Hallo liebe Mitlesende,

dies ist nun schon mein dritter oder vierter Beitrag im Verlauf der Corona Pandemie. Ich arbeite als Fachpersonal in einem Krankenhaus und möchte etwas aus aktueller Erfahrung schildern.
Zu allererst möchte ich - wie viele andere - auf den Bericht des Notfallsanitäters eingehen.
Ich finde es gut, dass auch solch ein Beitrag gepostet wird in dieser Gruppe, denn Meinungen und Ansichten unterscheiden sich ja bekanntlich sehr.
Ich glaube schon, dass er da gerade in der 1. Welle viel mitgemacht hat, auch wenn dies etwas einseitig für mich klingt.
Vielleicht hatte er ja wirklich nur mit den schweren Fällen Erfahrungen gemacht und aufgrund seiner Einschränkung durch die überstandene Infektion kann ich mir schon vorstellen dass er das alles anders sieht als jemand, der garkeine Erfahrung damit gemacht hat.
Ich wünsche ihm und seiner Familie auf jeden Fall gute Besserung und Schutz für die Zukunft.
Wieso er sich trotz hoher AK hat impfen lassen kann ich nur in dem Sinne nachvollziehen, dass er gesellschaftlich vielleicht weiterhin teilhaben will und Angst und Respekt vor einer weiteren Infektion hat.
Man sollte immer versuchen, Menschen zu verstehen - auch wenn es nicht die eigene Ansicht widerspiegelt. Toleranz.
Ein wenig Restvertrauen klingt für mich positiv und es wäre schön wenn ich das auch haben könnte. Aber wie schon eine Dame vor mir schrieb, ist mir das nach wie vor zu unsicher.
Ich möchte lieber den Winter abwarten, sehen wie sich alles entwickelt und wie wirksam die Impfstoffe tatsächlich sind. Wie sie uns durch die Wintersaison bringen und dies sich vielleicht doch noch auf die Blutgerinnung und die Fruchtbarkeit auswirkt.
Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Studien kommen hoffentlich raus. Ich sage immer: impfen lassen kann man sich jederzeit immer noch, aber einen Impfstoff aus dem Körper zu bekommen eben nicht.
Außerdem halte ich dann nichts davon, alle 6-8 Monate mich damit impfen lassen zu müssen (In Österreich gilt der Grüne Pass nur bis zu 9 Monaten nach der 2. Impfdosis).
Das muss nach wie vor jeder für sich abwägen. Als junger gesunder Mensch sehe ich nun mal mit diesem neuen Verfahren nicht die Notwendigkeit als für eine ältere vulnerable Person.
Was hier allerdings im Punkto gesellschaftliche Spaltung und Druck und Diskriminierung andersdenkender Menschen passiert die aus welchen Gründen auch immer sich bis jetzt nicht impfen lassen haben geht überhaupt nicht.
Ein grundrechtliches No-Go was hier passiert und ich bin gespannt, wie weit das alles noch laufen wird. Politisch gesehen sehe ich da nur vollstes Versagen,immer wieder Versprechungen die gebrochen wurden,mit den Menschen wird teils wie mit kleinen unmündigen Kindern umgegangen.
Auch als Geimpfte könnte ich dies nicht mittragen. Nicht denken „Ich hab meinen Beitrag geleistet, was mit den anderen passiert ist mir doch egal! Sollen die halt nichts mehr dürfen, ausgegrenzt werden und am besten auch nicht mehr behandelt wenn sie sich infizieren!“
Eine egoistische Ansicht. Aber es wird so gedreht, dass die Menschen, die sich nicht impfen lassen die Egoisten wären. Toleranz.
Ich hoffe, dass ihr alle liebe Menschen in eurer Umgebung habt die euch auch weiterhin wertschätzen, egal wie ihr euch entschieden habt.
Die Covid Patienten halten sich in Grenzen, meist sind es zwischen 2 und 8 Patienten die positiv in unserem Isolierbereich liegen. Von Mitte 20 bis über 90 war alles dabei, meistens kommen diese schon positiv getestet, überwiesen vom Hausarzt oder weil die typischen Symptome,
meist Atemnot zunahmen. Mit Kortison, Sauerstoff, Inhalationen und Antibiotikum im Falle einer Covid-Pneumonie lassen sich diese gut behandeln. Die Lungen weisen meist bei ausgeprägten Symptomen im Röntgen diese typischen weißen Milchglasverfärbungen auf.
Hin und wieder rutscht die Sauerstoffsättigung bzw. die Blutgase so in den Keller, dass jene auf Intensiv verlegt werden müssen um 1. besser überwacht und 2. mit erhöhtem Sauerstoff unterstützt werden zu können.
Man muss bedenken, dass man die NIV (Nicht invasive Beatmung mittels Sauerstoffmaske, unterstützend) und die IV (Invasive Beatmung,intubiert und sediert) unterscheiden muss. Beides fällt - gerade gerne in den Medien - unter den Überbegriff „Beatmung“ und wird nicht unterschieden.
Meiner Meinung macht das jedoch einen gewaltigen Unterschied!
Invasiv beatmet wird mittlerweile nur noch sehr selten, was den Verlauf mit Sicherheit positiv beeinflusst. Mittlerweile weiß man ja dass diese folgenreiche Nachfolgen, a.e. weitere Infektionen mit sich bringen kann.
Was auffällt, dass positiv getestete symptomatische Menschen die im Krankenhaus liegen überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund und oft auch als Heimreiserückkehrer einzustufen sind.
Zu Großteil sind die Patienten ungeimpft. Aber es gibt immer wieder Fälle, wo auch Immunisierte im Krankenhaus landen, egal ob genesen, zweifach oder auch dreifach geimpft.
Meist sind es multimorbide ältere Menschen aus dem Pflegeheim.
Es gab schon hin und wieder Ausbrüche in solchen Institutionen und Todesfälle bei zweifach geimpften aufgrund der symptomatischen Covid Infektionen.
Was allerdings auch hin und wieder vorkommt ist, dass Patienten, die eigentlich wegen anderen Leiden kommen zufällig positiv auf das Virus getestet werden und dann natürlich - ohne Symptome - auf die Covid Station und damit in die Statistik fallen.
Der Großteil der Klinikmitarbeiter ist geimpft, teils auch dreifach. Wie bei den anderen Impfung sind auch bei der Booster-Impfung Mitarbeiter aufgrund von Erkältungszeichen oder Kreislaufproblemen ausgefallen.
Die meisten haben sich den Booster sofort injizieren lassen ohne Antikörper zu testen. Bei den einzelnen Kollegen die ich kenne, die zuvor AK abnehmen haben lassen waren diese noch in ausreichender Menge vorhanden.
Bis auf ein paar einzelne Mitarbeiter die permanent über Ungeimpfte herziehen, sind wir ein relativ tolerantes Krankenhaus was dieses Thema angeht.
Seit letzter Woche sind wir verpflichtet, dem AG einen Nachweis unseres Impfstatus vorzulegen.
In unserem Krankenhaus gilt 3G für Besucher, ungeimpfte Beschäftigte müssen sich zweimal die Woche einem Antigen-Schnelltest unterziehen, bekommen aber keinen Nachweis dafür.
Soweit ich weiß, müssen geimpfte Mitarbeiter nicht mehr in Quarantäne, selbst wenn diese enge Kontaktpersonen waren.
Was auffällt ist, dass auf Normalstation viele jüngere Patienten - als wir es sonst gewohnt sind - aufschlagen.
In den letzten Monaten vermehrte Synkopen, Herzrhytmusstörungen, Bradykardien, Schrittmacherimplantationen und für mich ganz heikel - Gesichtsfeldausfälle, Facialisparesen, meist ein nicht vollständiger Lidschluss.
Überwiegend bei Männern zwischen 30 und 50 Jahren. Dieses haben ich in den vergangenen 3 Jahren nicht so oft erlebt wie in den letzten 2-3 Monaten. Myokarditis, Perikarditis und TVT teils bei 20 jährigen.
Auch fällt mir auf, dass immer mehr Menschen mit dementiellen Vorerkrankungen aber auch neu entdeckten Verhaltensweisen aufschlagen. Dies ist auf anderen Stationen nicht anders und macht mir etwas Sorgen.
Ob und was davon mit der Impfung zusammen hängt will ich nicht 100% behaupten aber kann es auch nicht abstreiten. Leider wird davon nichts von den Ärzten hinterfragt sondern einfach fleißig drauf los behandelt, da der Impfstatus auch nicht abgefragt wird.
Mittlerweile hat sich vieles eingependelt und das Maskentragen bzw. nicht erkennen der Gesichter scheint normal geworden zu sein.
Ich möchte noch hinzufügen,dass ihr als Krankenhaus und Pflegepersonal wenn ihr in Einrichtungen tätig seid immer noch die Möglichkeit habt euch kostenlos bei Testzentren PCR u.Antigen-Schnelltesten zu lassen. Ihr benötigt nur einen Nachweis dass ihr in diesem Beruf tätig seit
Lasst euch nicht gesellschaftlich unterkriegen, bleibt gesund und vor allem, bleibt bei euch selbst und lasst euch nicht von dieser schnellen Zeit mitreißen. Genießt das Leben weiterhin sofern es möglich ist und haltet an den kleinen schönen Dingen fest.
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14 Oct
Guten Abend ihr Lieben.
Mein 2. Beitrag heute, ich lese schon lange mit.
Ich bin 51, Pflegekraft seit 1990, seit '99 auf ISI.
Im Mai '21 bin ich auf Station kollabiert und seitdem krankgeschrieben (Burnout/ Depression). Langsam komme ich wieder "zu mir" und kann nicht sehen, dass ich jemals wieder in der Pflege arbeiten möchte. Obwohl ich meine Arbeit sehr geliebt habe.
Ich kann den vieldiskutierten Bericht des Rettungsassistenten zum Teil bestätigen.
Ich selbst hatte im Jan '20 einen heftigen grippalen Infekt, der irgendwie ganz anders war und sich "bösartig" anfühlte.Ich bin damals freiwillig unter belustigten Blicken nur mit MNS rausgegangen
Read 13 tweets
13 Oct
Hallo, dies ist meine erste Nachricht.

Ich bin 40 Jahre alt, seit fast 5 Jahren, als Quereinsteiger, im ZOP eines großen renommierten Klinikums beschäftigt. Seit knapp einem Monat lese ich hier mit und habe auch die vorherigen Nachrichten nachgeholt.
Meine medizinische Qualifikation entspricht der eines Rettungssanitäters inklusive der 5-jährigen Erfahrung im OP.
Zusätzlich habe ich mir aufgrund des eigenen Interesses einiges angelesen und nach persönlichen schlechten Erfahrungen mit Impfungen (und der Komplikationen dies offiziell nachzuweisen) viel in diese Richtung recherchiert.
Read 25 tweets
13 Oct
Hallo Zusammen!
Ich möchte mich bei allen bedanken mit ihren hilfreichen Kommentaren, auch dem Notfallssanitäter mit seinem kritischen Bericht.
Vielleicht hat er tatsächlich viel mitgemacht und gesehen. Es ist legitim das einzubringen und was wäre dies für eine Plattform wenn man nur Kontra Impfung lesen würde.
Was mir bei uns in der Klinik auffällt (Psychosomatik ) ist, dass die Befürworter alle ganz viele schwer erkrankten Covid Fälle "kennen". Bei genaueren Nachfragen ist es dennoch Hörensagen.
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13 Oct
Noch kein kurzer Nachtrag weil von mir "haltet durch" kam

Ich bin seit 20 Jahren im Rettungsdienst, Notfallsanitäter, Ausbilder, Dozent, Praxisanleiter....
seit Beginn der 'Pandemie' hatte ich zwei (!) Patienten, bei denen ich einen grippalen Infekt und gemäß Dienstanweisung va. Corona aussprechen musste.
Bei beiden nicht bestätigt bzw. hatte die Klinikaufnahme andere Gründe (KHK, Sepsis).
Ich hatte noch nie so eine entspannte Grippe Saison.
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13 Oct
Ich schreibe zum 2. Mal als Kinder- und Jugendpsychiaterin. Mir hat der Bericht des Haus- und Notarztes aus dem Herzen gesprochen, weil ich mit Fassungslosigkeit zusehe, wie Grundlagen der ärztlichen Denkens und Handelns über Bord geworfen werden.
Gleichzeitig bin ich froh und dankbar, dass auch völlig anders geartete Wahrnehmungen und Bewertungen, wie die des Notfallsanitäters hier Platz haben. Und ich denke, dass beide Wahrnehmungen Realität sind und es nicht um ein entweder/ oder geht.
Ich habe im persönlichen Umfeld einen Mitte 40 jährigen gesunden Bekannten, der in der 1. Welle 2 Wochen im Koma lag. Allerdings kenne ich inzwischen mehr Menschen mit vielfältigen Symptomen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung.
Read 8 tweets
13 Oct
Hallo, ich melde mich hier nun schon zum 3. Mal! Ich bin Intensivkrankenschwester und möchte mich auch zum Bericht des Notfallsanitäters äußern, der hier fast eine Welle losgetreten hat.
Meine erste Frage, warum lässt er sich impfen, wenn er so viele Antkörper hat? Die natürliche Immunität ist das beste was einem passieren kann.Das wurde auch in den Mainstreammedien schon oft thematisiert.
Mir scheint als würde er vor allem von seinen Erfahrungen aus der beginnenden 1. Welle berichten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es dort zuging und auch, dass es sich so zugetragen hat.
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