Ich bin für impfen, ich bin für Solidarität, ich bin für Regeln, um die Pandemie
einzudämmen. Aber ich bin auch dafür, in der Argumentation konsequent zu sein.
"Vermeidbarkeit" ist ein Stichwort, das ich immer häufiger höre, und mit dem jetzt argumentiert wird, wenn es darum geht, Lohnausfälle zu rechtfertigen.
Leute.
Wir leben in einem Sozialsystem. Das ~
ist so lange schön, wie man selbst davon profitiert und wird dann scheiße, wenn man der ist, der solidarisch sein muss mit denen, deren Entscheidungen man nicht gut heißt.
Das Problem ist: Es ist keine Einbahnstraße - das Eine ohne das Andere kann und darf es nicht geben.
Wir ~
können gern ein System einführen, das auf dem Kriterium der Vermeidbarkeit basiert und das vermutlich unser Gesundheitssystem nicht nur entlasten, sondern schlicht und ergreifend retten würde, indem wir KV-Zahlungen prozentual anpassen an den Lebensstil:
~
Wer rauchen will, zahlt Pauschale X.
Wer trinkt, zahlt Pauschale X.
Wer sich ungesund ernährt, zahlt Pauschale X.
Wer jedes Wochenende einer Extremsportart nachgeht, zahlt Pauschale X.
~
Rauchen beispielsweise ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko.
Jährlich (?) sterben 110.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Direkte Kosten, also medizinische Behandlungen usw. belaufen sich auf rund 25 Milliarden Euro IM JAHR. Rechnet man indirekte Kosten dazu, wie ~
Arbeitsunfähigkeit, Ausfälle, Frührente, usw. kommen wir auf rund 80 Milliarden Euro jedes fucking Jahr.
Ich bin mein Leben lang konsequente Nichtraucherin - ich zahle die mit.
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Wir hatten 2017 in Deutschland 162 Todesfälle (!) pro 100.000 Einwohner, die ungesunder Ernährung zuzurechnen sind.
Ich ernähre mich gesund - ich zahle die mit.
~
Jährlich sterben 74.000 Menschen an den Folgen von Alkoholmissbrauch. Die Kosten des Gesundheitssystem für Behandlungen, Pflege und Rehabilitation beliefen sich 2016 auf über 9 Milliarden Euro. Gesamtkosten, inklusive Produktivitätsausfälle, usw. rund 40 Milliarden.
2016 war ~
F 10 („Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“) bei Männern die häufigste Hauptdiagnose im Krankenhaus.
Ich trinke kaum - ich zahle die mit.
~
Ich weiß um all die Argumente, inklusive Ausnahmezustand, Pandemie, Ungeschützte, usw.
Darum geht hier aber es nicht. Es geht hier, bei der Frage um Lohnfortzahlung, um Zahlen und Fakten und die Frage, wie unser Sozialsystem funktioniert. Mich kotzt es auch an, dass ich ~
bezahle, weil Menschen rauchen oder besoffen nach dem Feiern Unfälle verursachen. Kotzt mich an. Mich kotzt es auch an, dass ich bezahle, wenn Rechtsradikale nach einer Schlägerei ins Krankenhaus kommen. Und es kotzt mich an, dass es Menschen gibt, die offen sagen, sie scheren ~
sich nicht um Ernährung und wenn sie mit 50 dann Herzschwierigkeiten haben, ist das halt so. Ja, kotzt mich an, weil ich auch die mitbezahle.
Das alles kotzt mich an - und das ist okay so, denn das nennt sich Sozialsystem.
Die Frage ist: Was wollen wir in Zukunft? Wollen wir ~
weiterhin ein Sozialsystem, in dem schlicht und uneingeschränkt jeder für jeden zahlt, unabhängig von persönlichen Lebensentscheidungen - oder trennen wir in Zukunft in "vermeidbar" und "unvermeidbar"?
Gestern Abend ging es darum, dass er sich häufig überlegt, wie er Dinge bei mir formuliert, um mich nicht zu verschrecken. Weil ich am Anfang so oft betont habe, dass mir sowas schnell zu eng wird und ich dann das Bedürfnis bekomme, in die andere Richtung zu laufen.
~
Ich hab ihm gesagt, dass ich das revidiere. Dass ich nicht weglaufen werde, wenn er bestimmte Dinge sagt. Dass ich ihm verspreche, ich würde ihn vorwarnen, wenn ich das Bedürfnis bekomme. Und dass ich nicht mehr will, dass er sich in meiner Gegenwart ständig überlegt, wie er ~
..Dinge formuliert.
Heute standen wir im Baumarkt und in einem Nebensatz sagt er:
"Wir brauchen noch doppelseitiges Klebeband für Zuhause."
Ich schaue ihn an, weil er das so noch nie gesagt hat. Er, verunsichert:
"Oh Gott, siehst du. Das passiert, wenn ich nicht mehr drüber ~
ALTER. Übergriffige Kackscheiße von beschissenen pseudo Alpha Arschlöchern - ARGH.
Ebay Dude kommt 40 Minuten zu spät, möchte was kaufen, das ich bei Kleinanzeigen reingestellt hatte. Steht im Keller, weil schwer. Klingelt, zu spät aber ok, ich mach auf, komm runter und geh ~
vor in den Keller, er solle mir folgen. Denke mir natürlich nichts dabei HAHA. Stehen im Keller, er schaut sich das Ding an, alles fein, dann schaut er MICH an, schweigt, sein Blick geht von oben nach unten und wieder hoch, dann:
"Und du? Wohnst du schon lang hier?"
"Ja."
~
"Allein?"
"Ja."
(Ich weiß nicht, warum ich das immer sage. Es ist mehr Reflex. Meistens bin ich allein, aber es wäre ja streng genommen nicht gelogen, wenn ich Nein sagen würde. Es würde mir Ärger ersparen, aber genau das ist der Punkt: Es ist wie eine Trotzreaktion, ich WILL ~
Als ich kürzlich tanzen war, war ein 2. Tanzpaar anwesend. In der Pause unterhielt man sich über die Frage, warum es so schwer ist, einen festen Partner zu finden (alle Anwesenden Singles).
Sie: "Menschen haben zu hohe Ansprüche, man legt sich nicht mehr fest. Immer ~
..wird auf etwas noch besseres gewartet, weil man keine Abstriche machen möchte."
Ich: "Ist das was Schlechtes?"
Sie: "🤨"
Ich: "Naja, ich finde niemanden, der zu 100% all meine Bedürfnisse befriedigt. Wenn ich jemanden treffe, bei dem es zu 70% matcht, ist das toll, aber ~
..dann hab ich eben die Wahl, dauerhaft auf die anderen 30 zu verzichten oder ich suche mir für die 30 noch jemand anders. Nennt sich poly, zum Beispiel."
Schweigen in der Runde, bis mir wieder einfiel wie ungewöhnlich mein Lebensstil für die meisten Menschen ist.
Vorab: Nein, ich verteidige in keiner Form die AfD in irgendeine Richtung oder würde einen von der AfD geforderten Antrag ungesehen unterstützen, weil ich hier die falschen Mechanismen, Intentionen und Hintergründe vermute, ABER: ~
Es gibt Bereiche in unserer Gesellschaft, in denen Männer de facto benachteiligt sind, in denen Männern das Leben schwerer gemacht wird, weil sie Männer sind.
Wir haben Artikel im Strafgesetzbuch, die sich ausschließlich auf Männer beziehen.
Wir haben regelmäßig das Thema des ~
Sorgerechts, bei dem Männer selten die gleichen Chancen haben, obwohl nicht immer die Mutter kategorisch der bessere Elternteil ist.
Wir haben in der Sexualität Bereiche, in denen es für Frauen leichter ist, offen Neigungen zuzugeben als für Männer.
Wir haben in einzelnen ~
"Ja, aber wenn du mit Paris essen gehst... ist das für Jorah ok?"
Ich: "Paris und ich sind engste Freunde. Da hat nichts OK zu sein. Wenn er ein Mann wäre, der glaubt, er könne mir ein OK geben, ob ich meine Freunde sehe, dann würden wir uns ~
...nicht so gut..."
Omi: "Jajaaaa spar mir den Vortrag, du weißt, was ich mein."
Ich: "Ja... es ist okay. Mehr als okay. Er freut sich, dass ich tolle Freunde habe, er wünscht mir viel Spaß. Klar ist das okay."
Omi, irgendwie nachdenklich: "Weißt du, für euch junge Frauen ~
..ist das so klar und normal. Aber das wäre in meiner ersten Ehe damals nicht mal ein Gespräch wert gewesen. Allein die Vorstellung, ich wäre in deinem Alter als gebundene Frau mit einem anderen Mann beim Essen gesehen worden... Das ist schon toll heute und toll von ihm."
Ich habe heute diese Form von Glück empfunden, die für Außenstehende vermutlich nicht nachvollziehbar ist, aber die mir gerade gefühlt ein Jahr Leben zurückgibt. Die mich vollkommen erfüllt und die ich nicht in Worte fassen kann.
Mal vom Tanzen in die Wohnung, seit ich allein wohne. Und ich hatte so lang schon eine solche Angst, weil ich dachte... was, wenn ich wieder anfange, mein Vor-Corona-Leben zu leben und was, wenn sich dann rausstellt, dass Jorah nur ein Loch in meinem Leben gefüllt hat. Wenn mir ~
..während Corona so viel gefehlt hat, dass Jorah eine Lücke gefüllt hat und ich dann, wenn diese Lücken nicht mehr leer sind, keinen Platz mehr für ihn habe - zumindest nicht so wie es jetzt zwischen uns ist.
Und heute kam ich nach Hause und war glücklich und alles war gut und ~