Von noch größerer Tragweite war ein Telefonat, das Kukies am 23. Juni vergangenen Jahres führte. Einen Tag zuvor gab Wirecard öffentlich bekannt, dass die mittlerweile sagenumwobenen 1,9 Milliarden Euro auf den philippinischen Treuhandkonten wohl gar nicht existierten.
Damit fiel das kriminelle Kartenhaus endgültig in sich zusammen. Trotzdem drängte Kukies tags darauf die staatseigene, zur KfW gehörende IPEX-Bank, weiter Kredite an Wirecard auszubezahlen, diese gar zu erhöhen.
Aus einem E-Mail-Verkehr mit dem Chef von IPEX, Klaus Michalak, ging hervor, dass das Finanzministerium eine „deutsche Lösung“ für Wirecard finde wollte. Heißt: Die Bundesregierung wollte mit der Fortzahlung der Kredite eine Insolvenz des Finanzdienstleisters vermeiden (…)
Auch dieser Anruf wurde später im Wirecard-Untersuchungsausschuss nicht offenbart, wie der mittlerweile aus dem Bundestag freiwillig ausgeschiedene Fabio De Masi (Die Linke) im Frühjahr in einem Interview mit unserer Redaktion mitteilte.
Nun nimmt Scholz seinen erfahrenen Finanzfachmann mit ins Kanzleramt. (…)Der ehemals vehemente Kritiker De Masi äußerte sich im Handelsblatt durchaus versöhnlich: Kukies sei „als Mensch ein guter Typ, sehr nett und verbindlich und tief im Detail“. Sorge bereite ihm demnach nur
eine mangelnde Distanz zur Finanzwelt. „Deutschland ist nicht Goldman Sachs“, so De Masi.
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