Joa… da wären wir wieder. Und das ist nur der Anfang.
Wisst ihr was ein Covid-Ausbruch in einem Pflegeheim bedeutet? Es wird ja immer nur berichtet wie viele erkrankt sind und wieviele verstorben.
In der zweiten Welle hat es meine damalige Einrichtung erwischt.
⅓ der Bewohner ist innerhalb von 3 Wochen verstorben.
Aber, der Spuk ging ja nicht nur 3 Wochen.
Insgesamt waren alle Bewohner für 8 Wochen isoliert in ihren Zimmern, auch die negativ waren.
Isolation bedeutet schlichtweg Einsamkeit.
Zoom nur mit wenigen möglich.
Absolutes Besuchsverbot.
Ausnahme Palliativ.
Zu der Einsamkeit und fehlenden sozialen Kontakten kommt die fehlende Förderung von Bewegung, Kognition.
Pflegekräfte stehen plötzlich in PSA vor einem.
Gerade demente Bewohner können dies nicht mehr verstehen.
Sie sind auch die Bewohner, die die meisten unwiderruflichen Einschränkungen/Verschlechterungen davon gezogen haben.
Man konnte dabei regelrecht zusehen. Es war schlimm!
Isolation in einem separaten Bereich war bei uns nicht möglich, also wechselte man vor jedem Zimmer die PSA.
Das kostet Zeit.
Unterbesetzt, Personal war ja auch betroffen. Also wurden Zimmerbesuche so geplant, das man möglichst wenig rein muß.
Menschen wurden über Wochen nicht mobilisiert, geduscht oder zeitnah zur Toilette gebracht.
Viele Bewohner sind nicht mehr in der Lage eine Notrufklingel zu betätigen und Hilfe zu rufen wenn sie diese benötigen.
Essen und Trinken war nicht bei jedem gewährleistet.
Kolleg*innen aus anderen Einrichtungen sind eingesprungen, haben in unserer Einrichtung geschlafen.
In den Zimmern die durch Covid frei wurden…
Einrichtungen in der Umgebung suchten per Facebook und Radio Freiwillige die für die nächsten zwei Wochen einspringen! Es war irre!
Jetzt rauscht Omikron über das Land. Im Vergleich zur zweiten Welle haben wir einen Impfstoff, in den ich meine ganze Hoffnung lege.
Trotzdem bedeutet ein Ausbruch in einer Einrichtung, auch wenn weniger versterben, Isolation und Einsamkeit für viele Menschen.
Der #Personalmangel ist vielerorts so massiv, daß ein Ausbruch ohne Hilfe von außen nicht mehr gestemmt werden kann.
Jetzt schon sind täglich in ganz Deutschland Dienste massiv unterbesetzt.
Arbeitsquarantäne wird nicht funktionieren, hat es damals schon nicht.
Währenddessen spazieren Querdullis durch die Gegend und lammentieren von Freiheit.
Sie nehmen damit die Freiheit von Anderen.
Ich bin für eine allgemeine Impfpflicht.
Warum?
Viele möchten wieder feiern, in den Urlaub.. Verständlich.
Ich möchte das Bewohner wieder mein Lächeln sehen, Mimik ist so wichtig!
Manche Bewohner versuchen einem immer die Maske abzuziehen.
Wenn das eine bettlägerige 102 jährige Dame macht, um dann dein Gesicht zu streicheln...
... Es ist schwer da die Emotionen zurück zu halten
Ich möchte nicht mehr Angehörigen, die zu ihren im Sterben liegenden Eltern/Großeltern möchten, Schutzkleidung von Kopf bis Fuß anziehen müssen, weil gerade Covid wütet.
Dies beinhaltet, das ich nicht mehr möchte, das Sterbende in den letzten Stunden eines langen Lebens, nur noch in Plastik verhüllte Menschen sehen, wo viele nicht mehr unterscheiden können ob gerade die Tochter oder die Pflegekraft vor ihnen steht.
Ich möchte nicht mehr sehen das Särge noch auf Station mit Silikon abgedichtet werden. Zuvor wurde alles großflächig innen wie außen desinfiziert.
Nein, für mich nimmt Covid dem Sterben und dem Tod die Würde.
Und sie waren ja alt und wären eh bald gestorben?! (der ekelhafteste Satz in der Pandemie)
Aber ja, vielleicht! Nur nicht so. Sondern mit Söhnen und Töchtern, die ihre Eltern zum Abschied sehen, sprechen, küssen dürfen.
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Wie erklärt man den Menschen, daß durch den massiven #Personalmangel in der (Alten)Pflege #Pflegefehler mittlerweile an der Tagesordnung stehen?
Menschen, die in der nächsten Zeit einen Heimplatz für die eigenen Angehörige suchen.
Einen Heimplatz, wo sie davon ausgehen das ihre Liebsten gut versorgt werden,weil ihnen das so "verkauft" wird.
Was versteht die Gesellschaft im allgemeinen unter "Pflegefehlern"?
Und welcher Rattenschwanz daran hängt, welche weitreichenden Folgen das haben kann und wird?
Wie erklärt man man einer dementen, insulinpflichtigen Frau und deren Angehörigen, das die Wunde am Fuß, die viel zu spät "entdeckt" wurde, nun wahrscheinlich schwerwiegende Folgen haben wird? Da ungelerntes Pflegepersonal Anzeichen nicht erkennt?
Ich war neu in einer Einrichtung. Mein bisher schlimmstes Erlebnis in der Pflege. Ich hatte bis dahin nie eine schlimmere Form von Kontrakturen (steife Gelenke) gesehen.
Ein Thread… #etwaslängerSorry
1) Sie lag versteift, in Embryonalstellung im Bett, die Beine zusätzlich ineinander "verknotet".
Dazu mehrere Dekubiti (schlimme Wunden) an Steiß, Becken, an den Stellen wo die verknoteten Beine aufeinander drücken. Sie hat ununterbrochen gestöhnt.
2) Ich stand vor dem Bett und war entsetzt. Ich fragte ob sie immer so stöhnt. Antwort Fachkraft völlig desinteressiert: "ständig, das ist normal bei ihr"! Mir rutschte ein "willst du mich verarschen?" raus.
Mein erster Tag wo ich wütend ins Büro vom Chef gelaufen bin!
1) Stell dir vor es geht hier um dich, deine Eltern, Großeltern, Verwandte oder Freunde. Egal, JEDER kann von jetzt auf gleich zum Pflegefall werden, durch Krankheit, Unfall. Egal ob 25, 50, 75 oder 100 Jahre alt. Der Pflegebedürftigkeit ist dein Alter egal.
2) Pflegebedürftigkeit bedeutet das du auf Hilfe (fremder) Menschen angewiesen bist. Du sitzt vielleicht im Rollstuhl nach einem Unfall. Bist an Demenz erkrankt oder nach Schlaganfall bettlägerig. Oder zählst als "Genesen" nach Covid.