Nach dem Thread zu Reaktivpanzerung, jetzt zur nächsten Zukunfstechnologie:
Abstandsaktive Schutzsysteme (APS).
Ich beschränke mich zunächst nur auf Hard-Kill Systeme, also solche welche mit Schrapnellen/projektilbildenden Ladungen/Flugplatten anfliegende Projektile vern. 1/x
Aufgrund der immer steigenden Durschlagsleistung von KE u. HEAT-Munition, Top-Attack Munitions und Gewichts-Obergrenzen wurde es nötig Konzepte neben purer Passivpanzerung zu entwickeln. Dies waren wie erwähnt einmal die Reaktivpanzerung und die Abstandsaktive Schutzsysteme.2/x
Anstatt wie in den Jahrzehnten zuvor ein Geschoss nur mit Passivpanzerung "in" der Panzerung zu stoppen versuchte man nun die Geschosse vor der eigentliche Panzerung soweit zu beschädigen damit weniger Passivpanzerung genügt um die Restwirkung aufzuhalten. 3/x
Dabei haben sich mehrere Konzepte durchgesetzt mit welcher Art Effektor man das anfliegende Geschoss aufhalten will und wo der Effektor umsetzen soll.
Zunächst die "Box"-Variante welche die Effektoren um das Fahrzeug verteilt und sehr nah am Fahrzeug zündet. (ADS,Iron Curtain)4/x
Diese Variante hat aufgrund der hohen Anzahl an bereiten Effektoren eine hohe Chance mehrere Geschosse in schneller Reihenfolge abzufangen und aufgrund des Winkels (bei den meisten Varianten) einen geringeren Gefährdungsbereich. Das ukr. Zaslon ist dabei die Ausnahme.5/x
Auch ist diese Art eher leichter, günstiger und einfacher zu integrieren, aber eher ungeeignet gegen KE-Munition aufgrund der Wirkung mit Schrapnellen. Das ADS von RHM ist dort die Ausnahme aufgrund der Wirkung mit "direceted Energy" (vermutlich Tungsten Projektile). 6/x
Die andere Variante sind "Launcher-based" APS, welche ihren Effektor dem Projektil entgegen feuern. Dort nutzt man entweder eine Granate mit Schrapnellen die am Ziel umsetzt oder schießt Schrapnelle in die Flugbahn des Geschoss.(Trophy,QuickKill,Arena,Iron Fist etc.)7/x
Deutschland war in den 80ern und 90ern sehr weit vorne was die Entwicklung solcher Systeme betraf. Es gab fast ein halbes dutzend Systeme welche sich in der Entwicklung befanden und vielversprechend aussahen. Doch dann kam die Friedensdividende... 8/x
So existierte z.B. AFSS später dann AWiSS von DIEHL sowie viele andere Prototypen und Konzepte welche fast alle im Sand verliefen. 9/x
Heute beherrschen die israelische Firmen Rafeal und Elbit mit ihrem Trophy und Iron Fist Systemen den Markt nachdem die Israelis aufgrund der Bedrohung durch ATGMs und RPGs die Systeme marktreif machten. Kunden sind jetzt u.a die NLD, USA, GER, UK und AUS. 10/x
Nach der Frage wer den Israelis Konkurrenz machen wird, stellt sich auch die Frage wie APS bezwungen werden können und wie APS gegen KE-Mun besser wirken kann. Aufjedenfall werden APS wie ERA ein sicherer Bestandteil von MGCS und anderen zukünftigen Panzern sein. 11/11
Kritik, Nachfragen und Bemerkungen gerne erwünscht. Ich habe auch noch einen sehr guten Artikel aus dem Wehrtechnischen Report von 2009 welcher mehr ins Detail geht und Probleme von APS anspricht, falls Bedarf besteht.
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Weil @PaulStrobel es sich wünscht, ein Thread über den Spz Puma und seine Reaktivpanzerung:
Mit der Verbreitung von PzAbHaWa in den 40ern welche das Hohlladungsprinzip nutzen, gab es für 20 Jahre keine Möglichkeit mit purem Stahl Fahrzeuge gegen diese Bedrohung zu schützen. 1/x
Ein Gegenmittel war die Verbundpanzerung aus mehreren Schichten Stahl/Luft und vielen anderen Materialien. Welche mit T-64/Leopard 2/M1 eingeführt wurde und Schutz gegen HL in einem frontalen 40-60 Grad Winkel erreichte. Jedoch stieg das Gewicht der Fahrzeuge dramatisch an. 2/x
Eine andere Möglichkeit um nun weiteren Schutz zu erlangen und das Gewicht niedrig zu halten ist Reaktivpanzerung (ERA). Dabei wird ein Sandwich aus Sprengstoff und Metallplatten außen angebracht um den Hohlladungstachel beim Auftreffen zu deformieren. 3/x