Scheinbar habt viele Menschen den Begriff "Triage" nicht verstanden. Es ist nicht die Frage OB man jemanden unbehandelt sich selbst überlässt sondern WEM man die besten Chancen einräumt.
Wenn z.B. am Wochenende in einer 12h-Schicht 60 Covid-Patienten bei einem Arzt anrufen die
alle eine Visite brauchen, dann geht sich das nicht aus. Mehr als die Hälfte der Anrufer wird also keinen Hausbesuch vom Arzt bekommen. Die können dann zwar versuchen sich mit der Rettung ins Spital bringen zu lassen, da aber auch die Rettungsfahrzeuge begrenzt sind wird es hier
zu langen Wartezeiten kommen. Die Rettungsfahrzeuge können auch nicht das nächstgelegene Krankenhaus anfahren wenn dort kein Covid-Bett mehr frei ist sondern haben dann weitere Strecken zurück zu legen die länger dauern.
Und im Krankenhaus angekommen werden die Leute dann nicht
aufgenommen. Auch wenn sie subjektiv so krank sind wie noch nie zuvor in ihrem Leben und aufgenommen werden wollen bekommen nur diejenigen mit den schlechtesten Werten ein Bett. Alle anderen werden wieder nach Hause geschickt. Wenn sie sich verschlechtern sollen sie halt wieder
kommen. Vielleicht ist dann ja ein Bett frei.
Das ist kein Horrorszenario. Das ist GENAU SO passiert letztes Jahr. Stand auch in der Zeitung, nebenbei bemerkt. krone.at/2266707
Also: Ja, es werden wieder Patienten auf der Strecke bleiben. Und weil die meisten der
Covid-PatientInnen die medizinische Hilfe brauchen ungeimpft sind werden prozentuell betrachtet mehr umgeimpfte als geimpfte Personen im Stich gelassen werden.
Nebenbei: Covid-Visiten sind extrem zeitaufwändig wegen der zu treffenden Schutzvorkehrungen und dem
Desinfektionsaufwand. Also wenn die Frage ist ob man eine Covid-Visite macht oder zwei andere Patienten visitiert ist das ein Faktor der bei der Entscheidung zu berücksichtigen ist.
Niemand kann sich darauf rausreden, dass man das ja nicht wissen konnte. #COVID19at#Covid_19
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Jetzt muss ich mal was loswerden und bitte jede/n Einzelne/n das hier zu Ende zu lesen um dann folgende Frage zu beantworten:
Liegt es daran, dass ich
a) eine Frau bin
b) jung bin
c) „nur“ eine Allgemeinmedizinerin bin
d) alle Antworten sind richtig ?
Oder anders formuliert:
Hätten wir Menschenleben retten können wenn ich ein älterer Herr wäre?
Ich fühle mich gerade ein bisschen betrogen und will mal erklären warum. Seit Beginn der Pandemie im März 2020 habe ich eine 4stellige Zahl an Covid-PatientInnen zu Hause behandelt und betreut in mehr als
1300 Stunden am sogenannten „Covid-HÄND“ in Oberösterreich (Regelstunden + Überstunden). HÄND steht dabei für HausÄrztlicherNotDienst. Wir waren von 21.März 2020 bis zu Einstellung am 28.Februar 2021 quasi eine „Spezialeinheit“ die zu positiv getesten PatientInnen,Verdachtsfällen