1/n Prof. Frank P. Meyer schreibt häufig Leserbriefe zum absoluten (AR) und relativen Risiko (RR), hat die Unterschiede aber nicht so recht verstanden.
Deshalb spielen wir jetzt russischen Roulette.
Zuerst nehmen wir 6-Schüssige Revolver (Rn). In R1 kommen aerzteblatt.de/archiv/221054/…
2/n 2 Patronen, in R2 kommt 1 Patrone.
Das abs. Risiko bei einem Schuss aus R1 zu sterben ist 0,333, bei R2 ist es 0,166. Die AR-Reduktion(ARR) ist 0,333-0,166=0,166=16,6%. Das RR ist 0,166/0,333 = 0,50 oder 50%. Und die RR-Reduktion auch 50%
3/n Nun erhöhen wir die Zahl der Patronen. In R3 kommen 3 und in R4 kommen 2. Das AR bei einem Schuss aus R3 zu sterben ist jetzt 0,5; aus R4 ist es 0,333. Die ARR ist wieder 0,5-0,333=0,166= 16,6%. Das RR ist 0,333/0,5=0,666. Dh. die RRR nur noch 33,3%.
4/n Ich würde daher lieber mit R1 und R2 spielen.
Jetzt vergrößern wir das Magazin auf 100 Schuss. In R5 kommen 20 Patronen, in R6 1 Patrone. Das AR ist 0,20 bzw 0,01. Die ARR also 0,20-0,01=0,19=19%. Das RR ist 0,01/0,20 = 0,05. Die RRR also 95%.
5/n Mit 30 bzw 11 Patronen (R7/R8) ist die ARR 0,30-0,11=0,19=19%.
Die ARR ist abhängig von der Größe der Trommel. Bei einer 1000er Trommel wäre die ARR nur 1,9%.
Das RR ist 0,11/0,3=0,366, dh. die RRR ist 66,6%.
6/n Die RRR bliebe immer gleich jeweils 95% und 66,6%, egal ob 100, 1000 oder 10000er Trommel.
Das RR ist also unabhängig von der Größe der Trommel.
7/n Welche Kombination von Revolvern ist nun die Beste? Keine.
Russisches Roulette ist ein ziemlich dummes Spiel. Aber wir können das Ganze auf Impfstoffe und Studien übertragen. Um es zu veranschaulichen, nehmen wir vier hypothetische Phase 3 Studien S1, S2, S3.und S4.
8/n Die Studien fanden in Gebieten mit sehr unterschiedlichen Inzidenzen statt, bzw dauerten unterschiedlich lange. Außerdem hatten die Studien unterschiedlichen Teilnehmerzahlen. Die Ergebnisse sind in folgendem Bild.
9/n Ist wirklich der Impfstoff S3 mit einer ARR von 10% der beste? Oder lieber S2 mit der niedrigsten ARR aber der höchsten RRR? Und wo ist der Unterschied zwischen S3 und S4, wen S3 10 Monate und S4 eien Monat gedauert hat?
Your choice.
Ich nehme Impfstoff 2.
10/n Bei der Number Needed to Vaccinate (NNTV) um eine Infektion / Erkrankung zu verhindern übersieht Prof. Meyer, dass diese Berechnung bei einer zeitbezogenen, rechts zensierten AR nicht anwendbar ist. Jede Phase 3 Studie ist rechtszensiert.
11/n Das AR ist die Wahrscheinlichkeit sich in dem Zeitintervall der Phase 3 zu infizieren. Es ist nicht die Wahrscheinlichkeit sich überhaupt zu infizieren. Das AR ist die "Inzidenz" im Studienzeitintervall.
12/n Bei längere Studiendauer hätten sich mehr Menschen infiziert. Siehe S3 und S4.
Bei einer Inzidenz von 1000 haben sich nach 100 Wochen alle infiziert. Der Grenzwert des AR über die Zeit ist 100%.
1/n Die Idee ist im Ansatz sehr gut. Ändern wir die Idee ein klein wenig ab. Nehmen wir an, die Wahrscheinlichkeit bei einer Begegnung mit einem Hund gebissen zu werden ist 1%. Nicht aufs ganze Leben gerechnet, sonder auf eine einzelne Begegnung. Aus einem Versuch wissen wir,
2/n dass ein Leckerli das Risiko um 95% auf 0,05% senkt. Von 2000 Menschen ohne Leckerlie werden als im Schnitt 20 gebissen. Von 2000 mit Leckerli nur einer. Oder: Ohne Leckerli werde ich im Schnitt bei jeder 100sten Begegnung gebissen, mit Leckerli nur bei jeder 2000sten.
3/n Begegne ich jedem Monat einem Hund, werde ich im Schnitt alle 8 Jahre 4 Monat einmal gebissen. Mit Leckerli werde ich einmal in 166 Jahren und 8 Monaten gebissen. Ich habe also gute Chance gar nicht gebissen zu werden. Nun erhöhen wir die Kontakte aus eine pro Tag.
Das @rki_de berechnet die R-Zahl im Nowcasting. Nach den epidemiologischen Modellen lässt sich die Entwicklung der Fallzahlen durch eine Exponentialfunktion annähern. Aus diese lässt sich dann die R-Zahl berechnen. Zeit diese beiden Ansätze zu vergleichen. 1/6
Die blaue Linie stellt den Punktschätzer des RKI und der hellblaue Bereich das Vertrauensintervall dar. Analog stellt die rote Linie den Punktschätzer aus der Regressionsanalyse dar und der hellrote das Vertrauensintervall.
Die Regressionsanalyse nimmt an, das die R-Zahl
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über einen Zeitraum von 11, 14, 21, 28, 35 oder 42 Tagen konstant war. Leider haben wir bei der R-Zahl selten über längere Zeiträume konstante Verhältnisse. Ferien oder politische Entscheidungen oder Impfungen ändern das Umfeld.
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