#CoronaInfo – Was es in der Coronapandemie noch nicht gibt, aber dringend gebraucht wird: einen einfach zu bestimmender Messwert, der angibt ob jemand (mit hoher Wahrscheinlichkeit) immun ist. Was hat es mit diesem sogennanten „Schutzkorrelat“ auf sich? … (1/9)
Bei Masern ist dieses Schutzkorrelat (englisch „correlate of protection“) eindeutig/absolut bestimmt: ab einem Antikörper-Wert von 120 mIU pro Milliliter gilt man als immun. In Deutschland muss seit 2020 dieser Schutz nachgewiesen werden, um bspw. in einer … (2/9)
Schule arbeiten zu können. Dieser Grenzwert geht auf eine relativ kleine Studie von 1990 zurück (Maserimpfungen gibt es seit den 1960ern), und ist nicht ganz unumstritten, hat aber weiterhin Bestand. … (3/9)
Aktuell beim Coronavirus würde ein solches Schutzkorrelat u.a. Studien mit neuen/angepassten Impfstoffen erleichtern, bei immungeschwächten Personen anzeigen ob Auffrischimpfungen notwendig sind, usw. … (4/9)
Die Frage ist nun, welcher Messwert wirklich geeignet ist. Da Coronaviren (fast) nicht ins Blut gehen, im Gegensatz zu Masernviren, sind Antikörperbestimmungen aus dem Blut nicht ganz so aussagekräftig. … (5/9)
Messungen von bspw. T-Zellen wären evtl. besser, sind aber wohl zu aufwändig für eine wirklich breite Anwendung. Daher werden nun u.a. Messungen von „neutralisierenden“ Antikörpern erwogen, also wie gut eine Blutprobe tatsächlich das Virus neutralisiert. … (6/9)
Denn das bloße Vorhandensein von Antikörpern gegen Virusbestandteile ist wohl zu ungenau, auch wenn sie schon einen guten Hinweis geben. Auch da braucht es aber noch eine Definition, bei welchem Wert ein Schutz genug wahrscheinlich ist. … (7/9)
Insgesamt braucht es für den Messwert also einen „Kompromiss“, der einfach genug zu messen, aber doch aussagekräftig ist – und darüber besteht zur Zeit noch keine Einigkeit unter den Fachleuten. … (8/9)
Zusammenfassung und weiterführende Links: nature.com/articles/s4159…
Schutzkorrelat bei Masern: academic.oup.com/jid/article/22…

(9/9)

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13 Oct
#CoronaInfo – Schwerere Fälle von COVID-19 wie auch Langzeitfolgen nach der Virusinfektion („LongCovid“) werden vom eigenen Immunsystem mitverursacht. Ein Teil davon sind die sogenannten „Autoantikörper“ – hier die Zusammenfassung einer Studie dazu. … (1/10)
Normalerweise macht unser Immunsystem Antikörper gegen alles was von außen in den Körper kommt, also Viren usw. Eigentlich verhindert das Immunsystem, dass (oft schädliche) Antikörper gegen den eigenen Körper entstehen. … (2/10)
Bei Autoimmunkrankheiten wie Jugenddiabetes kann das geschehen, und, wie auch diese Studie zeigt, bei einer Infektion mit SARS-CoV-2. Auch hier wurden viele Autoantikörper gegen Botenstoffe des Immunsystems gesehen. … (3/10)
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8 Oct
#CoronaInfo – Nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 werden die einen schwer krank, die anderen haben nur eine leichte Erkältung. Eine neue genetische Erklärung für diese große Unterschiedlichkeit beschreibt eine hier zusammengefasste Studie. … (1/8)
Bekannte Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen (bspw. hoher Blutdruck oder Diabetes) erklären zu einem Teil, warum Menschen so verschieden schwer krank werden. Daneben muss es aber noch mehr Dinge geben, die das beinflussen. … (2/8)
Einige genetische Ursachen (d.h. „Veranlagungen“) sind bekannt, in dieser Studie wurde eine weitere untersucht. Dabei geht es um ein Protein (Eiweiß) des „angeborenen Immunsystems" (der Teil des Immunsystems, der nichts zu tun hat mit Antikörper, T-Zellen, Impfungen usw) … (3/8)
Read 8 tweets
6 Oct
Out now: our de novo genome assembly of the Roborovski Dwarf Hamster (Phodopus roborovskii)!

What is this animal and why do we need its genome? (Thread)

biorxiv.org/content/10.110…

[1/6]
This hamster species, one of three in the dwarf hamster family, lives in the region of the Gobi desert. They live in burrows, feeding on grains, plants, insects etc.

[2/6]
Within the SARS-CoV-2 pandemic, hamsters have caught substantial interest as disease models. In contrast to mice and like the Syrian (golden) hamster, Roborovski dwarf hamsters can be infected with no genetic alterations in host or virus.

[3/6]
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6 Oct
#CoronaInfo – Nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus gilt man für 6 Monate offiziell als geschützt wie nach einer Impfung. Wie kam es zu diesen 6 Monaten, und warum ist die Gesellschaft für Virologie @GesVirologie nun dafür, dass dies für 12 Monate gilt? … (1/8)
Der einfachste Weg, Immunität gegen das Virus zu messen, ist ein Antikörpertest. Diese Tests sind günstig, schnell, und brauchen nur sehr wenig Blut. Im letzten Jahr wurden sie innert wenigen Monaten etabliert, und in vielen Studien angewandt. … (2/8)
Immer wieder zeigte sich, dass nach einer Infektion die Menge Antikörper gegen das Virus innerhalb von einigen Monaten deutlich abnimmt. Die vorläufige Schlussfolgerung war daher, dass die Immunität nach einer Infektion nicht lange anhält – daher die 6 Monate. … (3/8)
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31 Aug
#CoronaInfo – Zur Zeit wird intensiv diskutiert, ob, wann und bei wem eine dritte Corona-Impfung notwendig sein könnte. Dazu eine Studie der Charité Berlin, die die Immunität in jüngeren (um 35 Jahre) und älteren (um 82 Jahre) Geimpften vergleicht. … (1/7)
Alle Teilnehmenden wurden Anfang des Jahres geimpft. In einer ersten Auswertung siehe (emanuelwyler.wordpress.com/2021/02/18/cor…) zeigte sich, dass die älteren Menschen klar eine Immunantwort zeigten. … (2/7)
Diese war aber deutlich schwächer als bei Jüngeren, und brauchte die zweite Impfdosis viel mehr. Jetzt, sechs Monate nach der Impfung konnte das Blut von nur noch 60% der Älteren die Delta-Variante im Labor neutralisieren, verglichen mit 95% bei den Jüngeren. … (3/7)
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30 Jun
#CoronaInfo – Die Frage, wo genau Coronavirus-Ansteckungen stattfinden, wird nach wie vor intensiv untersucht. Dazu untersuchte eine Studie in Großbritannien das contact tracing quasi „rückwärts“: also wo sich eine bestätigt infizierte Person angesteckt hat. … (1/8)
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