Meinem Modell "bei der Arbeit": Grafik zeigt alle seit Juni veröffentlichten Szenario-Verläufe und die 4-Wochen-Voraus-Vorhersage des jeweiligen Basis-Szenarios im Vergleich zum tatsächlichen Verlauf.
Bis auf 5 Wochen war Basis-Szenario "zu vorsichtig": Es kam schlimmer.
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Die "Delle" (zu hohe Vorhersage) liegt genau um den Herbstanfang herum, das ist die Zeit wo die meisten Modelle von bremsender Saisonalität auf beschleunigende Saisonalität umschalten, so auch meines, und damit ist diese Phase am schwierigsten zu modellieren.
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Eine ähnliche Situation hatten wir auch im März (Frühlingsanfang, umgekehrter Effekt), als auch viele andere Modelle zu lang im Wachstum blieben und dadurch zu schnell zu hohe Inzidenzen berechnet haben.
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Jetzt, im Winter, sind wir aber nicht an diesem Kipppunkt, wir sind tief in der beschleunigenden Saisonalität bis Xmas. Daher ist ein ähnliches Kippen des Trends ohne Veränderungen des Verhaltens sehr unwahrscheinlich. Falls da jmd. drauf warten sollte.
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Man sieht auch, dass die letzten 7 Wochen-Inzidenz-Werte (seit Inzidenz 67) immer beim oder über dem jeweils pessimistischsten Szenario der Vorwochen lagen - es kam immer so schlimm oder schlimmer wie meine pessimistischste Vorhersage. Das muss aufhören!
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Dass man den weiteren Verlauf jetzt seit Wochen so gut vorhersagen kann liegt natürlich daran, dass es praktisch keine wirksamen Verhaltens-/Maßnahmen-Veränderungen gab. Sollte es diese demnächst geben, wird es sofort viel schwieriger, in die Zukunft zu schauen.
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Es wird Zeit, dass tatsächlicher Verlauf niedriger verläuft als pessimistische Szenarien.
Dies wird aber m.E. nur möglich sein, wenn es drastische Verhaltensänderungen gibt, wobei egal ist, ob freiwillig oder unfreiwillig.
Sonst macht das Virus einfach weiter. Weil: Mathe!
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Deutschland in der Pandemie ist wie ein Auto, dass auf einem langen Abhang zwischen vielen Fussgängern ins Rollen gekommen ist.
Drei Mal hatten wir es schon geschafft zu bremsen, zuletzt im Juni. Fast bis in den Stand.
Ein Metapher-Thread
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Ab Sommer haben wir nach dem Wieder-losrollen Stück für Stück die Bremsklötze ausgebaut (endlose Maßnahmen-Lockerungen, Kontaktverfolgung und Quarantäne faktisch aufgegeben), seit dem geht's bergab.
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Auch als das Auto schon merklich immer schneller wurde (Beschleunigung auf einer schrägen Ebene ist ein exponentieller Vorgang) hat sich keiner auf die Suche nach dem Bremspedal gemacht. Mehr und mehr Fußgänger werden verletzt oder überfahren. Trotzdem bremst keiner.
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Der 102. Drosten-Podcast titelte etwas mit “SOS”& Eisberg”. Hier kommt mein 102.-ter Corona-Blogartikel und er ist ein Blick in den Abgrund, selbst wenn die Politik bei der Konferenz der MP am Donnerstag mit einem sofortigen Lockdown eine 180°-Wende vollziehen würde.
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Teil 1: Ausblick auf die nächsten 2-3 Wochen (hohe Sicherheit)
Die folgenden drei Graphen zeigen die weiteren Verläufe der Hospitalisierungen, der ITS-Belegung und der Todesfälle, die sich direkt aus dem Verlauf der Fallzahlen ergeben. 2/x
Aus vier Gründen sind die gezeigten Verläufe bis in den Dezember hinein praktisch nicht mehr vermeidbar, sie sind “eingelockt”. Damit gehe ich von einer hohen Wahrscheinlichkeit aus, dass diese schwarzen, gestrichelten Kurven so kommen werden: 3/x
Die Quote sinkt viel schneller als jemals zuvor. Mit der Impfung lag der Ausgangswert in dieser Welle bereits niedriger, aber welche starke Wirkung sollte das sein, die die Quote jetzt so abstürzen lässt? Zumal der Nenner eine 3-Wochen-Summe ist, also eher langsam reagiert. 2/x
Vorgänge, die diese Quote **hoch** treiben würden, wären eine erhöhte Dunkelziffer (haben wir, siehe gigantische Positivraten, gemeldet von @ALMevTeam ), sinkende Impfwirkung (haben wir) oder längere Liegezeiten (haben wir, zumindest wahrscheinlich, gibt kaum Daten dazu). 2/x
ITS-Betten-Mathematik: 0,65% der 20-Tage Fallzahlen-Summe liegt auf ITS. Am 11.11. war 20-Tage Summe ca. 473.000 Fälle. Heute kommen (grün) 47.927 dazu und (rot) 12.420 fallen weg. Damit ergibt sich Anstieg ITS Betten um ~280.
Jeder weitere große Turm macht es ähnlich schlimmer.
Verlauf der "ITS-Betten pro 20-Tage-Inzidenz" Quote seit Pandemie-Beginn. Wir liegen aktuell bei ca. 0,65%. Die leicht sinkenden Tendenz reicht niemals um das exponentielle Fallwachstum auszugleichen. Quote könnte mit Nachlassen der Impfung und steigen der Dunkelziffer steigen.
PS: Wahrscheinlich sinkt diese Quote jetzt auch bereits durch Triage-Entscheidungen. Das werden kritische Patienten erst gar nicht mehr auf ITS gebracht, sondern direkt auf die Palliativ-Station. Dann können wir das nur noch mit der Zahl der Verstorbenen messen.
Irgendwie reden alle nur über Belastung der Intensivstationen. Aber ist denn dabei allen klar, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist?
Gesundheitsämter>Ambulante Versorgung>Rettungsdienst>Notaufnahmen>Stationen stehen ebenso im Feuer! Schon jetzt
Ein (weiterer) Rant-Thread
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Bevor in 2-3 Wochen die Tausenden Patienten mehr in den Intensivstation auftauchen sind sie - zusammen mit den etwas Glücklicheren, die nicht auf ITS müssen - mit ihrer schlimmer werdenden Erkrankung durch das ambulante System und die Notaufnahmen durchgegangen.
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Und haben dort bereits Ressourcen überlastet, die eigentlich schon im Normalbetrieb knapp sind.
Weil so viele gleichzeitig kommen wie noch nie. Weil sich alle 11-12 Tage die Infektionszahlen verdoppeln.
Leser meines Blogartikel können oft kaum glauben, was ich da für Kurven male. Klar, da spielt einer mit einem riesigen Spreadsheet und stellt so Kurven ins Netz – klingt irgendwie fishy.
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Da wir jetzt aber eine nie dagewesene Infektionsdynamik erleben, braucht es gar keine aufwändigen Modelle mehr. Mit einfachsten Grundrechenarten können wir die ITS-Belegung in 2-3 Wochen für jeden Landkreis abschätzen.
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