Thread by @nanebe75

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Im Zuge der Diskussion um ME/CFS und Long Covid ist das Wort "PACING" als Therapieansatz aufgetaucht. Wer damit nicht zu tun hat, kann damit nichts anfangen. Ich lebe allerdings mit meinem Kind, aus anderen Gründen, schon seit Jahren so und bring ihm das Prinzip bei.
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Im Autismusbereich heißt das Löffelchen-Prinzip.
Ich will von vorn anfangen.
Wenn du NT bist (kein Autist) bzw im vorliegenden Fall nicht Long Covid hast, bist du es nicht gewohnt, dass du mit deiner Kraft haushalten musst.
Klar ist man auch mal müde, das ist aber was anderes./2

Wenn man nun, aus welcher Ursache auch immer, begrenzte Kraftreserven hat, und nicht nach dem Prinzip lebt, kommt man ständig in eine gewisse Überforderung rein. Und versteht nicht warum.
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Bevor wir zb so aufgeklärt wurden (hpts von Autisten, nicht von Therapeuten), verstand mein Kind nicht, warum zb andere etwas mühelos schafften und er nicht. Bei ihm ging es nicht.
Das geht zutiefst auf den Selbstwert.
Was ist nun das Löffelchen Prinzip?
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Anders als bei Menschen, die nicht davon betroffen sind, hat man keine unbegrenzten Kraftreserven. Du stehst zb auf und hast genau 14 Löffel zur Verfügung. Die Zahl ist individuell.
Mit denen musst du haushalten.
Wenn sie alle sind, geht nichts mehr. Finito.
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Das Gemeine: ALLES kostet dich Löffel. Aufstehen zb. Anziehen. Waschen. Manches mehr, manches weniger.
Einen unerwarteten Anruf kriegen kann mehrere Löffel kosten.
Was ist die Folge?
Du überlegst dir genau, wofür du Löffel "ausgibst" und bekommst ein unruhiges Gefühl,... /6

...wenn du merkst, dass sie immer weniger werden.
Das ist der Punkt, an dem es ungeschulten Personen auffällt, dass die Person nimmer kann, nicht mittut, sich zurück ziehen will. Kommentare lauten oft "sie ist bequem, stellt sich an, soll durchhalten"
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Genau das ist falsch, weil die begrenzten Kraftreserven nicht gesehen werden.
Hier muss man umdenken.
Einteilen lehren.
Sehen, heute war X und Y, es GEHT JETZT einfach Z nicht mehr.
Denn wenn du das nicht tust, steht derjenige morgen mit noch weniger Löffel auf.
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Und das ist kritisch weil es zb Kinder echt in einen Zustand der permanenten Reizüberflutung treiben kann.
Es geht immer weniger, er fühlt sich immer schlechter, er zieht sich mehr und mehr zurück.
Klassische Therapien lehren da oft "durchhalten".
Das ist falsch.
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Denn der ursprüngliche Grund, warum begrenzte Kraftreserven da sind, geht davon nicht weg.
Betroffene beginnen verstärkt zu maskieren, was reines Überleben wollen ist, und viele Folgeschäden verursacht.
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Was kannst du tun?
Beobachte dem Betroffenen mal.
Wie viele Löffel hat er?
Was kostet ihn viele?
Wonach ging lang nix mehr?
Achtung, sie spüren das oft zeitverzögert, und wenn du meinst es ging eh noch, kann die nächste Handlung zuviel sein.
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Versuch mal bewusst, einige Tage so zu leben dass viele Löffel übrig sind.
Nicht zu nah an die Grenze gehen.
Du gibst auch nicht all dein Geld aus, auf dass du für Unvorhergesehenes nix mehr übrig hast. So viel muss immer da sein.
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Und vor allem eins:
Rede nicht, als würde sich der Mensch das aussuchen.
Es ist halt so, es ist ok, wir können damit umgehen.
Ein gutes Gefühl bekommen kann Löffeln zurück geben.
Und denk dran: Auch was Spaß macht, kostet oft Löffeln.
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Es fühlt sich am Anfang seltsam an. Je länger man so lebt desto normaler wird es.
Und du merkst, was es bringt.
Wer sich besser fühlt, hat ein paar mehr Reserven.
Kann sich besser entwickeln.
Man nimmt den Menschen viel, wenn man sie permanent überfordert und das "Hilfe" nennt.

Ich persönlich habe darin jedenfalls wirklich den Schlüssel zu einem besseren Leben gefunden.

Das bedeutet hie und da, dass ich ihm das Neue HEUTE NICHT präsentieren oder sagen will, wenn es zb sein muss oder geplant ist.
Ich warte auf Tage, wo wir Löffel dafür übrig haben.
Das bedeutet Geduld und Voraussicht.
Es lohnt sich aber!