axel-Springer-Mediums zu sehen bekommt (war vor der Buch-„Diskussion“). Sie führt überraschenderweise zu einem eher unsachlichen Anti-Baerbock-Artikel auf einer anderen „konservativen“ Website. (2/20)
Über die Homepage ist der verlinkte Artikel für mich nicht auf der Site zu finden (nur über den Werbelink), aber „Artikel“ ist eh übertrieben. Und auch in anderen Texten arbeitet sich die Site an Baerbock ab, die Richtung ist klar. Fast nie geht es dabei um Inhalte. (3/20)
So sieht also anscheinend der CDU-Wahlkampf aus: In Auftrag gegebene Diffamierung mit Unterstützung durch bestimmte Medien, die daran verdienen. (Kann natürlich auch sein, dass solche Medien eigene politische Interessen haben und dafür Geld in Werbung investieren, klar.) (4/20)
Es sind dieselben Medien, die den Öffentlich-Rechtlichen grüne Bias vorwerfen. Was manchmal dazu führt, dass die Ö-R Narrative zu schnell übernehmen, um vermeintlich ausgewogen zu berichten. PR-Agenturen reiben sich die Hände. „Kampagne in der Tagesschau platziert!“ Mega. (5/20)
Klar ist Wahlkampf hart, auch mal unfair. Aber hier geht es nur noch um Machterhalt ohne Rücksicht auf Inhalte oder gar die Bevölkerung, die Wählerschaft. Und natürlich, wie immer, um sehr viel Geld. (6/20)
Schaut man sich die Rechenschaftsberichte (nicht nur) von CDU und SPD an, stellt man fest: Das sind nur noch teilweise politische Parteien. Das sind Unternehmenskonstrukte. Werbeagenturen, Immobilien, Verlage, Druckereien, Beratungsfirmen usw. (7/20)
Ich will nicht die Grünen verteidigen, müssen sie selbst machen. Ich habe selbst genug Kritik an ihnen, glaube auch, dass Habeck die strategisch klügere Kandidatenwahl wäre (nicht wegen Lebenslauf/Buch, auch Habeck hätte mit ähnlich konstruierten Kampagnen zu tun bekommen).(8/20)
Aber ich habe zumindest den Eindruck, dass die Grünen das Kernproblem Klima glaubhaft und klug angehen, überhaupt richtig thematisieren und als Partei nicht auf solche Kampagnen setzen wie Konservative derzeit, die nur noch ihre Macht und ihr Geld konservieren wollen. (9/20)
Macht- und Gelderhalt, alles nicht neu. Neu ist, dass es ja tatsächlich nicht mehr undenkbar ist, dass CDU/CSU (SPD sowieso) ihre Macht verlieren könnten. Daher rührt ihre offensichtliche Angst. Und daher scheinen alle Mittel recht, diesen Verlust zu verhindern. (10/20)
Lasst euch mal von Familienmitgliedern über 60, 70, am besten aus ländlichem Raum, alle politischen Sharepics zusenden, die sie auf WhatsApp erhalten. Nicht, um zu streiten, sondern aus Interesse. Man fragt sich schnell, wer sowas produziert. Oder produzieren lässt. (11/20)
Ich fürchte, das wird (erstmal) funktionieren. Für Wahlsieg wird gelogen, diffamiert, Unmögliches versprochen (auch nicht neu). CDU wird wieder stärkste Kraft, das unausweichliche Kernthema der Gegenwart und Zukunft, das Klima, wird weiter ignoriert/halbherzig angegangen. (12/20)
Ich hoffe daher, dass die Grünen sich nicht auf eine Koalition mit der CDU einlassen werden. Wenn sie das tun, gehen sie unter wie die SPD. Tun sie es nicht, könnten sie in vier Jahren stärkste Partei sein. (13/20)
Mich frustriert das alles enorm. Ich bin zwischenzeitlich fast (!) soweit, zum ersten Mal in meinem Leben nicht wählen zu gehen. Weil das ganze System so kaputt ist. Weil immer wieder das Kapital entscheidet. Und weil meine Kraft für Hoffnung langsam schwindet. (14/20)
Ohne Richtungswechsel könnten es meine Söhne noch erleben, das große Teile der Erde unbewohnbar geworden sind. Sie beide dürfen in diesem Jahr wählen, aber was ändert das schon? Ihre Generation hat im Gegensatz zur älteren kaum Einfluss auf Wahlergebnisse. (15/20)
Die Generation über 40, noch mehr diejenige über 60, entscheidet über die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder. Hoffen wir, dass sie in ihrem Sinne wählen und sich kein „Weiter so!“ verkaufen lassen. (16/20)
Einfach alle wichtigen politischen und gesellschaftlichen Themen hängen am Umgang mit der Klimakatastrophe: Migration. Nahrung. Mobilität. Kriege. Wirtschaft. Wohlstand. Gerechtigkeit. (17/20)
Aber ich fürchte, das alles längst zu spät ist, denn die Fakten werden ja seit Jahrzehnten ignoriert. Ich fürchte, die Frage lautet längst nicht mehr: Wie verhindern wir kommende Katastrophen? Sondern: Wie bereiten wir uns am besten auf sie vor? (18/20)
Doch es muss Teil meines Lebens bleiben, optimistisch zu sein, alles andere macht keinen Spaß. Daher behaupte ich: Wir erleben das letzte Aufbäumen des Patriarchats, der letzte Atemzug des Neoliberalismus. Es wird besser werden. Hoffentlich noch rechtzeitig. (19/20)
Ich hasse Amtsschreiben so sehr. Diese Formatierung, die Tonalität, dieses immer Bedrohliche, selbst wenn es gute Nachrichten sind (als ob), das alles macht mir sofort körperliche Schmerzen und nimmt jede Motivation, mich damit auseinanderzusetzen. (1/4)
Und dabei verstehe ich den Kram meistens sprachlich. Wie muss es Menschen gehen, die von solchen Schreiben überfordert sind? Inhaltlich, oder weil sie vlt. nicht so gut Deutsch sprechen? (2/4)
Die Art, wie die Verwaltung des Landes mit Bürger:innen kommuniziert, prägt mMn die Gesellschaft stärker, als wir das vermuten. Das ist einer der Punkte, die sich ganz schnell ändern müssen. Dieser Paragraphenwust. Der latent militärische Ton. Das Papier. Layout. Alles. (3/4)
Es ist doch auch verrückt, dass niemand darüber nachdenkt, den Schulbetrieb vlt auch einfach mal 3-6 Monate runterzufahren. Ja, das ist Mist aus vielen Gründen. Aber die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen, ist noch viel schlimmer. (Thread, vier Tweets.)
Es braucht dafür massive Unterstützung der Eltern, in erster Linie finanziell und vor Arbeitgebenden. Mieten übernehmen, Gehaltsfortzahlungen. Das kostet nicht annähernd so viel wie die Rettung von Banken und Fluggesellschaften.
Was die Sorge um häusliche Gewalt angeht: Es ist erschütternd genug, dass wir offenbar Fußball und Schulen brauchen, damit Väter ihre Kinder nicht misshandeln. Und es ist ein Problem, dass wir generell lösen müssen, aber nicht durch erzwungene Schulöffnungen in einer Pandemie.
Seid nicht böse, wenn ich im Moment wegen viel Arbeit nicht dazu komme, Fragen zu beantworten oder dazu zu bloggen, aber: Wir sind zum zweiten Mal in Quarantäne. Der Sohn, der Mitte Okt positiv war, ist es wieder. Oder noch. Diesmal mit leichten Symptomen. Kurzer Thread. (1/x)
Vor über einer Woche traten Symptome auf (Halsschmerzen, kompletter Verlust des Geruchssinns, bisher soweit alles stabil). Schnelltest und folgender PCR: Positiv. Der arme K. sitzt also erneut isoliert in seinem Zimmer. Rest der Familie negativ (lt. Schnelltest). (2/x)
Der Arzt nimmt an, dass K.s Virenlast nie weg war. Kann sein, denn nach der ersten Quarantäne gab es für ihn ja keinen Test, weil angeblich nach zwei Wochen alles ok ist. Aber manchmal eben vielleicht nicht. (3/x)
Was war bei der ersten, recht erfolgreich gemeisterten Welle anders? Schulen waren zu, Shopping minimiert, Zugangsbeschränkungen in Supermärkten. (1/13)
Ich war heute in zwei Supermärkten. Mit Ausnahme der Masken ist da nichts anders als vor Corona. Kein ausreichendes Desinfektionszeug, Menschen dicht an dicht. Malls haben geöffnet (WTFF?) und es wird sogar über verkaufsoffene Sonntage diskutiert. Umsatz über alles. (2/13)
Infektionszahlen können so gar nicht zurückgehen. Daher: Macht die Läden für ein paar Wochen dicht und kompensiert die Betreiber und Angestellten bis zu einer bestimmten Größe. Grundversorgung unter strengen Auflagen. (3/13)