Ich empfehle jedem, sich mit der Pflege der eigenen Angehörigen auseinander zu setzen.
Ein Thema was oft erst relevant wird, wenn das Kind schon im Brunnen liegt.
Die Eltern/Großeltern sind erst 60 oder 70?
80 aber fit?
Kein Grund zur Panik?
Doch!
Es ist naiv, die Zustände in der Langzeitpflege zu ignorieren, da man (noch) nicht betroffen ist.
Es ist naiv zu glauben, daß in ein paar Jahren alles besser ist.
Das urplötzlich Personal vom Himmel fällt weil wir vielleicht alle paar Jahre mal einen Euro mehr Lohn bekommen.
Macht euch vertraut mit der Pflege der eigenen Angehörigen.
Häufig ist es zunächst überschaubar. Hilfe beim Waschen und Anziehen. Essen vorbereiten, putzen etc.
Was wenn eine Krankheit den Zustand ändert?
Eine Fraktur, ein Schlaganfall, Demenz?
Positionswechsel, Mobilisierung, Essen und Trinken anreichen, pürieren, ggf Sondenkost über Magensonde, (nekrotische) Wunden (schlechte Lagerung und Mobilisierung wird zum Problem, der Geruch wird einige überfordern), Wechsel von Inkontinenzmaterial, Hilfe beim Abführen.
Medikamentengabe, verschiedene Injektionen.
Schluckstörungen sind gefährlich, wie geht man da vor?
Was macht man bei schlimmen Durchfall und Erbrechen?
Was wenn tagelang kein Stuhl mehr kommt?
Wenn man Einläufe machen muß?
Setzt euch mit Demenz auseinander!
Mama oder Opa brauchen dann 24/7 Betreuung. Es kann "harmlos" sein, sie laufen den ganzen Tag umher, räumen Schränke aus, wollen essen kochen, verstopfen Toiletten.
Ohne Aufsicht können sie nicht mehr leben.
Aber was ist wenn sie aggressiv werden, schreien, schimpfen, schlagen, spucken?
Ich hatte schon mehrere Dienste, bei denen ich in der Notaufnahme gelandet bin.
Was ist wenn sie mit Stuhlgang Wände/Möbel beschmieren, Stuhlgang essen?
Stuhlgang in Nasen und Ohren.
Urin überall lassen wo sie gehen und stehen.
Nicht mehr wissen wie man einen Löffel benutzt.
Nicht mehr wissen wie man sich auf eine Toilette setzt?
Gespräche aufgrund Wortfindungsstörungen nicht mehr möglich sind?
Einfache Fragen nicht mehr beantwortet werden können?
Den ganzen Tag rufen und man weiß nicht warum.
Euch nicht mehr erkennen, weil sie selbst denken sie wären wieder Teenager?
Ihr pflegt u.U. ein "Kind" im Körper eines Erwachsenen.
Einen Erwachsenen, der wesentlich mehr Kraft aufbringen kann als ein Kind.
Entschuldigung für die teilweise plastische Darstellung. Aber das ist leider auch ein Teil meines Berufes.
Die Zahl der an Demenz-Erkrankten nimmt stetig zu. Niemand will seine Angehörigen so sehen.
Diese Krankheit kann dir jede Würde nehmen.
Ich war WBL auf einer Demenzstation.
Das klingt alles schon hart und es ist nur ein Bruchteil unserer täglichen Arbeit in der Altenpflege.
Wir springen meist ab dem Punkt ein, wo Familien mit der Pflege überfordert sind. Emotional, psychisch und körperlich.
Und wir brechen gerade unter der Last zusammen.
Die Situation ist aktuell so, daß wir mehr Dienste unterbesetzt arbeiten müssen als mit Regelbesetzung.
Beispiel 3 Pflegekräfte wo 5 da sein müssten für 56 Bewohner. Und zu 5 ist es schon Akkordarbeit.
Nochmal, es ist naiv zu glauben, dass sich das so schnell ändern wird.
Die Versorgung ist heute schon nicht mehr gewährleistet. Pflegefehler sind an der Tagesordnung.
Durch den #Pflegenotstand leiden heute schon Menschen in den Einrichtungen, es fehlt an Heimplätzen, Heimkosten steigen.
Pflege wird zum Luxus. Wohl dem, der es sich leisten kann.
Problem, es interessiert kaum jemanden in der Gesellschaft.
Auch die Politik hat 0,0 Plan was in deutschen Pflegeheimen los ist.
Wüssten die Politiker*innen das, müssten sie sich eigentlich in Grund und Boden schämen!!!
"Pflege kann jeder"🖕
Also, eure Eltern/Großeltern sind erst 60 oder 70? 80 aber fit? Macht euch zusammen Gedanken welche Optionen es gibt. Setzt euch damit auseinander. Wer übernimmt im Notfall die Pflege, wenn es so schnell keinen Heimplatz gibt?
Ambulante Dienste stoßen ebenfalls an ihre Grenzen.
Und mal was in eigener Sache.
Liefert sie nicht unter einem Vorwand bei uns ab und wir sollen dann erklären das sie da bleiben müssen.
Ein Mann wurde bei uns zum "impfen" abgegeben. Am nächsten Tag dürfe er wieder nach Hause.
Nein, ich persönlich finde das nicht in Ordnung.
Es sollte im Interesse jedes Bürgers und Politikers sein das sich die Zustände in der Altenpflege schnell bessern.
Denn Menschen die ihre Angehörigen pflegen müssen, weil wir keine Kapazitäten mehr haben, werden weniger oder gar nicht mehr arbeiten können. Wirtschaft und so...
Altenpflege/Langzeitpflege ist nicht nur das Problem derer, die sich jetzt gerade in der Situation befinden.
Corona hat damit auch wenig zu tun.
Es fehlt überall (qualifiziertes) Personal.
Demografischer Wandel trifft auf einen massiven Pflegenotstand
Es wird unter den jetzigen Umständen in den nächsten Jahren und langfristig zum Problem sehr vieler Menschen, die es jetzt (noch) nicht interessiert.
Also, in welches Zimmer kann Opa ziehen?
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Wie erklärt man den Menschen, daß durch den massiven #Personalmangel in der (Alten)Pflege #Pflegefehler mittlerweile an der Tagesordnung stehen?
Menschen, die in der nächsten Zeit einen Heimplatz für die eigenen Angehörige suchen.
Einen Heimplatz, wo sie davon ausgehen das ihre Liebsten gut versorgt werden,weil ihnen das so "verkauft" wird.
Was versteht die Gesellschaft im allgemeinen unter "Pflegefehlern"?
Und welcher Rattenschwanz daran hängt, welche weitreichenden Folgen das haben kann und wird?
Wie erklärt man man einer dementen, insulinpflichtigen Frau und deren Angehörigen, das die Wunde am Fuß, die viel zu spät "entdeckt" wurde, nun wahrscheinlich schwerwiegende Folgen haben wird? Da ungelerntes Pflegepersonal Anzeichen nicht erkennt?
Ich war neu in einer Einrichtung. Mein bisher schlimmstes Erlebnis in der Pflege. Ich hatte bis dahin nie eine schlimmere Form von Kontrakturen (steife Gelenke) gesehen.
Ein Thread… #etwaslängerSorry
1) Sie lag versteift, in Embryonalstellung im Bett, die Beine zusätzlich ineinander "verknotet".
Dazu mehrere Dekubiti (schlimme Wunden) an Steiß, Becken, an den Stellen wo die verknoteten Beine aufeinander drücken. Sie hat ununterbrochen gestöhnt.
2) Ich stand vor dem Bett und war entsetzt. Ich fragte ob sie immer so stöhnt. Antwort Fachkraft völlig desinteressiert: "ständig, das ist normal bei ihr"! Mir rutschte ein "willst du mich verarschen?" raus.
Mein erster Tag wo ich wütend ins Büro vom Chef gelaufen bin!
1) Stell dir vor es geht hier um dich, deine Eltern, Großeltern, Verwandte oder Freunde. Egal, JEDER kann von jetzt auf gleich zum Pflegefall werden, durch Krankheit, Unfall. Egal ob 25, 50, 75 oder 100 Jahre alt. Der Pflegebedürftigkeit ist dein Alter egal.
2) Pflegebedürftigkeit bedeutet das du auf Hilfe (fremder) Menschen angewiesen bist. Du sitzt vielleicht im Rollstuhl nach einem Unfall. Bist an Demenz erkrankt oder nach Schlaganfall bettlägerig. Oder zählst als "Genesen" nach Covid.