Sie fragen sich, wie diese Zahlen entstanden sind?
»Deshalb haben in einem Kooperationsprojekt Studierende der Berliner Best-Sabel-Hochschule im Herbst 2013 fast 200 Berliner Straßen mit Zollstock, Excel und GoogleMaps vermessen.«
Allein Berlin hat ca. 9.500 Straßen und es ist sehr unwahrscheinlich, dass man aus »fast 200 Berliner Straßen« auf die Situation in den Städten in Deutschland schließen kann.
Die Aussage »So wenig Platz haben Radfahrende in der Stadt« ist daraus jedenfalls nicht herzuleiten.
Das Nachmessen der Breitenanteile bzw. das Schätzen der Flächenanteile für den Radverkehr ist wenig sinnvoll: Auf vielen Straßen in Wohngebieten funktioniert der Radverkehr auch ohne Radweg problemlos – aber die Straße hat null Prozent Radweg-Anteil.
Hier ist der Report verlinkt, der die Basis der WDR-Grafik darstellt. Eine Verallgemeinerung der Ergebnisse für deutsche Städte (wie sie der WDR nahelegt) ist dort nicht enthalten.
Darf man in einem Amt mit politischer Verantwortung so kurzsichtig denken und twittern?
Es fehlen in der Pandemie an vielen Stellen statistisch belastbaren Daten (auch beim Impfen und Impfstatus) – weil es Defizite in der gesamten statistischen Verarbeitungskette gibt.
Das RKI musste zugeben, dass es die tatsächlichen Impfquoten nicht exakt kennt und dass sie wohl wenige Prozentpunkte besser sind als angegeben. Wie konnte es passieren, dass wir die Zahl und damit die Quote der Geimpften nicht kennen? Warum wurde das nicht besser organisiert?
Behörden geben trotz des Meldeverzugs in den besonders schlimm betroffenen Regionen die Inzidenz mit einer Nachkommastelle(!) an.
Eigentlich müsste man von einem BEREICH der Inzidenz reden, denn die Höhe des noch nicht offiziell ans RKI gemeldeten Stapels kennt man ja grob.
Zwischenstand: Die Deutsche Welle @dw_deutsch oder der Autor @joschaweber haben bisher nicht auf die Kritik an dem »Faktencheck« reagiert.
Vielleicht sollte man die @DeutscheWelle und @joschaweber zuerst fragen, was sie zu dieser nicht als solche kennzeichneten parteilichen Quelle sagen. Schauen wir in der Studie auf die völlig »neutralen« Sponsoren, wird die Stoßrichtung sofort klar:
Der Bundespräsident: »Und wir erleben auch, dass Wissenschaftler eine besondere Verantwortung für die Demokratie tragen. Auch sie müssen sich ihrer Rolle bewusst sein und demokratische Verfahren respektieren. Wenn sie die Politik beraten, …«
»… dann sollten sie nicht wie Aktivisten auftreten und wenn sie sich in die öffentliche Debatte einmischen, dann sollten sie nicht den Eindruck erwecken, sie seien die besseren Politiker.«
Das sind schöne Worte. Aber das Echo auf diese Redepassage ist zynisches Gelächter aus den Reihen der »akademischen Aktivisten«.
Längst gibt es eine ganz eigene Kaste von Akademikern, die den Parteien, Medien und/oder Interessenvertretungen gewünschte Versatzstücke zuliefern.
Die Koalition aus SPD, Grünen und Linkspartei in Berlin versprach 2016 den Bau von Fahrradparkhäusern an wichtigen Verkehrsknotenpunkten. Die erste Inbetriebnahme wurde nun für 2027 angekündigt.
Was anderes: Worin genau will Deutschland ökologischer Vorreiter und Vorbild sein?
Im schleichenden Ausbau der Bahn? Im Versagen beim Bau einer besseren Radverkehrsinfrastruktur? In einer extrem teuren und gleichzeitig extrem ineffizienten Energiewende?
Oder soll uns jemand als führendes »Entwicklungsland der Digitalisierung« ernst nehmen?
Liebe sozialdemokratische, grüne und linke Politiker, liebe Medien:
Der @DLF hat gerade in der Frage der Kernenergie ein Beispiel für leicht durchschaubare Manipulation gesendet:
»Kernenergie Ja oder Nein?« wurde mit der EU eingeleitet und dann am Beispiel des bösen Erdogan gegen die guten Anti-Atom-Bewegung behandelt.
Erdogan wurde immer wieder mit rein politischen und ziemlich hohlen Argumenten zitiert, als gäbe es überhaupt keine ökonomischen und ökologischen Argumente für die Kernenergie. Die Sympathie der Redaktion lag klar bei den (in der Türkei bedeutungslosen) Anti-Atom-Aktivisten.
Wenn man aus dem Beitrag die heiße Luft herauslässt, bleibt nichts als Anti-Atom-Agitprop übrig.