»Sollen wir jetzt etwa gar keine Straßen mehr bauen?« – diese Frage hörte ich heute von zwei Zuschauern am Rande der Räumung in Aspern. Ein persönlicher Antwortversuch zu der fehlenden Balance zwischen Plänen und Tatsachen. 1/10 🧵
Natürlich werden wir noch Straßen bauen (müssen). Städte wachsen, Wien ist keine Ausnahme. Zusätzlich zu dem Kampf gegen Leerstand und Wuchermieten wird es neue Stadtentwicklungsgebiete mit entsprechender Verkehrsanbindung* brauchen.
* (inkl. Fuß, Rad, Öffis, Auto,...)
Gleichzeitig möchte Wien, möchte Österreich in 18 Jahren (!) klimaneutral sein. Dieses Ziel kommt nicht von irgendwoher, dieser Pfad ist laut Klimaforscher*innen alternativlos, wenn das Pariser Klimaziel eingehalten und damit die Klimakatastrophe verhindert werden soll.
Vor 11 Tagen (!) hat Wien deswegen einen Klimafahrplan vorgestellt, sich #Klimamusterstadt genannt. Pro Kopf sollen die Verkehrsemissionen in den kommenden 8 Jahren halbiert werden (vs. 2005). Dieses Ziel erfordert, jedes Mobilitätsprojekt (erneut) zu prüfen:
Bringt uns dieses Projekt auf den Pfad zur Klimaneutralität 2040 oder davon ab? Wenn es uns davon abbringt, was tun wir an anderer Stelle um zu kompensieren? Passt dieses Einzelteil in das Puzzle an Maßnahmen, das bis 2030 konkrete Emissionsreduktionen ergeben muss?
Wenn wir ökologische Grenzen überschreiten, häufen wir Klimaschulden für zukünftige Generationen an und handeln global ungerecht. Angesichts dessen müssen wir ernsthaftere Kosten-Nutzen-Rechnungen für alle Infrastrukturprojekte anstellen.
Diese Kosten-Nutzen-Rechnung sehe ich bei der Stadtstraße nicht aufgehen. Verschiedenste Studien und Wissenschaftler*innen zeigen auf, dass sie mehr Verkehr bringen wird und komplett überdimensioniert ist, spätestens seit der Absage der #Lobauautobahn.
Ich erwarte mir von meiner Stadtregierung, dass sie wissenschaftlich fundiert und generationengerecht agiert. Das hat sie in der #Coronakrise ja auch halbwegs hinbekommen. Warum sie in der #Klimakrise so kläglich scheitert, fällt mir schwer zu verstehen.
Warum hat es keine Diskussionen zu einer #Redimensionierung der Stadtstraße gegeben, nachdem der #Lobautunnel abgesagt wurde, @SP_Wien? Wieso werden hunderte Bäume gerodet, bevor überhaupt Bauleistungen ausgeschrieben sind? Das ist doch kein produktiver Diskurs.
Wir werden weiterhin Straßen bauen. Aber wir müssen sie auf einem wissenschaftlichen Fundament bauen, das bei der #Stadtstraße fehlt. Deswegen wird der Protest nicht mit dem heutigen Tag beendet sein. Er wird weitergehen, bis Fahrpläne auch eingehalten werden. 🚉
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