Ein Thread zu Verschwörungstheorien. Immer wieder erhalte ich leidenschaftliche Zuschriften, die mich von alternativen Erklärungsversuchen überzeugen möchten. Sie haben typischerweise einige Dinge gemeinsam: 1/27
- Etwas Ungeheuerliches geschieht mit zahlreichen Opfern
- Nur wenige wissen Bescheid, werden aber nicht erhört oder gar geächtet
- Mächtige, düstere Kräfte arbeiten zusammen, um die Wahrheit zu verbergen und Geld zu scheffeln
- Die Presse wird manipuliert 2/27
Womit werden diese Theorien begründet? Es ist typischerweise ein bunter Strauss von Anekdoten. Das Altersheim in Peru. Der frühere Abgeordnete aus dem Iran. Ein Krankenhaus in Südalbanien. Ein Professor für Verkehrsplanung, der die Verschwörung unter Epidemiologen aufdeckt. 3/27
(Alle diese Beispiele frei erfunden zur Illustration.) Meist gibt's keine weitere Dokumentation, sondern nur ein Bild von Facebook oder eine Geschichte, welche die Tante des Nachbarn des Cousins der Arbeitskollegin erzählt hat. Aber von diesen gibt's gleich 23 Stück. 4/27
Hakt man nach und prüft die Angaben, so fallen die Behauptungen meist in sich zusammen. Das Altersheim in Peru weiss nichts von 57 Toten. Der Abgeordnete hat gar nicht gesagt, was behauptet wird. Das Krankenhaus in Albanien wurde vor 12 Jahren geschlossen. 5/27
Und der Professor für Verkehrsplanung behauptet auch, Gummibärchen seien mit Überwachungskameras ausgestattet und er sei persönlicher Berater des galaktischen Imperators Zuluku vom Planeten Algunaaz. 6/27
Aber zerlegt man einen der "Beweise", so kümmert das den Verschwörungstheoretiker kaum. Egal, wie begeistert der Beleg vorgetragen wurde, er wird schnell fallengelassen. "So genau kenne ich mich mit diesem einen Fall auch nicht aus, aber es gibt ja noch ganz viele andere!". 7/27
Zerlegt man den nächsten "Beweis", so wiederholt sich das Spiel. Es hört nie auf. Und auf jede widerlegte angebliche Studie folgen zehn neue, dank derer die Theorie trotzdem korrekt sei. Dieses Spiel kann man nicht gewinnen. 8/27
Daher ist meine Strategie bei solchen Fällen (wenn ich mir denn überhaupt die Zeit nehme) nun folgende: Ich bitte um das allerbeste Argument, die überzeugendste Studie, den unumstösslichsten Beweis für die Theorie. Nur einen. Aber den allerallerbesten. 9/27
Kann ich den zerlegen, so gehe ich davon aus, dass alle anderen Argumente schwächer sind. Womit die Sache erledigt wäre. Und damit kommt man nicht in dieses nie endende Spiel von "Ok, aber all die anderen Beweise!". 10/27
Wenn Sie mich also von einer Theorie fern des wissenschaftlichen Konsenses überzeugen möchten, schicken Sie mir *eine* Studie dazu, die allerbeste. Die schaue ich mir dann gerne an. Aber wenn die sich als völlig mangelhaft herausstellt, ist das auch das Ende der Diskussion. 11/27
Aktuelles Beispiel mit Ivermectin. Überall, wo es "flächendeckend" eingesetzt werde, sterbe niemand mehr. Aber diese Erkenntnis werde von den Medien unterdrückt. Weltweit stürben Menschen völlig unnötig. Also frage ich nach der allerbesten Studie. 12/27
Zurück kommt die von Carvallo. Schon bekannt. Ein paar Eindrücke zum Thema: 13/27
Konfrontiert mit derartiger Kritik, gehen die Verschwörungstheoretiker kaum je auf inhaltliche Argumente ein. Sondern liefern neue Verschwörungstheorien und attackieren die Kritiker und ihre Methoden anstatt der Inhalte. 15/27
Sind Summen in Tabellen schlichtweg falsch, so kontern die Verschwörungstheoretiker: "Aber der Kritiker ist ja bloss Student! Und der wird von der Pharmalobby bezahlt! Und wie genau er die elf Zahlen aufsummiert hat, erklärt er auch nicht!" 16/27
Viele der andere Ivermectin-Studien sind nicht besser. 17/27
Eine weitere gewagte Behauptung gleich aus mehreren Zuschriften: Die Impfstoffe töten mehr Menschen als sie retten! Alleine in den USA seien über 150'000 an den Impfungen gestorben. Steve Kirsch hat's gerechnet, auf acht verschiedene Arten! 20/27
Die entsprechenden Dokumente sind schmerzhaft zu lesen. Praktisch alles basiert auf Reports der VAERS-Datenbank, die so verwendet werden, wie sie gemäss all der Warnungen der Betreiber genau nicht verwendet werden sollten. 21/27
Diese VAERS-Daten und Anekdoten von einzelnen Altersheimen und Ärzten werden dann auf abenteuerliche Weise hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung. Hier eine gute Analyse zum Thema: 22/27
Aber man muss gar nicht so tief in die Daten und Berechnungen eintauchen, um die Behauptungen als Humbug zu erkennen. Man muss bloss Übersterblichkeit zeitlich vergleichen mit COVID-Fällen und Impfungen. Was fällt auf? (Daten von ourworldindata.org) 23/27
Wären die Impfungen hochgefährlich, so hätten wir von etwa Februar bis Juni deutliche Übersterblichkeit sehen müssen, denn da wurden die meisten Leute geimpft. Die gibt's da aber nicht. Menschen sterben an COVID, nicht an der Impfung. 24/27
Laut CDC sterben in den USA in einem normalen Jahr jede Woche etwa 160'000 Menschen über 65. Wird innerhalb weniger Wochen ein Grossteil dieser Gruppe geimpft, so gibt es zwangsweise etliche Anekdoten von Menschen, die kurz nach der Impfung sterben. 25/27
Wenn die Impfungen mehr Menschen töten als retten, dann müssten etliche Staaten hohe Übersterblichkeit weit über die COVID-Todesfälle (plus Dunkelziffer) hinaus sehen. Das würde auffallen. 26/27
Kirschs Engagement in Sachen COVID scheint sinnvoll begonnen zu haben: Er finanzierte Studien zur Anwendung bekannter Medikamente gegen COVID-19. Das ist wertvoll. Doch dann schweifte er weit ab. Interessanter Artikel: 27/27
Ein wirklich ganz grossartiger Text von @c_endt. Trifft alles ziemlich genau so auch auf die Schweiz zu; teilweise ist's hier sogar noch schlimmer. Ein paar Auszüge. 1/12
"Seit mehr als 20 Monaten folgt der Umgang mit dem Virus dem Prinzip Hoffnung: Möglichst lange abwarten, Zuversicht verbreiten, alle Warnungen ignorieren und hoffen, dass es vielleicht doch nicht so schlimm wird. Leider wurde es bislang jedes Mal schlimm. ... 2/12
... Worauf man sich jedes Mal aufs Neue überrascht gibt. Dabei wäre geradlinige, wahrhaftige Kommunikation in der Pandemie so wichtig." 3/12
1'949 gemeldete COVID-Fälle in der Schweiz heute. 30% mehr als vor einer Woche.
Wie geht das nun weiter? Was geschieht über die kommenden Wochen des November?
- Das Wetter wird zunehmend kalt und nass
- Der Schutz der Geimpften nimmt ab, gerade bei Senioren
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- Wenige, sehr späte Booster haben noch kaum eine Wirkung
- Die Impfquote wird kaum merklich erhöht, tägliche Impfungen nehmen weiter ab
- Massnahmen ändern sich nicht oder werden gar aufgeweicht
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Wenn sich nichts ändert, geht der Anstieg von Infektionen, Hospitalisationen und Todesfällen weiter. Wo kommen wir da hin? Ein paar einfache Szenarien zur Illustration: 3/6
Wir konnten hoffen, dass die Zertifikatspflicht einige Trödler motiviert, sich endlich impfen zu lassen - weil es einfacher und billiger ist als ständiges Testen.
Wie könnten wir ihnen diese Motivation wieder nehmen? 1/4
Indem wir ihnen sagen, die Zertifikatspflicht sei nur eine kurze, temporäre Massnahme, die bald wieder verschwindet. Dann wartet der Trödler lieber noch, denn bis zur Ausstellung des Impfzertifikats dauert's sowieso mehrere Wochen. Weshalb also der ganze Aufwand? 2/4
Und wer greift nun zu dieser impfmotivationssenkenden Massnahme - noch bevor die Zertifikatspflicht überhaupt gilt? Anne Lévy, angeblich zuständig für irgendetwas mit Gesundheit.
Heute ist der 20. Jahrestag der Terroranschläge von "9/11". Knapp 3'000 Menschen sind damals gestorben. Die USA reagierten heftig. Weitreichende Gesetzesänderungen, ein massiver Ausbau des Sicherheitsapparats, mehrere lange Kriege. 1/7
Etliche Länder zogen zu unterschiedlichem Grad mit. Das Ziel war, eine weitere derartige Tragödie und die damit verbundenen Todesopfer zu verhindern. Dafür wurden unglaublich teure Investitionen getätigt. Billionen. 2/7
Dem neuen Coronavirus sind seit letztem Jahr mehr als 650'000 Menschen in den USA zum Opfer gefallen. Das entspricht über 200 "9/11". Weltweit sind bisher geschätzte 15 Millionen gestorben. Aber aus unerklärlichen Gründen machen uns diese Zahlen deutlich weniger Eindruck. 3/7
#srfarena Brotz fragt Berset, warum jetzt nicht alles normal sei in der “Normalisierungsphase” und wir stattdessen eine vierte Welle haben. Berset spricht darüber, wie sehr überrascht alle gewesen seien und wie wenig sich alle das hätten vorstellen können.
"Niemand hat die Antwort und alle müssen sich anpassen.", sagt Berset. Und staunt darüber, wie sehr die Zahlen angestiegen sind. "Es ist eine Krise. Das haben wir noch nie vorher so erlebt."
"Und plötzlich kommt eine Mutante, die viel ansteckender ist und vielleicht auch gefährlicher.", sagt Berset.
Unterdessen hat sich die Situation verändert. Delta ist nochmal deutlich ansteckender als Alpha. Es wird von einem R0 von etwa 6 ausgegangen. Die Graphik zeigt, wie dies den Schwellenwert für die Herdenimmunität verschiebt. 3/14