Hält das Stromnetz wenn wir alle auf #EAutos umsteigen? Dieser Frage ging der Podcast der @wiwo mit @MartinSeiwert und @Stefan_Hajek nach, bei dem ich zu Gast sein durfte. Im Großen angefangen und grob abgeschätzt: z.B. 40 Mio. Autos, 15kWh/100km Verbrauch, 15000km/a -> 90 TWh 1/
Dem steht ein aktueller Stromverbrauch von 540 TWh gegenüber. Der Stromverbrauch würde also im Bereich ~15% steigen. Zum Vergleich eine Abschätzung der notwendigen Fläche für Stromerzeugung durch PV: es wären ca. 100 GW PV bei 900 Volllaststunden notwendig. Dazu braucht es 2/
bei Annahme von ~10kW/m^2 eine Fläche von 1000km^2 oder ~0,3% der Landesfläche. Da der Strom natürlich sowohl im Sommer als auch im Winter gebraucht wird, bietet sich ein entsprechender Mix aus Wind und PV an. Wie sieht es nun lokal und in Spitzenzeiten aus? 3/
Eine naive Herangehensweise wäre es zu sagen: Wenn nun alle 40 Mio. Autos gleichzeitig z.B. mit 10 kW laden ergibt das 400 GW und damit einen Blackout. Doch das wird statisch gesehen nicht passieren weil
a) die Ladezeitpunkte beim "zu Hause laden" variieren 4/
b) nicht jedes Auto jeden Tag wieder aufgeladen werden muss (bei durchschnittlich 40 km am Tag werden 6-7 kWh pro Tag notwendig. also ~ 1 pro Woche laden)
c) auch unterwegs und in der Arbeit geladen werden wird
Das wäre jetzt ohne irgendeine intelligente Steuerung. 5/
Hier könnte es dann schon zu deutlichen Spitzen kommen die für das Netz und insbesondere in manchen Verteilnetzen zu Schwierigkeiten und deutlichem Ausbaubedarf führen dürfte. Nun kommt aber ins Spiel, dass der Ladevorgang eine Flexibilität ermöglicht. Zur Verdeutlichung: 6/
Das Auto steht im Schnitt 23 Stunden rum, hat einen Akku von z.B. ~40 kWh aber muss pro Tag nur ~7 kWh laden. Das kann nun zum Vorteil des Stromsystems genutzt werden. Zum einen durch flexibles Laden und zum anderen sogar durch Nutzung des Speichers zum rückspeisen. 7/
Flexibles laden: Es ist möglich, z.B. per App beim parken (ob Arbeit oder zu Hause) festzulegen wieviel man bis wann laden will. Ein übergeordneter Algorithmus (z.B. durch Netzbetreiber oder lokale Marktplattform) entscheidet dann wann das Auto o. Komforteinbußen zu laden ist 8/
Bidirektionales Laden: Hier geht es einen Schritt weiter. So kann z.B. ein Eigentümer einer PV Anlage tagsüber laden und nachts den Strom aus dem Auto nutzen. (Vergleiche 50 kWh Autospeicher vs. ~5-10 kWh Heimspeicher). Es kann z.B. auch ein Peak bei einer Firma abgefangen 9/
werden und somit Leistungspreis reduziert werden. Es gibt viele Möglichkeiten und ein schlaues Marktdesign mit flexiblen Preisen bis zum Endkunden können helfen, dass E-Autos durch ihre Flexibilität am Ende der Energiewende und dem Stromnetz sogar helfen. 10/
Der Podcast ist hier zu hören: wiwo.de/podcast/high-v… und für viele interessante Forschungen zum Thema
empfehle ich z.B. dieses Projekt der @FfE_Muenchen : ffe.de/projekte/bdl/ und viele andere.
@FfE_Muenchen PS: @Alexand65577986 hat mich auf einen Einheitenverdreher aufmerksam gemacht. Die Annahme sind 10m^2/kW_peak installierte Leistung. Die weitere Abschätzung ist aber unverändert. Danke für den Hinweis.

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More from @ProfEnergyHuber

15 Nov
"Wenn Hersteller schwere Fahrzeuge verkaufen, müssen sie insgesamt weniger strenge CO2-Flottengrenzwerte einhalten." M. E. eine Fehlregulierung der EU, die zu mehr Emissionen UND mehr Toten führt. \1 manager-magazin.de/unternehmen/sc…
Es gab eine Untersuchung zur CAFE (US Version des Flottenverbrauchs). Man hatte dort tatsächlich die Angst, dass durch "leichtere" Autos bzw. mehr Unterschiede im Gewicht die Totenzahlen steigen könnten. Das Gegenteil ist zu beobachten @YaleEnvironment: \2
"We find that on net CAFE reduced fatalities, with lowered mean weight dominating increased dispersion." Leider kenne ich die Zahlen für die EU nicht. Aber wenn es so ausgestaltet ist, dass wir insgesamt eine Gewichtszunahme sehen, wäre das SEHR falsch. nber.org/system/files/w…
Read 4 tweets
1 Oct
Die Strompreise explodieren doch wie funktioniert eigentlich der Strommarkt? Und würden Erneuerbare Energien helfen und warum? Zunächst: Am Strommarkt wird für jede Stunde ein Preis ermittelt der für ALLE Erzeuger und Verbraucher zu diesem Moment gültig ist (unified pricing) /1
Wie bildet sich dieser Preis: es gibt Erzeuger und Verbraucher die jeweils Gebote abgeben. Die Verbraucherseite ist (aktuell) relativ inelastisch. Sprich die Höhe des Verbrauchs ist großteils unbhängig vom Preis (Keiner schaltet wg. hohen Preisen ab). Auf der Erzeugerseite /2
bieten die Kraftwerke mit ihren jeweiligen Grenzkosten (Betriebskosten im MOMENT, die Investitionskosten vorab sind in irrelevant!). Da im Betrieb keine Kosten entstehen bieten z.b. Wind/PV mit 0 Euro (bzw. aufgrund Förderung teilweise sogar <0) /3
Read 13 tweets
30 Sep
Meiner Meinung nach war es ein Fehler das #Tempolimit immer als Klimaschutzmaßnahme zu diskutieren. Der Effekt ist da, aber überschaubar. Um was es eigentlich geht ist Verkehrssicherheit und das sollte man fundiert diskutieren. Und auch, was bedeutet es fürs autonome fahren? 1/3
Persönlich bin ich VW Bus Cruiser aber habe nichts dagegen wenn andre schneller fahren. Was mich allerdings total nervt und wo ich auch Gefahr sehe: Man fährt nach links um zu überholen, sagen wir mit 135km/h und dann kommt der Q7 mit 200km/h von hinten und fährt ganz nah auf,2/3
Lichthupe an, kein Abstand, evtl, rechts überholen etc. Vielleicht könnte man auch einen Kompromiss finden: Zunächst 150km/h Limit und bessere Abstandsüberwachung mit hohen Strafen? Fürs Klima wäre mehr Tempo bei der Elektrifizierung der Flotte wichtiger. My cents #Tempolimit
Read 4 tweets
23 Jul
Weil ich heute schon mehr über Emissionshandel gelesen haben hier ein paar Gedanken von mir. Zunächst das "Loblied" und dann die Probleme bzw. Ergänzungen die es brauchen wird. (1/10)
1) Ein umfänglicher Emissionshandel ist die sicherste Möglichkeit ein genau spezifiziertes Emissionsziel punktgenau zu erreichen. Man begrenzt durch Vorgabe die genaue maximale Menge an CO2 die emittiert werden darf. Es bildet sich darauf hin ein Markt und entsprechender Preis.
2) Die andere Möglichkeit wäre die Steuer. Hier kann der Staat zwar den Preis definieren aber die emittierte Menge bleibt unklar. Daher bleibt auch unklar ob Ziel tatsächlich erreicht wird. Auch andere Maßnahmen können nie so sicher das Ziel der Emissionsreduktion erreichen.
Read 11 tweets
21 Jul
Schöne Zsfsg. Ich teile vieles, insb. braucht es Lösung für Wind und in Städten weniger Autos, Infrastruktur Fahrrad. Zu Wissenschaftler fragen: wir (TUM) haben 2016 fürs BY Ministerium gearbeitet, Stromlücke aufgezeigt:
stmwi.bayern.de/fileadmin/user…
Paar Punkte sehe ich leicht anders:
1)Wunsiedel ist ein tolles Projekt inkl. H2 Produktion mit Abwärmenutzung etc. etc. (bin ja Ex-Siemensianer). Trotzdem: Solange es die Stromlücke in BY gibt sollte man zuerst diese schließen, dann elektrifizieren wo möglich und erst dann H2/Synfuel. In Zwischenzeit H2 Import.
zu 1): Man weckt sonst falsch Hoffnungen, dass wir hier nur viele Eletrolyseure aufstellen müssen und dann ist es gut. Daher auch der von #Söder noch genannte Forschungsfokus Synfuels problematisch, da BY hierfür nicht die besten Bedingungen hat. Forschung natürlich immer gut:-)
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