Ich lese im Kontext der aktuellen Debatten, wir hätten es mit einem „omnipräsenten Missbrauch des Antisemitismus“ zu tun. Er richte sich gegen palästinensische Muslime, um ihre Stimmen zu delegitimieren. Klingt das nur für mich erneut nach „Auschwitzkeule“? Gerade als Muslim
sage ich deutlich: Wir dürfen Judenhass nicht nach unterschiedlichen Maßstäben messen. Eine palästinensische Flüchtlingsbiografie darf keinen Judenhass rechtfertigen oder relativieren. Wenn wir anfangen, die Konstruktion von Feindbildern zu rechtfertigen oder Verständnis dafür
zu fordern, vergiften wir die Wurzeln unseres Zusammenlebens. Wenn Palästinenser Juden etwas mehr hassen dürfen als andere, soll das dann auch für andere Gruppen mit historischen Konflikten in ihrer gemeinsamen Geschichte gelten? Türken, Griechen, Armenier, Kurden, Jeziden.
Soll es Rabatte für gegenseitigen Hass geben, der sich aus Leiderfahrungen speist? Und: Wenn Kritik von Muslimen an Muslimen als „Hetzkampagne“ und „Diskursverrohung“ von rechts markiert wird, ist das nichts anderes als die Delegitimierung muslimischer Stimmen u ihre Verdrängung
aus öffentlichen Diskursen. Wenn das von Muslimen praktiziert wird, ist das die Flucht hinter den Rassismusvorwurf. Wenn das von nichtmuslimischen Antirassisten praktiziert wird, ist das nicht „woke“, sondern eine paternalistische Anmaßung, für Muslime entscheiden zu wollen,
welche Debatte sie führen sollen und welche nicht, welche Meinung ihnen gut tut und welche nicht. Lasst uns debattieren! Und hindert mich nicht daran als Muslim Muslime zu kritisieren, nur weil es Nazis in diesem Land gibt! Ich kann mit meiner Kritik nicht warten, bis sie
verschwunden sind. Und wer als Muslim meint, Juden hassen zu dürfen, sollte sich nicht hinter der Existenz von Nazis verstecken. Das ist für Muslime eine schlechte strategische Allianz.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Nüchterne Zusammenfassung zu El-Hassan: Wenn man mit 20 bei Al-Quds mitläuft und skandiert, ist das keine Jugendsünde. Man sieht und hört, was das ist: Demo für Judenhass. Dass man als Journalistin Antisemitismus von Nazis erkennt und thematisiert, ist kein Beweis für eine
Veränderung der eigenen früheren Ansichten. Ich habe viele Muslime erlebt, die Judenhass von Nazis sofort erkennen konnten, den eigenen Judenhass aber als legitime „Israelkritik“ verteidigt haben. Vielleicht war das der Grund, warum sie ihre Demo-Teilnahme jahrelang nicht
hinterfragt hat. Ihre Glaubwürdigkeit hat sie selbst zerrüttet. Durch aktuellere Tweets, Sperraktionen, dem Anschein nach vielleicht auch Löschungen. Damit ist es ihre Aufgabe, diese Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Ist das mit dem Spiegel-Interview gelungen? Das muss jeder
„Warum kritisierst Du nicht Israel?“ höre ich immer wieder. Jetzt auch im WDR Kontext. Es folgen dann fast immer Schmähungen meines Charakters und Unterstellung materieller Interessen. Dazu: Wer sich die Mühe macht, meine Texte zu lesen, wird die Kritik finden, die ich angeblich
nicht äußere. Was man aber nicht finden wird: Rabatt auf oder Relativierung von Antisemitismus durch Muslime, weil sie die Situation der Palästinenser anprangern wollen. Was man auch nicht finden wird: Verharmlosung von Antisemitismus als Jugendsünde. Als Muslim wächst man in
einem Umfeld auf, in welchem Judenhass häufig nicht widersprochen wird. Aber auch in einem Schulwesen, in welchem unsere deutsche Geschichte thematisiert wird. Am Al-Quds Tag geht es nicht um Kritik an Israel. Es geht um Eroberungsphantasien, in denen Jerusalem im Kampf
Daniel, das ist maliziös und stellt meine freundschaftliche Nähe zu Dir infrage. Du solltest Dich mal in einer ruhigen Minute fragen, warum Dein Schutzreflex anspringt? Bei mir gibt es einen solchen nicht, nur weil jemand Muslim ist. Nicht bedingungslos und schon gar nicht,
wenn man sich und seine bisherigen Aussagen vor der Öffentlichkeit versteckt. Nichts anderes ist ihre Sperrung der eigenen Tweets. Ich bin kritisch, nicht weil ich moralisch sein will oder undemokratisch bin. Sondern weil insbesondere Muslime endlich mal sagen müssen, dass
Antisemitismus keine Jugendsünde ist. Schon gar nicht, wenn man mit dem eigenen Verhalten den Eindruck erweckt, dass es da bis heute keine Veränderung gegeben hat. Ich freue mich über jede Karriere von Muslimen. Aber nicht zum Preis des Zweifels, ob es ein strategisches
Die Schutzreflexe, sich in der Causa #Nemi_El_Hassan gegen antimuslimischen Rassismus zu stellen, verstehe ich. Gleichzeitig verstehe ich es nicht, diesen Rassismus zu missbrauchen, um den kritischen Blick auf den vorliegenden Fall zu verhindern. Das Eingeständnis eines Fehlers
sagt noch nichts darüber aus, worin der Fehler erblickt wird. In der Sache selbst? Oder eher mit Blick auf die (Karriere-)Konsequenzen? In dem konkreten Fall sind die Anhaltspunkte für eine gefestigte antisemitische Haltung zum Nahostkonflikt so zahlreich, dass mir persönlich
die bisherigen Erklärungen nicht ausreichen, um in ihnen Hinweise auf einen entscheidenden Gesinnungswandel zu erkennen. Ach ja, Antisemitismus sollte gerade in 🇩🇪 nicht als Jugendsünde verharmlost werden, aus der man irgendwie schon herauswächst. Denn häufig genug wächst sich da
Bei allem Respekt vor dem, was Prof. Karimi hier meint. Das große Problem liegt darin, dass die Taliban gerade nicht den Glauben bis „zur Unkenntlichkeit pervertieren“ , oder dass sie den Glauben „verstümmeln“. Die Praxis der Taliban lässt sich in der klassischen Literatur der
muslimischen Rechtslehre nachschlagen. In diesem Sinne missbrauchen sie den Glauben nicht. Sie gebrauchen ein Potenzial des Glaubens, dass in der historischen muslimischen Jurisprudenz als legitim beschrieben wird. Diese Kongruenz ist keine Pervertierung. Sie ist eine
Möglichkeit des Islam, die sich nur von Nachahmung leiten lässt und vollständig auf eigene Denk- und Rechtsfindungsprozesse verzichtet. Hier fehlt der Aufschrei gerade in der islamischen universitären Theologie auch in Deutschland. In ihr sehe ich teilweise sogar Kräfte wirken,
Es gehört zur Strategie der AKP, durch Polarisierung der Gesellschaft und Feindkonstruktion Wählerschaft auch außerhalb des eigenen Lagers zu mobilisieren. Mit dem nun wieder angefachten antikurdischen Rassismus darf wohl das Rennen bis zu den Wahlen 2023 als eröffnet gelten.
Der rassistische Mord an einer kurdischen Familie wurde verharmlost. Waldbrände wurden als kurdische Niedertracht gegen das türkische Volk dargestellt. Jetzt tadelt eine TV Moderatorin, der zugeschaltete Gast möge nicht kurdisch sondern auf „anständige Weise“ sprechen, man sei
hier schließlich in der türkischen Republik, hier spreche man keine „Ostsprache“. Die AKP wird das rassistische Feindbild „des Kurden“ weiter bedienen, um sich und den rechtsextremen Koalitionspartner als alternativlose Ordnungskraft und Sicherheitsgarant zu inszenieren. Das ist