Wir wissen immer noch nicht, wie sich Omikron auswirken wird. Es gibt vorsichtige Signale der Hoffnung wenn wir die Hospitalisierungen in Südafrika anschauen. Aber immer noch gilt: Abwarten - Ende dieser Woche werden wir erst mehr wissen. 1/18
In der letzten Woche gab es viele Ergebnisse zur höheren Infektiosität von Omikron für Geimpfte. Die Ergebnisse: Genesene sind genauso schlecht geschützt wie homogen Geimpfte. Die AZ/Biontech-Kombi oder eine genesen/geimpft-Kombi sind gut. medrxiv.org/content/10.110… 2/18
Antikörper sind allerdings nicht alles: Es gibt auch T-Zellen. Und der Schutz durch T-Zellen besteht weiterhin.
Booster helfen: Anders als bei vielen 2-fach-Impfkombinationen ist der Schutz nach boostern noch existent. Wie gut er ist, wird erst die Realität zeigen, da in Südafrika noch fast niemand geboostert ist.
Die Schwere der Verläufe für geimpfte und ungeimpfte Infizierte ist weiter unklar.
Klar ist bislang nur: Es wächst schneller & es umgeht Antikörper. Bei "Infection Severity" hier im Risk Assessment der UK Health Security Agency: alles grau.
In Südafrika zeigt sich bislang: Schwere Verläufe bei Kindern sind häufiger als in der Delta-Welle - dargestellt als Anteil von schweren Fällen an den gesamten Hospitalisierungen von Kindern
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Erste Zahlen aus Dänemark zeigen:
1. Auf 205.927 Delta-Fälle in den letzten 100 Tagen kamen 3.403 Hospitalisierungen (1,65%).
2. Auf 2.471 Omikron-Fälle, die sich nicht erst in der Klinik ansteckten, kamen 19 Hospitalisierungen (0,77%).
Die Bevölkerung in Dänemark ist größtenteils geimpft und etwa ebenso geboostert wie die Deutsche.
Eine Hospitalisierungs-Quote von 0,77% bedeutet, dass bei beispielsweise 10 Mio Infektionen 77.000 Hospitalisierungen drohen. Der Anteil der schweren Verläufe: Unklar. 8/18
Werden es denn 10 Mio? Das Wachstum der Fallzahlen läuft leider entlang einer Wachstumskurve, nach der sich die Fallzahlen alle 1,8 Tage verdoppeln - in Großbritannien und in Dänemark, also vermutlich auch in Deutschland.
B. Die Kernunsicherheiten in der letzten Woche umfassten den Grad der Immunflucht - jetzt wissen wir: Er ist hoch. In dieser Woche ist die größte Unsicherheit die Schwere der Verläufe. 11/18
Gleichzeitig zeigt der Blick in alle Länder Europas:
Die Maßnahmen, die gegen Omikron unternommen werden können und werden, sind vollkommen unklar.
Hier muss politisch Führung gezeigt werden. Planbarkeit ist wichtig. 12/18
Ein wichtiger Aspekt ist, die Überlastung des Deutschen Testsystems abzuwenden. Dazu sollten auch nicht-medizinische Prüflabore eingebunden werden.
C. In Zukunft relevant: Das Gesundheitssystem wird weiter unter Stress geraten. Das bedeutet vor allen Dingen, dass allerorten personelle Engpässe beim medizinischen Personal drohen. 14/18
Weiterhin droht sich der Konflikt mit Personen, die eine Impfpflicht und andere Corona-Maßnahmen ablehnen, zu verhärten. Das wird in vielen Ländern Europas zu Verwerfungen führen. 15/18
D. Fazit: Das Krisenmanagement der Bundesregierung muss verstärkt mit einem Worst-Case planen und die Bevölkerung entsprechen vorbereiten. 16/18
Im Berufsleben sollten Unternehmen sich wieder Schnelltests zulegen - es kann sein, dass dies zu einem wichtigen Instrument für die Sicherheit am Arbeitsplatz wird. 17/18
Im Privatleben sollten sich alle darauf einrichten, dass wir erst kurz vor Weihnachten wissen werden, die das neue Jahr beginnen wird. Es kann eine große Entwarnung kommen, aber auch eine neue schwere Runde im Kampf gegen Corona. 18/18
P.S: Welche Maßnahmen könnten denn ergriffen werden? 1/5
Die wichtigsten ohne Einschränkungen:
1. Boostern, viel mehr, viel schneller 2. Schnelltests sichern, sie werden knapp 3. PCR: Neue Testlabore einbeziehen 4. Generelle Maskenpflicht durchsetzen
Eine Person steckt statistisch 4,7 Personen an; das wird vermutlich nicht so hoch bleiben. Aber dennoch wären schon zu viele infiziert, bevor wir reagieren können.
In Schleswig-Holstein wachsen die Zahlen bereits.
Maßnahmen 3/5
Falls wir Last von den Klinken nehmen wollen, müssten also alle um den Faktor 4,7 weniger Menschen treffen; potenzielle Superspreader-Events müssten verhindert werden. Wenn die täglichen Infektionszahlen 100.000 überschreiten, ist das sehr wahrscheinlich die Folge.
Maßnahmen 4/5
Das bedeutet: Ich rechne damit, dass wir ohne Änderung der Maßnahmen noch im Dezember die 100.000 Fälle/Tag überschreiten könnten. Bei dieser Schwelle erwarte ich, dass Treffen jeder Art deutlich eingeschränkt werden.
Maßnahmen 5/5
Das *könnte* bedeuten:
- Homeoffice-Pflicht, außer Menschen sind geboostert und ggf. geschnelltestet.
- 1B (statt 2G: Nur Geboosterte, 1B)
- Schulen und Kitas machen lange Ferien bis min. Mitte Januar
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Was heißt Omikron für mein Privatleben? Das werde ich öfters gefragt. Was ich mache:
1. Ich helfe allen zum Boostern. Hier ein Video, dass ein Kollege gemacht hat. Zum Booster-Termin in 30 Sekunden.
Booster machen jetzt aus einer harten Krankheit eine nervige Erkältung.
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2. Privatleben umstellen
Wir wissen nicht, was genau kommt, also was-wäre-wenn spielen. Heißt:
a) Booster-Bubble schaffen.
b) Erwartungsmanagment mit sich selbst und anderen - es geht darum, gesund und entspannt durchzukommen.
c) Keine Helden gesucht.
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3. Nochmal schauen, welche Erinnerung diesen Winter noch gemacht gehört und sie sicher machen. Restaurant, Zoo, Stammtisch, Fußball - was auch immer es ist, noch ist Omikron nicht überall. Aber: Maßvoll, Maske, Testen.
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Vorab: Bei Omikron gibt es weiterhin keine Sicherheiten zu "mild, gleich oder schwerer?".
Meine Definition: "Milder" hieße, dass der Druck auf die Kliniken im Vgl. zu Delta abnimmt, obwohl Omikron sich schneller verbreitet.
Also, was wissen wir zu Antikörpern und T-Zellen?
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Wir wissen, dass die Todeszahlen in Südafrika ansteigen wie bei bisherigen Wellen. Das ist bedeutsam - denn bei den vorherigen Wellen waren weniger geimpft oder genesen.
Aber: Ganz grundsätzlich können wir annehmen, dass eine überstandene Infektion wie *eine Impfdosis* wirkt. Genesene sind *einfach geimpft*. Viele Menschen in Südafrika sind also "unvollständig geimpft".
(1) bislang, mit Delta, haben wir ein großes Problem mit Ungeimpften, die schwer erkranken und die Kliniken füllen.
Wir werden die Verläufe durch Omikron bei ihnen? Wie ansteckend wird es bei ihnen? Weitgehend eine Black Box.
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(2) bislang, mit Delta, haben wir ein mittleres Problem mit Geimpften oder Genesenen, die nicht geboostert sind. Südafrika hatte hier kein Problem mehr und jetzt wieder eines in unbekannter Größe.
Wie groß wird unser Problem, wenn eine Geimpften-Pandemie Fahrt aufnimmt?
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(3) Bei 50 Mio geimpften Infizierten würde eine IFR von 0,2% für 100.000 Tote ausreichen. 2 Tote pro 1.000 Infizierte.
(4) Bei 10 Mio ungeimpften Infizierten würde eine IFR von 1% für 100.000 Tote ausreichen. 10 Tote pro 1.000 Infizierte.
Die Erwartung zum größten 7-Tage-Medien weltweiten Todeszahlen bis 31.03. schwankten den Sommer über zwischen 3000-7000 und 7000-15000. Seit Herbst, glauben die Superforecaster an 7000-15000. Kürzlich bewegte sich allerdings auch die ">15000" Kurve wieder nach oben.
16.055 neue Fälle in Südafrika. +468% im Vergleich zu letzter Woche. Das wäre ein R-Wert von ziemlich genau 2,7. Das war auch der R-Wert der Wildvariante Anfang 2020 - ohne Verhaltensänderung, ohne Immunisierung.
Noch ist unklar, ob Omikron in einer vorimmunisierten Gesellschaft (fast alle in Südafrika waren bereits infiziert) genauso schwere Verläufe hervorruft wie andere Varianten bei immunologisch naiven. Aber klar ist: Viele müssen ins Krankenhaus.
Zur Zeit jedenfalls werden eher jüngere hospitalisiert. Es kann sein, dass ältere besser geimpft sind, es kann auch sein, dass die Welle bisher vorrangig jüngere betrifft.