Wir publizieren in Serie _Ökoscifi_ von Matze Schmidt. Das eBook wird auf oekoscifi.de ca. Oktober 2021 erscheinen.
Ökoscifi
Matze Schmidt
Die junge Frau isst eine Karotte und lächelt in die Fotokamera, im Hintergrund eine unbestimmte, leicht
hügelige Landschaft in der, nahe zum Hauptmotiv, eine Windkraftanlage zu erkennen ist. Das Motiv Jugend ist nicht von ungefähr gewählt. Werbung schließt immer da an, wo sie vermutet, was Zeitgeist genannt wird, der herrschende Diskurs, er mag den
Subjekten bewusst oder strukturalistisch ein Begriff sein. Die Darstellung der ökologischen Wirklichkeit ist zugleich eine ökonomische und diese kommt mit der Wirklichkeitskonstitution eines „Green New Deal“ fast (nur fast) zur Deckung. Ohne fiktionales Narrativ,
ohne Kritik der Fiktion und ohne Verständnis des integrierten Spektakels kommt eine Behandlung der umweltwirtschaftlichen Umbruch-Situation nicht aus. Karl Marx hatte den „metabolischen Riss“ (John Bellamy Foster) in der ersten Hochphase der
kapitalistischen Industrialisierung/industriellen Kapitalisierung bereits vermutet. Dieser Riss oder der Abstand zwischen menschlicher Produktivität und ihren naturalen Grundlagen beschäftigt eine Wissenschaftsfiktion, die in animierter Form, im
Format Bewegtbild oder genauer: Film, das Imaging prägt. Wobei Imaging, aus seinem bildwissenschaftlichen Korsett und einem visuellen Konzept von Öffentlichkeit befreit, zum „Ecological Imaging“ und „Economical Imaging“ erweitert werden
muss. Die Begründung: Fiktion, Fiktionalität, Imaginary Rescripting, Bildgebung, Metaphorizität stellen die „Kadrierung“ für Darstellungen der derzeitigen Dringlichkeiten, deren historische Bedingungen „sich“ zeigen müssen, um Hegel zu paraphrasieren, sich aber
auch lediglich unverstanden „zeigen“, um Walter Benjamin zu paraphrasieren. Das Duo Imaging/Fiktion bestimmt die Konstituierung von Wirklichkeit der ökonomisch, -logischen Lage, die mehr darstellt, als einen politischen Umweltdiskurs. Fiktionen
dystopischer, utopischer und lösungsdramatischer Zukünfte zeigen eine instrumentelle Technologie, aber sie zeigen auch die Verwobenheit von Technologie-Vorstellung und Fiktion als Vorstellung. Letzteres ist nicht so leicht formulierbar und führt ggfs. in eine
Aporie, die Fiktion nur wiederum bestätigt, wo sie illusionistisch situiert – eine Gleichheit der Argumente dafür und dagegen. „Fiktion als Vorstellung“, dieser Pleonasmus (?) kann aber in seinem Dafürhalten in seiner Verdopplung diese feine Polung abklopfen.
Diese Materialsprache ist nicht umsonst tragfähig. Was als imaginatives Angebot vorliegt,
Eine junge Frau isst eine Karotte
kann auch extrapolierend werden:
und keinen Apfel.
SciFi geht darum immer fiktiv über das Gesicherte hinaus und bestätigt es damit zugleich. Das Gesicherte wird darum nicht praktisch und nur ideell transzendiert. Ist jemand keinen Apfel, spielt dieser kleine Syllogismus bloß eine Differenz an zu dem, was
zuvor festgestellt worden ist. Dieser „Fluss“ oder Prozess könnte sich herausstellen als die methodische Ausrichtung, einem interdependenten „System“ Ökologie/Ökonomie gerecht zu werden.
die Vereigentumswohnisierung auch. Wenn die "reichen Länder", die kapitalhöchstproduktiven, den ökologischen Abstand zu den zweitklassierten und kleinen Nationalökonomien ausbauen, die kommenden heißen Städte in den Metropolregionen abgekühlt werden,
werden die Lebensstile die Kapitalproduktivität im Streichelzoo stützen. Diese Wende wird intragesellschaftlich in den entwickelten Zentren smooth für die einen, und krisenausweitend für die anderen sein. Bis dato ist unklar formuliert, wer die zukünftigen Kosten der neuen
Dass Reichtum "genug" vorhanden sei, in der BRD, dass er nur nicht oder nicht "richtig", d.h. gerecht verteilt werde, zeugt von sozialer Ader, aber ist nicht überzeugend. Von wem würde diese These implizit erwarten, dass dieser genügende Reichtum verteilt werde? Von einer
Regierung einer kapitalistischen Demokratie auszugehen, die das täte, setzte voraus, in concreto entweder Steuermittel, Abgaben von Löhnen, oder Kapital selbst, aus Profiten, in Form von Geld (oder Naturalien?) nach welchem Schlüssel national zu verteilen an wen? Das erste würde
Lohn-Vermögen umverteilen, das zweite den Kapitalismus - grob formuliert, sehr grob - aufheben. Da erstes erfolgt, aber sicher nicht "gerecht", und inwiefern gerecht, nach Bedarf, Bedürfnis usw.?, bleibt zweites. Was außerhalb der sozialen Frage steht, wie sie aktuell auch nur
Manchmal reichen ein Spaziergang und Gerüchte für die Realisierung der Realität. Erscheint ein Festival mit Pop und Zelten am Fluss bei Mutationen und Fällen (Inzidenzien) einer Pandemie eher irre, erscheinen 200.000 € Umsatz und eine lechzende Jugend, die pro Kopf 200,- zahlt
und dafür tanzt ein kleine Summe zu sein. Aber wollt ihr wirklich hier, direkt hinter dem Naturschutzgebiet abfeiern und neue Boden-Räume kommerzialisieren? An der Fuldaschleife, auf der Halbinsel, vermarktet das #GutKragenhof dann Gabelweien, Reiher, Wildenten, Schwäne,
Kromorane gleich mit? Gleichen die Veranstalter mit einem Projekt zur Kartografierung des Mikroplastik im Fluss den Schalldruck aus? Oder wie wäre Freiluft noch bezahlbar? Mit einem politischen Statement. Auf der anderen Uferseite ist der personalisierte Kampf
Diese neue Fehlerkultur soll kognitive Arbeiter entlasten von Skrupeln und Unebenheiten ihrer Person für die Performance integrieren, damit diese im dauernden Management des Ichs kalkulierbar werden. Soft Skills. Dabei bleibt die Selbstkontrolle an
mögliche Strafe gekoppelt. Die Sanktion übernimmt im Notfall das Subjekt selbst, im äussersten wird Karriere abgebrochen oder Perspektive erst garnicht gegeben. Selektion der Leistungsbereiten und Nichtleistungsfähigen unter dem Druck eines Überangebots von Arbeitskräften.
Eine Ideologie ("Erzählung") diverser Stati und Identitäten kann das Konkurrenzprinzip nur wie einen blinden Fleck behandeln, nämlich mit dem Hineinfüllen in die unerkannte Lücke. "Miteinander" und Gemeinsamkeit, Team, Stall.
Der #BUND ist nett zu allen Verkehrsteilnehmern. Der Längsschnitt durch eine Strasse beim BUND zeichnet eine Welt auf horizontaler Gleichberechtigungsebene. Es hat etwas von Interessensausgleich der Steuerzahler und Kapitalismus für Alle, was da zu sehen ist.
Dafür fährt noch lange keine Tram durch einen der vom Autolärm und - Gestank belastetsten Viertel in Kassel, Rothenditmold. Die wäre den Betreibern des ÖPNV zu teuer. Auch Bäume sind eher rar an der Strasse, Radfahrer und Kinder an der Hand sollten dort ganzjährig Atemmasken
tragen. Die Busse fahren hier in vor kurzem erst gekappten Routen und die Fahrpreise sind ohnehin zu hoch.