Thread by @zineworkshop

Fitz Langs "JETZT" und die Soziotechnologie, Zukunftshistoriographie und auch noch die Doomsdayuhr können in einen Komplex gepackt werden. Das ist obligatorisch, denn Interdependenzen in Netzen oder mono- respektive pluralkausal darzustellen, ist nur für bestimmte Modi der

Betrachtung hinreichend, für makroskopische Darstellngen, Aspekte oder Nuancierungen. Komplexe können Mappings ermöglichen, Gesamtschauen, Totalitäten. Die Technolösung der Klimakrise steht dimensional ganz vorn oder, linearisch formuliert, oben auf der Liste.

Mit einer Groteske ausgedrückt: Kein Baum fliegt zum Mars. Will sagen, die Kopplung mechanischer bis hin zu quantenmechanischen, fuzzy und chaotischen Berechnungen des Kommenden, sei es die "wiederentdeckte" Plan-Wirtschaft eines distribuierten (de/zentral organisierten)

Sozialismus (Redecker), der in Feedbacksystematik Berdarf, Bedürfnis, d.h. Konsumtion mit Produktion vermittelt, sei es das Bestehen dieser Vergesellschaftung in Vorformen bei asiatischen Autobauern und Kundenplattformen, i.E.S. plattformkapitalistischen

Vermarktungs- und Supplyformationen, sei es eine als Kreislaufwirtschaft bezeichnete, oder sei es die futuristische Astro-Exodus-Industrie (NASA, Virgin, Musk usw.), dieses Integral der post-mechanischen Berechnungen wird mit imaginären oder besser imaginativen Ideologien

aufgebaut, diskursiviert. Der filmische Countdown und der apokalyptische Countup, ihr Drama, sind gebunden in Bilder des Industriellen und seiner Abwehr ins Natur-Nürliche (Bio, aber klein-industriell) mit einem Authentizismus der Erdverbundenheit, die reaktionär

in neuen Trans-Disziplinen (für die Kunst etwa Shelley Sacks) auftritt. Die EU, deutsch-dominierter Hegemon auf dem europäischen Kontinent, "erzählt" wie selbstverständlich die Logik der Idee des Technoformats neuen Typs. Eines Bio-Techno.

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen griff eben nicht direkt auf den US-Mythos zu, sie bezog sich auf das, was der Film _Frau im Mond_ vor allem zeigte, den Mann auf dem Mond, dessen Sehnsucht und Fernweh _im_ Mond ver-oder geborgen (Heidegger) liege.

Ein oder dieser "Mann auf dem Mond"-Moment (Leyen 2019 bei der Verkündigung des kommenden Green Deal wörtlich) ist eben so wörtlich zu lesen wie die "Sauerstoff und Goldvorkommen", neue Akkumulationsmaterialien, die im Film den Mondflug, heute den Marsflug auslösen.

Wenn Expertise-Wissenschaft (Fraunhofer, Boltzmann) an Akkumulation (ihre Drittmittel) geschweißt sind, vollziehen sie eine "Weltvernunft" (wie Peter Gendolla 1982 in seinem Aufsatz "Die Spur der inneren Maschine" aufruft), die "Natur (...) zu einer Repräsentation macht,

schaut frau auf die frühmodernen Gärten-Parks der an ihnen durchschaubaren Geordnetheit, die gegen Natur, so Gendolla mit Hand-Dieter Bahr, oder gegenüber der Natur stand. Die gezirkelte"Natur" des Barock, die kontrollierte Natur eines Bergparks des 16. Jahrunderts

oder des frühen 17. noch vor der kommenden Industrie. Industrie im Entwurf, der damalige Green Deal.

Die Barockideologie ins Begehbare entworfen kalkuliert Naturbild gewissermaßen mit den floralen Windungen und Designs, als Uhr, als steuerbare Wassermassen. Im Garten hinterm Eigenheim, auf eem Balkon wird händisch

gepflegt, was diese vorkapitalistische Naturausbeute, die soziale Skulptur der Orangerien und der Proto-Disneylands vorsah. Geformte Natur ist dann die neue Natur unter den Händen der Pflanzer. Zugleich ein privatistischer Gegenentwurf zur Ressourcen-Natur der Exploitation.

Derek Jarmans Garten, nur um einen Prominenten aufzuschreiben, wiederholte den ästhetischen, kontemplativen Park für gefundene Natur, die der vor-gefundenen nahesteht. Essbare Gärten, oder Städte überziehen ein solches kleinbäuerliches, subsitenzielles Wirtschaften pädagogisch

graswurzelig. Einen weiteren Abstand von der wirklichen Produktionsweise kann es im individuellen Schrebergarten nicht geben, mit einer Literarizität <Anwendungswissenschaft unter Bedingungen naturforschender Gesetze> praktischen Wissens.

Das seine Potenzierung nur noch touristisch findet. In _Die Reise zum Mars_ von Eric Idle, bietet man eine "dreijährige Kreuzfahrt durch das Palentensystem" auf der "Princess Di", einem Raumschiff. Hier ist kein Jetzt, das zur Zeit auf Wahlplakaten steht. Keine Dringlichkeit,

keine, nur eine Konsumenten abgenommene Planung von Zukunft heute. Hinter oder neben der (imaginären) Flucht aus Verhältnissen (Urlaub) läuft die Planung und die banale Entfremdung von der Planung weiter. Weder entscheiden in einer Entscheidungsproblematik

Urlauber die Planung der technologischen Lösung für eine rechnerische Netto-Null klimaschädlicher Emissionen, noch ihre Kolleginnen, die Nichturlauber. Die anstehende Planung der Klima-Bilanz wird den Teil der Naturbeherrschung in frühbürgerlichen Gesellschaften übernehmen,

der Natur-Material für ein Naturbild, den Entwurf, setzte. In Erdtanks gepresstes Kohlenstoffdioxid, formt aber nicht mehr symbolisch symmertisch, ageschwungenes, Konkaves/Konveses, Schnecken, Zierrat, aber wiederholt "neo"-industriell was damals kam.

Bei der (von Gendolla und Bahr) behaupteten Funktion von Kunst als Avantgarde, die vorvollziehe und einen sozialen Vorentwurf biete, bin ich skeptisch. Auch die "soziale Skulptur", die Kybernetik behaupten, vorzuentwerfen. Das Problem mit der Kunst des Barock mit der Avantgard

e ist: Sie entsteht, was das Barock angeht, in feudalen Systemen des Niedergangs, was die Avantgarden der Moderne angeht, in mäzenatischen Zirkeln, die cliquenhaft bhw. sektiererisch, keinesfalls utopisierend oder emanzipatorisch waren und die, das gilt für beide Epochen-

Abschnitte, eher nachvollzogen und hypostasierten, ästhetisierten, was die Verfahren der Fertigung und der Arbeitsteilung bereits generiert darstellten.

Die Maschinerie wird von Kunst weniger _angekündigt_ (Bahr) als parallel zu ihr "verstanden", sinnenbezogen interpretatorisch begleitet und reflektiert (widergespiegelt?). Die Übergänge von der Architektur der Bauten zur Architektur des Sozialen zur kontemplativen Kunst mag

fließend gewesen und im frühen 21. Jahrhundert aktuell in sich entgrenzt transdisziplinär sein, Imagination und Realisierung, symbolisches Entwerfen und Verstofflichung sind nicht für alle materialischen Felder gleichsetzbar.

Der Mondflug von Leyen "ist" nicht das entworfene und angekündigte grüne Geschäft. Aber er nimmt eine Zukunftsmetapher in Anspruch, welche in direkter Konkurrenz mit den USA zitiert ist. Der europäische Green Deal, der Deal als solcher, entgegen mancher

Analyse auch in den Staaten historisch eng verknüpft mit klimatischen/ökonomischen Bedingungen, soll auf Augenhöhe mit der Mondlandung, dem technologischen Sprung verbunden sein, aber doch in ironischer Abgrenzung zur Technikgläubigkeit, welche dieselbe

rhetorisch sofort wieder hineinnimmt, indem sie sie aufgeklärt und abgeklärt ironisiert.

Matze Schmidt

Wir publizieren in Serie _Ökoscifi_ von Matze Schmidt, Skizzen und erste Teile. Das eBook, oder eine erste Version davon wird auf oekoscifi.de ca. Oktober 2021 erscheinen.

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