Als ich im 2. Weiterbildungsjahr war, hatte ich die grandiose Idee ein paar der Kolleginnen und Kollegen zu fragen, was sie so von mir und meiner Arbeit halten.
Vielleicht dachte ich da kommt sowas wie "90% gut, hier und da musst Du noch ein bißchen feilen".
Es kam anders.
Ich bekam von einer älteren Oberärztin ein sehr ehrliches, aber auch sehr hartes Feedback. Sie hat genau meine Schwächen als Arzt erkannt und diese deutlich benannt. Das tat mir sehr weh. Ich hätte so viel dafür gegeben, gerade von ihr gelobt zu werden.
Ich war damals total heiß auf den Job, hatte schon im Studium viel nebenbei gemacht. Ich habe mich so sehr auf differenzierte Volumen- und Katecholamintherapie, komplexes Airwaymanagement und aktuellste Leitlinien fokussiert, dass ich darüber manches andere vergaß.
Ich hielt mich beispielsweise für einen guten Teamplayer aber stieß ältere Kolleginnen und Kollegen vor den Kopf wenn ich sie beispielsweise dafür kritisierte, wie sie reanimierten. "Die Leitlinie sagt dies, ihr macht das".
Sie belächelten mich - und ich ärgerte mich über sie.
Ich konnte damit nicht umgehen, konnte das nicht akzeptieren und ärgerte mich.
Ich wollte die bestmögliche Therapie für die Patientinnen und Patienten, das musste doch etwas Gutes sein.
Leider war mein Umgang mit diesen Defiziten der komplett falsche.
Statt einer Verbesserung der Versorgungssituation (zB durch eine leitliniengerechte Reanimation) haben mich manche ignoriert, weil sie mich nervig fanden.
In dem Gespräch entwickelten wir gemeinsame Ideen, wie wir das Team für Veränderungen begeistern können.
Intensivmedizin bedeutete für mich ELWI und GEDI, ECMO und Dialyse, Technik und Katheter.
Ich vergaß darüber aber so Dinge wie Ernährung, Stuhlmanagement (ein schönes Wort, oder?🙂), Mobilisation, Weaning oder auch die Deeskalation von Therapien/Blutentnahmen.
Die psychosoziale Unterstützung von Patientinnen und Patienten von deren Angehörigen.
Ich vergaß die Basics!
Ich war viel zu sehr auf HighTech fokussiert.
Hier etwas in einem Journal gelesen, da etwas auf dem Kongress gehört. Das fand ich spannend.
Intensivmedizin funktioniert aber anders, auch das musste ich lernen. Jedes Detail ist wichtig, alles wird von allem beeinflusst, jeder ist von jedem anderen abhängig.
Orchester, Mosaik, Zahnräder - ihr wisst schon.
Falls ihr denkt - hab ich längst verstanden, weiß ich alles.
Ich dachte das damals auch!
Ich dachte wirklich, ich wäre ein guter Teamplayer. Wertschätzung der Pflege ist viel mehr als "kannst Du mir mal die Beatmung erklären" (weil ich keinen Plan habe).
Und manches braucht auch einfach Zeit, das kann man nicht beschleunigen.
Ich bin sehr dankbar für die Lehrerinnen und Lehrer, die ich hatte, die mich geduldig ausgebildet haben.
Heute bin ich derjenige, der Demut predigt.
Und ich bin derjenige, der die jüngeren Kolleginnen und Kollegen bremst oder anschubst, je nachdem was notwendig ist 😇
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Wir brauchen dringend mehr Aufklärung.
COVID - ist eine Gefäßerkrankung, sowas wie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall.
COVID ist nicht erst dann schlimm, wenn man beatmet oder tot ist. COVID führt zu Gedächtnisstörungen über Monate, vielleicht bleiben diese ein Leben lang.
Gefäßinnenwände entzünden sich, verdicken sich. Wo vorher viel Blut durch ging, geht weniger Blut durch. Gleichzeitig entstehen winzig kleine Gerinnsel. Für sich alleine noch relativ harmlos verklumpen sie zu größeren Blutpfropfen und ganze Organe werden nicht mehr durchblutet.
Luftnot ist doof, aber was da im Gehirn passiert ist viel gruseliger. Sowohl Durchblutungsstörungen als auch Entzündungen selbst können zu neurologischen und neuropsychiatrischen Schäden führen.
Von Müdigkeit bis Enzephalopathien, da ist alles dabei. link.springer.com/article/10.100…
In Norddeutschland stirbt ein kleines Kind bei einer notfallmedizinischen Behandlung.
Das ist furchtbar, die schlimmste, anzunehmende Katastrophe.
Den Eltern gilt mein ausdrückliches und tief empfundenes Beileid.
Allen besorgten Eltern sei gesagt - ein echter Kindernotfall ist extrem selten. Ein fataler Ausgang wie hier ist noch viel seltener.
Hier kam alles zusammen was schief gehen kann. Trotzdem weist dieser Vorfall erneut auf ein Problem im deutschen Rettungsdienst hin.
Wir brauchen regelmäßige Wissens- und Leistungsüberprüfungen von Notärztinnen und Notärzten.
Ich gehe weiter und fordere, dass diese Zertifzierungen nicht nur einen Alibi-Charakter erfüllen dürfen, sondern ein Nicht-Bestehen Konsequenzen hat, wie z.B. den Verlust der Fachkunde.
Die Arroganz der Landesregierung NRW gegenüber Kindern hat Prinzip.
Jetzt erreicht sie ein neue Dimension.
Schon 2020 wurden Kinder im Rahmen der Pandemie hauptsächlich als lästig empfunden. Schule wurde einfach ausgesetzt, hier - druckt Euch ein paar Arbeitsblätter aus.
Der Sommer wurde komplett verpennt, im Herbst dann zweite Welle ohne jeden Plan, ja, ähm... lüften und... Homeschooling! 🍾
Homeschooling ist englisch das klingt modern, das machen wir.
Niemand hat gefragt, was das mit Kindern und Familien gemacht hat.
Es ging nie darum Lösungen für Kinder oder Familien zu schaffen. Kinder und Familien kosten immer nur Geld. Der Politik sind Kinder nicht egal, nein, sie sind ihr regelrecht lästig.
Als endlich alle Senioren geimpft waren, wurde statt ZeroCovid schnell wieder alles aufgemacht.
Gesundheit ist das mit Abstand wertvollste, was ein Mensch haben kann.
Klar, das wusstet ihr schon, aber manchmal wird einem das auf die brutalst mögliche Art und Weise wieder klar.
Dieses ganze dauerhafte Streben nach allem, nach einem guten Schulabschluss, vielen Likes auf Insta/FB, weltweites Reisen um einmal alles gesehen zu haben, ein teures Auto, das freistehende Einfamilienhaus in bester Lage - alles, alles ist nichts wert ohne Gesundheit.
Je älter ich werde, desto mehr lerne ich übrigens seelische Gesundheit zu schätzen.
Mittlerweile kaum vorstellbar, aber seelisch gesund zu sein, war für mich mal etwas völlig normales. Nicht der Rede wert.
Nach vielen Jahren in der Klinik, im Rettungsdienst sehe ich das anders.
@RND_de schreibt von einer Hochwasserwarnung am 10.7. (4 Tage vor der #Hochwasserkatastrophe).
Die Warnungen wurden ignoriert.
Dahinter steckt laut der Analyse ein "monumentales Systemversagen".
Ich möchte das um ein paar Hintergrundinfos aus dem Rettungsdienst ergänzen.
Am 10.7. (Samstag) ging also eine Hochwasserwarnung der Stufe "Extrem" des EFAS heraus.
Dies bedeutet nicht "ein bißchen mehr Regen" sondern eine Ereignis katastrophalen Ausmaß wie man es etwa alle 20 Jahre erwartet.
Quelle: researchgate.net/publication/26…
Am 12.7. (Montag) zeigte sich, dass die Prognosen real werden. Es gab mehrere Kat-Warnungen auch über die NINA-App. Weiterhin keine Reaktion der Landesregierung NRW - es "schien ja die Sonne".
Am 13.7. (Dienstagabend) erfolgte ein Voralarm an die freiwillige Feuerwehr.
Viele leben in der Vorstellung, dass der Staat sich um alle Probleme kümmert.
Wasser im Keller bedeutet schnell kein Strom. Kein Strom heißt keine Heizung (weil die Ansteuerung von Gas/Ölheizung nur mit Strom funktioniert).
Mobilfunknetze brechen oft als erstes zusammen.
Menschen rufen den Notruf aber auch an um zu hören „was da los ist“. Oder wohin der Hubschrauber fliegt.
In normalen Lagen ist das nervig, im Katastrophenfall führt das zum Zusammenbruch der 112 bzw 110. Der Notruf ist also entweder dauerbesetzt oder der Anschluss direkt tot.
Jetzt beginnen die ersten Probleme. Woher bekomme ich Trinkwasser?
Die Leitungen sind schnell verdreckt siehe #muelheim
Ein Baby was nicht gestillt werden kann, ist auf abgekochtes Wasser zur Zubereitung der Babymilch angewiesen. Ohne Strom ist das schwierig.