Willkommen zu #SarsisErsteHilfeKurs Episode 2, powered by @TheRealSarsCov2 @Banshee_112.

Thema war die Wiederbelebung.



1. Das Verhältnis von Herzdruckmassagen zu Beatmung.
2/3 hatten korrekt geantwortet.
Seit 2005 wird 30x gedrückt, 2x beatmet.
(Es gibt zwar prinzipiell eine Ausnahme für Kinder/Jugendliche, aber das lassen wir hier mal außen vor, Wiederbelebung bei Kindern ist ein Thema für sich.)

Gedanke dahinter ist, dass nur, während gedrückt wird, Blut dahin fließt, wo es gebraucht wird. Herz, Gehirn, Niere usw.
Also Pausen möglichst kurz halten und dann möglichst lange am Stück drücken.

2. Beatmung obligatorisch ja oder nein?
Übrigens völlig unabhängig von der Pandemie:
Nein. Nicht obligatorisch.

fun fact: DURCH EINE FFP2-Maske zu beatmen stelle ich mir extrem schwierig vor.
Während der Pandemie ist die Abwägung sowieso noch mal eine andere, aber auch außerhalb der Pandemie gilt:
Ihr müsst niemanden Mund-zu-Mund-beatmen. (Würde ich persönlich außer in wenigen sehr speziellen Fällen im Freundes- oder Familienkreis auch nicht tun.)
Wenn ihr euch dazu imstande fühlt, ist das toll, aber wenn nicht, dann ist "nur drücken" immer noch super.

Falsch könnt ihr eigentlich nur dann etwas machen, wenn ihr GAR NICHTS tut.

3. Wie tief soll man drücken?
Retrospektiv waren die Antwortmöglichkeiten unglücklich gewählt.
Die "richtigste" Antwort sind wohl in der Tat 4-5 cm.

Streng genommen sagen die aktuellen Empfehlungen "mindestens 5, maximal 6 cm".

Das erfordert schon recht ordentlich Kraft. Und auch gut trainiert erschöpft man sich dabei relativ flott.
Damit kommen wir zum nächsten Punkt:

4. Eine Rippe bricht.
Mythos 1: "Das heißt, du drückst zu tief!"
Nein. Tut es nicht. Gerade bei älteren Menschen bricht fast unvermeidbar mindestens eine Rippe, wenn man wirklich richtig drückt. Das passiert und ist keine Katastrophe.
Mythos 2: "Das ist total gefährlich, die Rippe kann sich ins Herz bohren."
Einerseits: Sehr, sehr konstruiert.
Andererseits: Toter als tot geht nicht. Wenn ihr nicht drückt, bleibt die Person tot. Also weiterdrücken.

Weder kann euch jemand einen Strick daraus drehen...
noch müsst ihr real mit zusätzlichen Gefahren für die Person rechnen, die ihr reanimiert.

7. AED (automatisierter externer Defibrillator).
Das ist ein tolles Gerät. Zwei Elektroden hängen dran, die werden auf die Brust geklebt (es sind Piktogramme drauf, wo sie in etwa hin ...
sollen. Das Gerät ist absolut selbsterklärend, nach dem Einschalten sagt es euch, was ihr tun sollt.

AED-Elektroden aufzukleben ist eine der wenigen Situationen, in denen es komplett okay ist, mal kurz aufzuhören zu drücken, wenn es nicht anders geht.
Die AEDs leiten euch da durch.

Besonders clevere AEDs geben euch eine Rückmeldung, ob ihr tief genug drückt. Und haben ein Metronom eingebaut, das euch signalisiert, wie schnell ihr drücken sollt.

Apropos:
Wie schnell drückt man eigentlich?
Richtig, in den Kommentaren bei Sarsi haben einige schon die korrekte Antwort gegeben:

100x pro Minute.

Es gibt eine Vielzahl von Hilfen, um einigermaßen die richtige Frequenz zu treffen.
Ich persönlich empfehle immer "Staying Alive".

Das klingt jetzt morbide, hat aber einen..
sehr simplen Hintergrund: Das Stück kennt beinahe jeder.

Wo wir gerade beim Thema sind: Was fast genau so wichtig ist wie das Drücken, ist das Wieder-loslassen.

Während ihr auf das Herz drückt, kann es sich ja logischerweise nicht füllen. Dafür müsst ihr ihm Platz geben.
Das heißt, widersteht dem Drang, euch immer weiter in den Brustkorb "reinzudrücken".
DRÜCKEN -> Entlasten. DRÜCKEN -> Entlasten.

Beim Entlasten sollten eure Hände so gerade eben noch den Brustkorb berühren, aber keinen echten Druck ausüben.
Und, nächster wichtiger Punkt:
Wo drückt man eigentlich?

Früher lernte man in Erste-Hilfe-Kursen lustige Methoden, um den perfekten Druckpunkt auszuwählen.

Heute wissen wir:
War Blödsinn.

Wo drückt man?
In der Mitte des Brustkorbs. Untere Hälfte des Brustbeins.
grc-org.de/downloads/BLS%…

Ganz einfach.
Nix mit "Finger am Rippenbogen entlang bis zum Brustbein, 2 Finger darüber, Handballen daneben legen".

Das ist unnötiger Quark.

Wichtig beim AED ist:
JEDE:R darf das Ding anwenden. Ihr braucht keine Einweisung dafür.
Erste-Hilfe-Kurse 2021/2022 sollten euch das Grundprinzip dahinter vermitteln, WAS ein AED ist, WIE ihr ihn verwendet und WIE ihr herausfindet, wo einer ist.

Die meisten von euch werden hoffentlich sehr selten in die Verlegenheit kommen, jemanden wiederbeleben zu müssen.
Insofern lohnt es sich, das ab und an mal aufzufrischen. Alle paar Jubeljahre ändert sich auch mal etwas, was für Laien interessant ist.

Aber WENN ein AED verfügbar ist, DÜRFT IHR IHN AUCH NUTZEN. Es gibt keine gesetzliche Regel, die euch das verbieten könnte.
8. Gibt es Möglichkeiten, durch die Anwendung eines AED zusätzlichen Schaden anzurichten?

Flapsig formuliert: Ja, wenn ihr ihn der Person, die da vor euch liegt, mit Wucht auf den Kopf schlagt.

Ernsthaft: Nein. Wenn ihr das Ding korrekt anwendet, kann nichts passieren.
Der AED erkennt automatisch, ob er einen Stromschlag abgeben sollte, um ein flimmerndes Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen.

(Das Prinzip "Kammerflimmern" heißt ja in etwa, alle Herzmuskelzellen reden wild durcheinander, keine hört der anderen zu. Der AED schlägt...
einmal heftig mit der Faust auf den Tisch, brüllt "RUHE HIER, IHR FLASCHEN!". Alle gucken erstaunt. Wenn's gut läuft, kann jetzt der "Sinusknoten" - der Hauptschrittmacher des Herzens - seine eigentliche Aufgabe wieder erfüllen, weil man ihm wieder zuhört.)
9. AED herangeschafft. AED angebracht. AED eingeschaltet, hat einen Schock abgegeben.

Seid ihr jetzt fertig?

Natürlich nicht. Einfach weiterdrücken. Nach 2 Minuten wird der AED euch kurz unterbrechen und prüfen "Kann überhaupt ein Kreislauf da sein?"
Wichtig ist: Wenn ihr drückt, obwohl das Herz selbst schlägt, richtet ihr keinen zusätzlichen Schaden an. Das Herz pumpt zwar (vermutlich) ein wenig ineffektiver als wenn ihr nicht drücken würdet, aber es pumpt immer noch besser als wenn ihr nur drücken würdet.
Es gibt drei Situationen, in denen es okay ist, aufzuhören.

1. Ihr seid allein und könnt einfach nicht mehr.

2. Der Rettungsdienst kommt und sagt euch explizit, dass ihr aufhören dürft. (Bitte, sobald ihr die Leute mit den bunten Jacken seht, springt nicht sofort zur Seite.
Wir brauchen eh einen Augenblick, um uns zu orientieren. Es hilft ungemein, wenn ihr dann noch einen Moment weiter macht, bis eine:r von uns euch ablöst. Wir WISSEN, dass ihr euch gerade kaputtschuftet und lösen euch so schnell ab wie es uns möglich ist. Versprochen!)
3. Die Person, auf deren Brustkorb ihr herumdrückt, beginnt offensichtlich(!) selbst zu atmen, sich zu bewegen oder gibt sonst in irgendeiner Form eindeutige Lebenszeichen von sich.

(Seid darauf gefasst, dass ihr u.U. doch wieder anfangen müsst zu drücken. Manchmal gerät...
das Herz dann nachträglich doch wieder aus dem Takt.

Frisch wiederbelebt ist eine extrem heikle Phase. Da ist man ein absolut rohes Ei.

An dieser Stelle bedanke ich mich bei euch allen fürs Mitmachen, bei @TheRealSarsCov2 für die Inspiration und @Banshee_112 für die Mitarbeit!
@TheRealSarsCov2 @Banshee_112 Noch ein Nachtrag:

Was ist eigentlich mit dem Puls tasten?
Machen oder nicht machen?

Richtig: Nicht machen.

Prüft die Atmung. Wer regelmäßig atmet, wird auch einen (mehr oder minder) regelmäßigen Herzschlag haben.
Und wenn jemand nicht atmet, schlägt das Herz nicht mehr lange.
Lustiges Detail am Rande:
Es sind Studien durchgeführt worden mit medizinischem Fachpersonal (also Leuten, denen man attestieren würde, dass sie WISSEN, wie das mit dem Puls tasten geht). Patienten während einer Operation, und sie sollten Puls tasten.

Twist: Ein Teil dieser...
Patienten wurde gerade (ohne dass die Pulstaster es wussten) am Herzen operiert, sie waren an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen und HATTEN gar keinen Puls.

Die Rate derer, wo ein Puls getastet wurde, der gar nicht da war, war erschreckend hoch.
Und umgekehrt.
Mittlerweile wird auch für Fachpersonal empfohlen, allenfalls ZUSÄTZLICH den Puls zu tasten, WÄHREND man die Atmung überprüft.

Das Prinzip von früher "10 Sekunden Atmung prüfen, 10 Sekunden Puls tasten" ist überholt. Es taugt nix.

Nicht den Puls tasten.

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6 Dec
Hab heute nen Patienten von meiner Intensivstation verlegen können, bei dem ich es fast ein bisschen schade finde.

Weil er einer der wenigen in meiner Intensivzeit ist, bei dem vom 1. Tag, an dem ich ihn betreut habe, ein klarer und eindeutiger Aufwärtstrend zu beobachten war.
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18 Nov
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Willkommen zu #StormyLiestSchwurbel Kapitel 1.

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4 Nov
Aus aktuellem Anlass, weil Politiker wieder die Lüge verbreiten, die 4. Welle sei in irgendeiner Form unvorhersehbar gewesen:

Am 07.07. fand sich bei @risklayer dieses hier.

Retrospektiv muss man sagen:

Ja. Wir haben im Juli in der Tat den Beginn der 4. Welle erlebt.
Und - ganz wichtig - die Politik muss das gewusst haben.

Es ist komplett irrational, zu glauben, die Politik hätte die hunderten Expertenstatements, die vor genau dem gewarnt haben, schlicht *nicht mitbekommen*.

Man hat sich schlicht verzockt.
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1 Nov
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23 Oct
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Relevanter Unterschied.
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