Modellrechnungen: Dez&Jan (mit/ohne Omikron):
Gute Nachricht: Delta-Welle im Seitwärtstrend, bald sinkender Trend?
Schlechte Nachricht: Spitze ITS-Betten-Welle trifft Kliniken über Feiertage.
Noch schlechtere Nachricht: Nahtloser Übergang in eine noch heftigere Omikron Welle?
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Als ausführlicher Blog-Artikel mit Links usw. hier:
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dirkpaessler.blog/2021/12/06/mod…
Die gute Nachricht ist diese Woche, dass die Inzidenz-Entwicklung in einen Seitwärtstrend abgebogen ist. Eine große, vernünftige (und schweigende?) Mehrheit der Menschen muss seit 2-3 Wochen ihr Verhalten so geändert haben und so viele Kontakte vermieden haben, dass...
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...wir aus dem seit Juni andauernden Dauerwachstum raus sind. Oder glaubt jemand, dass die vor letzten Donnerstag verkündeten müden Maßnahmen der Politik tatsächlich eine breite Wirkung gehabt hatten, mal abgesehen von Ausnahmen (z.B. Hotspot-Regeln in Bayern)?
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Teil 1: Modellrechnung nur mit Delta
Als erstes schauen wir auf die weitere Entwicklung und gehen davon aus, dass Omikron erstmal keine Rolle spielt bis Januar.
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Die Modellergebnisse sehen so aus:
Alle 3 neuen Szenarien würden es schaffen bis ins neue Jahr die Inzidenzen wieder unter 250 zu senken. Das dunkelrote “Bürger-Lockdown”-Szenario scheint nur wenig schlechter zu sein als ein Lockdown, aber es ist auch sehr fragil...
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... (nahe an und um R=1) und kann jederzeit wieder nach oben gehen. Ein wirklich zuverlässiges Absenken geht nur mit klaren staatlichen Regeln. Und bitte auch im Hinterkopf haben, dass diese Kurven ganz Deutschland abdecken – regional sieht das noch viel schlechter aus.
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Was sich daraus als ITS-Belegung ergibt, sieht wie folgt aus.
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Die Spitzenwerte der ITS-Belegung liegen bei allen Szenarien bei knapp 10.000 belegten ITS Betten, mit der Spitze von Mitte Dezember bis zum Jahreswechsel. Diese Spitze liegt um ca. 8-15% über den aktuellen Werte von heute.
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Die Spitzenwerte, die die DIVI in den nächsten Wochen vermelden wird, dürften also bei ca. 5.400 bis 5.700 liegen. Diese Spitzenwerte sind nicht mehr zu vermeiden (diese Patienten sind heute schon infiziert). Das werden also schwierige Feiertage in den Kliniken.
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Dass wir uns tatsächlich in einem Seitwärtstrend befinden, der nicht nur durch Meldeprobleme so aussieht, zeigt sich m.E. am besten beim Blick auf die täglichen stationären Aufnahmen über die ZNAs, die die Notaufnahmen an die DGINA Notaufnahme Ampel melden:
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Die orange Linie läuft seit ca. einer Woche seitwärts und diese Kurve zeigt Trendwechsel in der Regel bereits einige Tage vor der Inzidenz an.
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Teil 2: Mit Omikron könnte es übel werden
Jetzt kommen die richtig schlechten Nachrichten: Omikron wird uns beschäftigen in den nächsten Monaten. Omikron könnte Delta sogar völlig in den Schatten stellen.
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Die Datenlage über Omikron ist noch unübersichtlich, wir wissen nicht ob Geimpft und/oder Ungeimpfte wieviel mehr angesteckt werden und wir wissen auch noch nicht, ob die Krankheitsverläufe ähnlich sind wie bisher, oder anders.
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Was wir aber wissen: Die Entwicklung der Omikron-Fälle in Südafrika, UK, Belgien, Dänemark sind besorgniserregend. Beispiel Südafrika:
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Verschiedene Experten haben den Ansteckungsvorteil von Omikron im Vergleich zu Delta in Südafrika und UK auf den Faktor 3 bis 4 berechnet, d.h. der Re-Wert ist um diesen Faktor höher als bei Delta. Das ist ein größerer Sprung als von Alpha zu Delta!
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Nehmen wir Faktor 3 als Annahme für weitere Überlegungen und schauen wir mal wo wir damit rauskommen würden: In Südafrika – mit einer Bevölkerung, die zu 85-90% schon mit dem Virus in Kontakt war (30% geimpft und viele andere waren infiziert mit den Vorgänger-Varianten) -...
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... lag der R-Wert für Delta durch Verhalten und Immunität der Bevölkerung im November so, dass Delta mit einem R=~0,6 am Sinken war. Mit Omikron ergibt sich jetzt schlagartig ein R-Wert von >1,6 und dazu eine hohe Positiv-Rate.
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Die folgenden Szenarien gehen außerdem davon aus, dass wir unser aktuelles Verhalten (“Bürger Lockdown”, s.o.) weiterhin durchhalten, keinen Lockdown machen, und weiter gut Boostern. Zum Start in Kalenderwoche 29.11. gehe ich von Omikron-Anteil von 0,1% an allen Fällen aus.
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Bitte beachten: In diesen Grafiken geht es um die “Form” der schwarzen Linie, nicht um die exakte Höhe oder die genaue Lage auf der Zeitachse. Das sind keine Vorhersagen sondern Szenarien, die uns helfen sollen, die möglichen Entwicklungen abzuschätzen.
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Diese Aussichten sind düster, ich habe extra eine Logskala-Darstellung dazu gepackt. Ich habe sogar Zweifel, dass man einen 200% höheren R-Wert mit Maßnahmen überhaupt aufhalten kann bei fast 30% Ungeimpften.
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Die Übernahme der Dominanz der Infektionen könnte schon zwischen der letzten Dezember-Woche und Mitte Januar passieren, ohne Lockdown und scharfe Maßnahmen würde die Inzidenz im Januar steil nach oben gehen. SO schnell kann das gehen!!!
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Selbst wenn es nur halb so schlimm käme: Wir schauen erstmal noch in Ruhe zu, was sich in Afrika so tut, und machen…. was genau?
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Wir lassen Delta noch gemütlich mit R=1 in einem Seitwärtstrend weiterlaufen, sodass im schlimmsten Fall bei Dominanz-Übernahme von Omikron die Krankenhäuser bereits maximal gefüllt sind?
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Anstatt dafür zu sorgen, dass wir nicht völlig unvorbereitet in diese Welle reinrauschen?
Oh Mann, ist Deutschland blöd.
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Was die Kurven alle sehr schön zeigen: Immer dann, wenn wir in Deutschland ENDLICH eine Variante in den Griff bekommen haben und die Welle ENDLICH sinkt, kommt schon wieder die nächste Variante von unten hoch. Jetzt auch wieder.
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Wie blödeln jeweils so lange rum, dass wir immer wieder ins nächste offene Messer laufen. Jetzt schon zum dritten Mal.

Oh Mann, ist Deutschland blöd.
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2 Dec
Mein Eindruck (!), den ich bisher nur mit ersten Signalen unterstreichen aber nicht beweisen kann, ist, dass sich so viele Verhaltensänderungen ergeben haben quer durch die Republik („hmmm, also wenn die den Weihnachtsmarkt absagen, dann scheint da ja was dran zu sein“), ...
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... dass mit Hilfe der ersten Massnahmen in den eskalierenden Regionen (z. B. Bayern) ein Bremsen entsteht und sich ein R-Wert um R=1 ergibt. Deswegen habe ich am Sonntag in meine Modellrechnungen das Szenario „Bürger-Lockdownchen“ aufgenommen.
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Die Bremswerte, die ich im Modell anwenden muss, um diese Woche bei 400.000 Fällen zu bleiben sind zumindest nicht völlig unplausibel. In diesem Fall würden lt. Modell die Boosterwirkungen den R-Wert im Dezember langsam unter 1 schieben.
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2 Dec
Wenn wir in nächsten Wochen die Berichte über Omikron hören.... Auf welche Erkenntnisse müssen wir besonders schauen, und ab welchen Grenzwerten wird es evtl. schwierig für uns?
Ich habe hier eine grobe (!) Modellrechnungs-Skizze gemacht, um mich dem Thema zu nähern.
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Zuallererst müssen wir feststellen, dass wir JETZT noch nicht wissen, wieviel Absenkung der Impfwirkung und wie viel mehr oder weniger Ansteckungsrate (R0) Omikron hat. Es gibt diverse Berichte, die nicht gut klingen, aber ob die fundiert sind, wissen wir noch nicht.
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Aber wir können ausgehend von unserer aktuellen Delta-Welle hypothetisch eine Virus-Variante für Deutschland durchrechnen, die mehr oder weniger Ansteckungsrate hat und/oder die Wirkung der Impfungen herabsetzen kann.
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29 Nov
Impfen wirkt! Wie viele Fälle hätten wir in dieser Woche, wenn plötzlich ab heute bei allen Geimpften die Impfwirkung komplett verschwinden würde?

Letzte Woche: ca. 400.000 Fälle
Nächste Woche ohne Impfung: über 1 Million? 😮

Ein Mathe-Thread zum Mitdenken
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Wir nehmen folgende Ausgangsdaten:
Fälle in der KW 22.11.: 400.000 (Quelle @risklayer)
7-Tage-R-Wert: 1,1 (aus @risklayer Fallzahlen)
Impfrate 2. Impfung: 68% (Impfdashboard)
Schutzwirkung der Impfungen: 50% (mein Modell)
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Wir wissen, dass sich der aktuelle Gesamt R-Wert von 1,1 zu 68% aus den Geimpften speist, die aber zu 50% geschützt sind, und zu 32% aus Ungeimpften, die zu 100% ansteckbar sind. Mit der o.g. Herleitung können wir einen R-Wert berechnen, der ohne Impfungen stattfinden würde.
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Read 8 tweets
28 Nov
Update Pandemie Modellrechnungen:
Wir können alle jede wenigstens etwas positivere Nachricht gebrauchen, die wir bekommen können, nach den Nachrichten der letzten Tage.
Also: Die aktuellen Entwicklungen lassen die Modellrechnung ein ganz bisschen besser aussehen!
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Deswegen kommt doch früher als gedacht ein Modellrechnungs-Update. Wer das lieber als leicht lesbaren Blog-Artikel lesen will, folgt bitte diesem Link:
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dirkpaessler.blog/2021/11/28/upd…
Aus zwei Gründen sind die Aussichten zumindest ein bisschen besser geworden:
1. Mit den neuesten Alters-Gruppen-Inzidenzen vom RKI vom Donnerstag konnte ich das Modell bei der Berechnung insbesondere der älteren Menschen genauer machen und...
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27 Nov
Fallzahlen, Hospitalisierungen, ITS-Betten und Zahl der Verstorbenen passen nicht (mehr) zusammen.

Ein Daten-Thread (mit vielen Fragen)
#ringenumdiewahrheit
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Links oben: Weil die Positiv-Rate hochgeht und aus den Meldungen der überlasteten Gesundheitsämter und Labors wissen wir, dass wir die Anzahl der tatsächlich stattfindenden Infektionen heute mehr unterschätzen als vor 3-6 Wochen (steigende Dunkelziffer).
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Links unten: Die Anzahl der Hospitalisierungen wächst deutlich langsamer als der Modell-Erwartungswert, der seit Juni wöchentlich die korrekten Zahlen vorhergesagt hat und somit kalibriert ist. Letzte Woche "fehlten" 3.700 Patienten (-27%).
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26 Nov
@zdf berichtet über die Modellrechnungen von Prof. Kristan Schneider. Sogar richtig mit Zahlen und so, also eine gute Chance meine Amateur-Modellergebnisse mit einem Profi-Modell zu vergleichen.

Kurzfassung: Die Modellergebnisse sind beeindruckend ähnlich. 😎

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Die Grafik zeigt die Überlagerung unserer beider Kurven. Die Peaks liegen bei Schneider 1-2 Wochen später als bei mir, die maximalen Höhen der beiden Extremfälle ("nix tun" und "Lockdown") liegen sehr ähnlich.
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Für die nächsten Wochen ist Schneider's Modell bei Szenarien mit Bremsung etwas pessimistischer als meins (steilere Kurven) und meine Lockdowns sind "stärker" als bei Schneider (sinken schneller und sind kürzer). Alles im Rahmen der vielen Modell-Unsicherheiten.
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