Thread by @DanijelMajic

Ein paar Gedanken zum Franco A.-Interview bei RT-Deutschland.

Es ist erstmal äußerst ungewöhnlich, dass ein Angeklagter insbesondere so kurz Prozessbeginn die Öffentlichkeit sucht. Es ist auch eher nicht ratsam. Und ich meine am Anfang des Interviews rauszuhören, dass das nicht

die Idee seiner Anwälte war. Bei Franco A. wundert aber gar nichts. Im aktuellen Zeit-Magazin könnt ihr nachlesen, dass er von sich aus den Kontakt zur Kollegin @rprtrn gesucht hat...Und wir er am Ende nicht zufrieden mit dem war, was er bekam. Das ist das Pech von Franco A., das

er es bislang mit JournalistInnen zu tun hatte, die seine Version nun einmal kritisch abgeklopft haben. Siehe auch Taz: Ein Deutscher Soldat und die Reportage der NYT.

Sie alle haben Franco A. nicht die Bühne geboten, die er suchte.

Also geht er zu RT Deutschland

Hier darf er im Kern folgende Botschaften vermitteln

- Gegen ihn wird ein politisch motivierter Prozess geführt, immer wieder betont er, dass das Justizministerium ggü. der Bundesanwaltschaft weisubgsbefugt ist. Er insinuiert, dass politischer Druck ausgeübt wird, um ihm den

Prozess zu machen.

- Er behauptet, die Presse würde einseitig die Darstellung der Bundesanwaltschaft übernehmen. Er vergisst- ebenso wie die Moderatorin - zu erwähnen, dass gerade die Kolleginnen von der @tazgezwitscher sich seit vier Jahren zu seinem Fall recherchieren und

Zahlreiche für ihn unangenehme Details ausgegraben haben: Seine Kontakte zum Hannibal-Netzwerk, ehemalige Kameraden, die ihn als "Turbo-Nazi" bezeichnen, sein Auftritt beim Preußenabend 2016 etc.
Es wird sehr kritisch zu Franco A. recherchiert, das Ergebnis gefällt ihm halt nicht

Aber bei RT-Deutschland wird danach nicht gefragt. Und das ist das eigentlich Interessante: Worüber nicht gesprochen wird:
- Seine Kontakte zum Hannibal-Netzwerk
- Die Fotos die er bei der Amadeu-Antonio-Stiftung gemacht hat
- Die Umgebungsskizze die er angefertigt hat

Es wird auch nicht nachgehakt, als er - sehr schmalllipig - wiederholt, dass er die Pistole, die er am Flughafen Wien deponierte, in einem Gebüsch gefunden hat. Angeblich reiste er zurück nach Wien, um sie der Polizei zu übergeben...

Wenn das so ist. Warum hat er das nicht

wenigstens angekündigt? Ein Anruf und die Polizei hätte die Waffe selbst sicherstellen können.

Kann man mal fragen, RT Deutschland. Aber das war wohl zu viel verlangt.

Damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich bin mir nicht sicher, dass Franco A. einen ausgetüfftelten Anschlagsplan fertig hatte...

Einiges spricht dafür, ein paar Sachen auch dagegen. Das habe ich u.a. hier aufgeschrieben
hessenschau.de/gesellschaft/p…

Aber um all das geht es im diesem Interview nicht. Hier geht es um Franco A., und wie er gerne gesehen werden will. An einer Stelle spricht er von der Vielzahl positiver Kommentare zu seiner Aktion als "Flüchtling". Zu diesem Publikum spricht Franco A.f

Franco A. sah sich als berufen an, Deutschland zu retten. Und er will weiter gerne als Held gelten, als zu Unrecht Verfolgter. Franco A. bastelt an seinem Selbstbild - das auch im Fall einer Verurteilung überdauern soll Und RT Deutschland bietet ihm die passende Bühne.