Thread: Relativierung von Ustascha-Verbrechen

Vor einigen Tagen erschien in der @Jerusalem_Post
dieser Artikel hier. Ein Meinungsstück, in dem behauptet wurde, dass es keine Beweise dafür gebe, dass im KZ Jasenovac mehr als 4.500 Menschen gestorben seien.
Das Stück war an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Wortreich aber faktenarm wurden Jahrzehnte Forschungsarbeit zum größten Todeslager der Ustascha in Abrede gestellt, ein renomierter kroatischer Historiker verunglimpft und Jasenovac als Mythos serbischer Propaganda dargestellt.
Klingt wie aus der Feder eines beliebigen rechtsextremen kroatischen Portals, oder? Stimmt. Nur dass es eben in einer israelischen Zeitung erschien. Und der Autor angeblich ein jüdischer Journalist aus Australien sein sollte.
Die Jerusalem Post stellte den Autor - ohne das nachzuprüfen - als Journalisten vor, der sich mit Nazi-Kollaborateuren und ihrer Verherrlichung in Australien befasst. Tatsächlich gab es eine entsprechende Homepage und sogar Twitter & Facebookprofile.
Inzwischen sind sie alle nicht mehr abrufbar. David Goldman, hat aller Wahrscheinlichkeit nach nie existiert.

Doch das interessiert kroatische Ustascha-Relativierer natürlich nicht. Die hatten nun ihren Beleg: Sogar JÜDISCHE Medien erklären nun, dass Jasenovac eine Lüge sei...
Und leider muss man sagen, dass es nicht nur ausgemachte Fake-News Portale wie das von christlichen Fundamentalisten betriebene @narodhr waren, die auf den Zug aufsprangen. Auch Medien, die sonst diesem Lager nicht zuzuordnen sind wie @indexhr veröffentlichten Goldmans Stück im
Wortlaut, ohne Einordnung geschweige denn eine kritische Nachfrage. Ustascha-Relativierung bringt halt Klicks.
Das blieb natürlich nicht ohne Widerspruch. Und nicht einmal einen Tag nach der Veröffentlichung verschwand der Artikel kommentarlos von der Webseite der @Jerusalem_Post
Stattdessen durfte nun Dejan Ristic vom Museum der Opfer des Genozids in Belgrad einiges klarstellen. Das interessierte natürlich Kroatiens Rechte längst nicht mehr... es interessiert sie so wenig, dass sie unumwunden zugaben, dass "David Goldman" wohl ein Fake-Identität ist
Hier z.B. Igor Vukic, der seit Jahren zu belegen versucht, dass Jasenovac "nur" ein Arbeitslager war, in dem nur sehr wenige Menschen ums Leben kamen, dass "David Goldman" aller Wahrscheinlichkeit nach eine Fake-Identität ist... was er sehr bedauert, da die Bedeutung des
Beitrags ja gerade auf der "Identität" des Autors aufbaue.

Ich übersetze mal: Für Herrn Vukic war der Text so wertvoll, weil er glaubte, dass er aus der Feder eines jüdischen Autors stammte.
Aber es geht noch weiter. Bald meldete sich auch Frau Blanka Matkovic zu Wort. Diese "Historikerin" versucht zusammen mit einigen anderen Geschichtsrevisionisten seit Jahren zu belegen, dass Jasenovac auch nach 1945 unter kommunistischer Regie noch ein Todeslager gewesen sei
Matkovic geht nun sogar einen Schritt weiter als Vukic. Sie gibt zu verstehen, dass die wahre Identität von "David Goldman" ihr bzw. Mitgliedern der von ihr geleiteten "Historiker"-Vereinigung bekannt sei, es sich um einen Bekannt von Mitgliedern eben dieser Vereinigung handelt.
Natürlich fühlt sich auch Frau Matkovic in ihrer Arbeit bestätigt, durch den Artikel. Auch wenn Herr Goldman offenkundig eine Fake-Identität ist.

Ihre geschichtsrevisionistische Arbeit, die sie seit inzwischen mehr als einem Jahrhzehnt betreibt, wäre nochmal einen eigenen
Thread wert. Denn obwohl sie ihren KollegInnen im Westen schon lange bekannt ist und man in Hintergrundgesprächen erfährt, wie wenig sie davon halten, halten es dieselben KollegInnen für nicht opportun darüber zu reden. Der Grund dafür ist relativ banal: Feigheit. Aber das werde
ich hoffentlich in einem eigenen Artikel bei Gelegenheit vertiefen. Vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der mal offen die Geschichte des nie abgeschickten "Offenen Briefes" zu ihrer Arbeit erklärt.
Ich fasse nochmal zusammen. Ein Autor, legt sich eine jüdische Fake-Identität zu, um ein mit Unwahrheiten gespicktes Stück zu verfassen, in dem das Todeslager Jasenovac zum Mythos erklärt wird. Und die @Jerusalem_Post tut ihm und der kroatischen extremen Rechten den Gefallen, das
zu drucken. Und als das alles auffliegt, sind die Profiteure - also die kroatischen Geschichtsrevisionisten - noch nicht einmal beschämt, sie freuen sich über den gelungenen Coup und die damit einhergehende Diskursverschiebung.

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More from @DanijelMajic

20 Aug
This is Blanka Matković, a Historian at @warwickuni, that for years has been trying to prove that Jasenovac, the biggest death camp of the ustasha, was also used by Titos regime. Here she admits, that she not only knows who wrote the factless revisionist op-ed for @Jerusalem_Post
using the fake identity of a jewish journalist from Australia, she even says that the man behind this article is a member of the Rudolf-Horvat-Association that she presides over. She then continues vowing that she will protect his real identity from the "hyenas" from Belgrade
Let that sink in, especially you @warwickuni ! A "historian" admits that a member of an association that she presides over, placed a revisionist op-ed full of baseless claims, which aim to downplay the crimes commited by the ustasha, in a newspaper.
Read 5 tweets
18 Aug
Das lese ich gerade. Viele von Euch bestimmt auch. Will gar nicht über das Buch, von dem ihr eh schon alle gehört habt, reden. Will Euch aber wissen lassen, was mich dazu gebracht hat, es zu lesen. Und das hat mit einem Podcast zu tun. 1/4 Image
Eigentlich hatte ich kein Interesse an "Identitti". Hat nichts mit dem Thema des Buches zu tun aber mit dem Hype darum. Geht Vielen bestimmt so - wenn ein Buch, eine Serie, ein Film permanent in den Medien ist, verdirbt mir das erst mal Lust. Ist ein Reflex, nichts rationales.2/4
Warum lese das Buch dann jetzt trotzdem. Weil ich vor knapp zwei Wochen dieses unglaublich spannende, lehrreiche Gespräch von @jagodamarinic mit @Msanyal bei "Freiheit Deluxe" gehört habe. Und dabei ständig dachte: Dieses Buch muss ich lesen 3/4
hr2.de/podcasts/freih…
Read 4 tweets
18 May
Ein paar Gedanken zum Franco A.-Interview bei RT-Deutschland.

Es ist erstmal äußerst ungewöhnlich, dass ein Angeklagter insbesondere so kurz Prozessbeginn die Öffentlichkeit sucht. Es ist auch eher nicht ratsam. Und ich meine am Anfang des Interviews rauszuhören, dass das nicht
die Idee seiner Anwälte war. Bei Franco A. wundert aber gar nichts. Im aktuellen Zeit-Magazin könnt ihr nachlesen, dass er von sich aus den Kontakt zur Kollegin @rprtrn gesucht hat...Und wir er am Ende nicht zufrieden mit dem war, was er bekam. Das ist das Pech von Franco A., das
er es bislang mit JournalistInnen zu tun hatte, die seine Version nun einmal kritisch abgeklopft haben. Siehe auch Taz: Ein Deutscher Soldat und die Reportage der NYT.

Sie alle haben Franco A. nicht die Bühne geboten, die er suchte.

Also geht er zu RT Deutschland
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6 Apr
Thread
Heute mal was anderes von den patridiotischen Katholiban aus Kroatien

#Antiziganismus

Seit einigen Tagen erschüttert das Schicksal dieses Mädchens das Land: Nikoll
Dir Zweieinhslbjährige war an schweren Verletzungen verstorben, die das Resultat monatelanger, schwerster Schläge ihrer Eltern waren.

Besonder dramatisch: Nikoll hatte von ihrem dritten Lebensmonat bis zum letzten Herbst in einer Pflegefamilie gelebt und sich dort gut entwickelt
ehe das Sozialamt von Nova Gradiška entschied, dass das Kind zu seiner biologischen Familie zurückkehren müsse.
Read 13 tweets
6 Mar
It may surprise some readers that I decided to compile a #Thread in (something remotely similar) to English. But today I would like to talk about some Croatian Soccerclubs in the US. And of course about their affinity for symbols of the fascist Ustasha-Regime
I suppose that those of you who are interested in the matter have a basic understanding of who the Ustasha (Ustaša in B/K/M/S) and their short-lived nazi-backed "Independet State of Croatia (NDH) were. If not the English Wikipedia might be a starting point
en.wikipedia.org/wiki/Usta%C5%A…
To cut things short: We are talking about a regime that was involved in the Holocaust and is directly responsible for the killing of tens of thousands Serbs, Romani, Jews and political enemies
Read 23 tweets
5 Feb
Thread: Von den Nationalen Sozialisten Rhein-Main zur FDP Bruchköbel.

Herr Benedikt Bandura spricht hier allen Ernstes von einer Kampagne

Die Kampagne besteht aus GENAU einem Artikel vom Kollegen @hanvoi . Und zwar diesem:
fr.de/rhein-main/sch…

Herr Banduras Lamento ist
lächerlich, freundlich gesagt.

Herr Bandura war zu Beginn des letzten Jahrzehnts einer der lautstärksten Propagandisten der Nationalen Sozialisten Rhein-Main (NSRM). Diese Gruppe von Neonazis war zwar zahlenmäßig klein und mit Verlaub selbst für Neonazis nicht sonderlich schlau
Dafür aber mit ordentlich Selbstvertrauen ausgestattet. Wir reden hier von einer Gruppe, die nicht vor Gewalt, Einschüchterung und schon gar nicht vor übelsten Verunglimpfungen zurückschreckte.

Woher ich das so genau weiß? Weil ich damals für die @fr über Bandura und die NSRM
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