Unter #Ehrenmord wird derzeit wieder viel gefährlicher Unsinn verbreitet. 14 Fakten zur Versachlichung. /Thread
1. #Ehrenmord ist kein Kampfbegriff, sondern reales Phänomen. Der entscheidende Unterschied zu anderen Beziehungstaten ist Rolle der Familie: Ihre „Ehre“ soll wiederhergestellt werden, sie beschließt die Tat. Eifersüchtiger Typ, der im Alleingang Frau umbringt ≠ Ehrenmord
2. Fast alle #Ehrenmörder in D stammen aus überwiegend islamischen Ländern. Viele sind Muslime, einige Christen oder Jesiden. Untersuchung der Rechtswissenschaftlerin Julia Kasselt kam für 1996-2005 auf 78 Delikte und folgende Tätercharakteristika
3. „Ehrenmörder“ in Deutschland sind in den allermeisten Fällen nicht in Deutschland geboren. Unter Migranten der zweiten oder dritten Generation existiert das Phänomen so gut wie gar nicht.
4. Nicht nur Frauen werden Opfer von #Ehrenmorden. Zwischen 1996 bis 2005 waren 43 Prozent der Opfer in D Männer. Meist handelte es sich um die unerwünschten Partner des weiblichen Opfers.
5. Ehrenmorde sind kein islamisches Phänomen. UN geht weltweit von 5000 Taten pro Jahr aus: viele in Türkei, Jordanien und Pakistan, aber auch in Südamerika und Indien. Im islamischen Recht finden sich keine Bestimmungen, die Ehrenmorde legitimieren.
6. Ob in der Türkei, Indien oder Brasilien: Ehrenmorde kommen vor allem in ländlichen, bäuerlichen Regionen vor. Auch Täter in D stammen meist aus solchen Gegenden. Die Soziologin Ayfer Yazgan schreibt in ihrem Buch „Mord ohne Ehre“
7. Historisch entstand das Konzept der familiären „Ehre“, um fehlende staatliche Ordnung zu kompensieren. Die Beseitigung der „Ehrverletzung“ (z.B. der Mord) sichert den Stand im sozialen Gefüge. In die "Die Gewalt der Ehre" schreibt Kulturwissenschaftler Werner Schiffauer:
8. Auch wenn BILD und AfD etwas anderes behaupten: Es gibt keinen Kultur- oder Islamrabatt für „Ehrenmörder“. Im Gegenteil: Solche Täter erhalten härtere Strafe als Täter vglb. Tötungsdelikte. Anders als bei ähnlichen Delikten nimmt die Härte der Strafen außerdem seit Jahren zu.
9. Viele #Ehrenmorde, über die Medien berichten, sind keine. Ob Medien einen Fall von tödlicher Partnergewalt als „Familiendrama“, „Beziehungstat“ oder „Ehrenmord“ bezeichnen, hängt häufig mehr von der Herkunft des Täters als von der Art der Tat ab.
10. Bei den wenigsten Fällen von (tödlicher) Gewalt gegen Frauen handelt es sich um Ehrenmorde. Ehrenmord-Forscherin Kasselt geht für D von 3-12 Fällen pro Jahr aus. Zum Vergleich: Für 2019 erfasste das BKA 141.792 Fälle von "Partnerschaftsgewalt“. 117 Frauen starben dabei.
11. In Medien sind Ehrenmorde u andere Gewaltdelikte durch migrantische Täter extrem überrepräsentiert. Studie des Medienwiss. Hestermann zeigt: Ausländische Tatverdächtige werden 32mal so häufig erwähnt wie es Anteil an Kriminalitätsstatistik entspricht. schantall-und-scharia.de/die-ignorierte…
12. Über die meisten Fälle, in denen (mehrheitsdeutsche) Männer ihre (Ex)partnerinnen töten, berichten Medien gar nicht – oder nur im Lokalteil. Und dann oft unter beschönigenden Bezeichnungen wie „Familiendrama“ oder „Tat aus Leidenschaft“.
13. Die meisten Morde an Frauen sind nicht bloß individuelle Beziehungstaten. Auch sie haben eine kulturelle Komponente: Toxische Rollenbilder sind der Grund, warum weltweit Frauen sterben müssen, wenn Männer sich in ihrer "Männlichkeit" verletzt fühlen.
schantall-und-scharia.de/mann/
14. Um das kultur- und länderübergreifende Phänomen zu beschreiben, dass Männer infolge toxischer Vorstellungen von Ehre, Stolz und Männlichkeit Frauen ermorden, gibt es einen besseren Begriff als die Euphemismen #Ehrenmord und #Familiendrama: #Femizid
#Ehrenmord​e: Für die einen der Beweis islamischer Frauenverachtung. Für die anderen ein Kampfbegriff gegen Minderheiten. Die Wahrheit ist komplizierter. schantall-und-scharia.de/mythen-und-fak…

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More from @goldi

7 Dec 20
Ein 26-jähriger Hamburger schießt in Berlin-Charlottenburg auf mehrere arabisch aussehende Meschen. Die Polizei geht von einer "fremdenfeindlichen Motivation" aus.

Und das erfahren @BILD-Leser darüber. /Thread
Das Fragezeichen gibt es nur in der Überschrift:

„In der Nacht zu Sonntag soll es in Berlin erneut zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Clans gekommen sein.“
bild.de/regional/berli…
„Nach BILD-Informationen sollen auch Clan-Mitglieder an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen sein.“

Das besonders perfide an der Formulierung: "Clan-Mitglieder" waren womöglich tatsächlich beteiligt - aber ausschließlich als Opfer.
Read 11 tweets
5 Dec 20
Er hat geschafft! Omar ist gerade in Holland angekommen! 🥳💐💐🍾🍾!
Zwischen dem obigen Tweet und heute liegen eine Verhaftung in der Türkei, zwei weitere gescheiterte Grenzübertritte, fast 3Wo Fußmarsch durch Griechenland, eine Fahrt unter einem LKW von Serbien nach Italien...
Eigentlich sollten wir Leute wie Omar als Helden feiern, Teenie-Zeitschriften sollten ihn als Role Model preisen und Unternehmen ihn als Inspirational Speaker für Firmenfeiern buchen. Stattdessen ist er für viele nur ein "Flüchtling", der es "illegal" nach Europa geschafft hat.
Read 4 tweets
4 Dec 20
Nicht in Ägypten oder Russland, sondern in Frankreich haben Behörden diese Woche eine der wichtigsten Menschenrechtsorganisationen des Landes aufgelöst. #CCIF hat seit 2003 tausende Opfer antimuslimischer Übergriffe und Gesetze juristisch unterstützt.
Frankreichs Innenminister begründete die Schließung mit dem Kampf gegen den "radikalen Islam". Die Regierungsbehörde CIPDR erklärte, "CCIF verbreitet die trügerische Vorstellung, dass Frankreich ein rassistisches anti-muslimisches Land ist".
CCIF kritisiert schon seit Jahren den zunehmend islamfeindlichen Kurs Frankreichs, klagte gegen Kopftuchverbote an Schulen und Arbeitsplätze und unterstützt Opfer von Übergriffen. Einmal im Jahr gibt es den Islamophobie-Bericht heraus. islamophobie.net/wp-content/upl…
Read 5 tweets
27 Nov 20
Bisher kannte man solche Methoden aus Ägypten oder Brasilien...

Österreichs Behörden versuchen @ferithafez, einen der wichtigsten Rassismus-Forscher und Regierungskritiker des Landes, unter dem Vorwand der "Terrorismusbekämpfung" mundtot zu machen. diepresse.com/5903858/farid-…
Das so etwas mittlerweile in Österreich möglich ist, sagt viel über einen Staat aus, der sich für seine muslimische Bevölkerung zunehmend zur Despotie entwickelt.
Das so etwas auch hierzulande kaum für Empörung sorgt, sagt viel darüber aus, wie egal vielen von uns in Wahrheit Demokratie und Grundrechte sind, solang deren Beschneidung nicht sie selbst betrifft.
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21 Oct 20
Linke haben den IS bekämpft. Linke fordern Deals mit islamistischen Diktatoren zu beenden. Linken treten für eine gerechte Welt ein, in der Dschihadismus u.ä. nicht gedeihen kann.

Und @KuehniKev? Er bedient das rechte Märchen "vom Schweigen der Linken“. Die AfD wird‘s freuen.
Hab versucht Bsp zu finden, wie sich @KuehniKev bisher im Kampf gg Islamismus hervorgetan hat. Rüstungsexporte? Dschihadisten? Extremismuspräv? ... Nichts. Überhaupt nichts! Kühnert ist wahrscheinlich der einzige "politischen Linke", der wirklich bisher zum Thema geschwiegen hat.
Bezeichnend dass erster wahrnehmbarer Beitrag zum Thema auch nichts Substanzielles liefert (Ursachen von Terror, Gegenstrategien o.ä.), sondern er die billigste und zu gleich populärste Variante wählt : Linken-Bashing (nagut, Migranten-Bashing wäre noch billiger)
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16 Aug 20
Hunderte deutsche Synagogen überstanden Pogrome und Krieg, nicht aber die Bauwut im Nachkriegsdeutschland. Viele wurden zu Pferdeställen, Feuerwehrhäusern oder Kirchen umgebaut. Andere mussten Parkplätzen oder Neubauten weichen.

Ein Thread über Synagogenschicksale nach 1945. Image
Die Synagoge im hessischen Rimbach überstand zwar die Novemberpogrome, doch wurde die jüdische Gemeinde gezwungen, das Gebäude zu verkaufen. Nach dem Krieg wurde das Gebäude erst zum Gerätehaus für die örtliche Feuerwehr. 1952 zog die Katholische Kirche ein. Image
Schwer beschädigt hatte die 1838 gebaute Synagoge im hessischen Rexingen die NS-Zeit überlebt. 1952 erwarb die evangelische Gemeinde des Ortes das Gebäude und baute es zur Kirche um. Image
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