Die Misinformationswelle über 🇩🇰 #Dänemark|s Umgang mit der Pandemie ist nach Deutschland übergeschwappt.
Befeuert von #BILD und @tonline werden krude Thesen eines Profs aus Mittweida verbreitet.
Dabei widerlegen Experten aus Dänemark seit Tagen die Misinformationen auf Twitter.
These des Profs:
Weil Dänemark immer mehr Beschränkungen zurückgenommen hat, wären die Infektionszahlen nun so hoch, dass Selbstisolation nicht mehr durchführbar wäre und deswegen Dänemark gezwungen gewesen wäre, alle Beschränkungen abzuschaffen.
Angeblich wäre derzeit 1/5 Dänemarks an Corona erkrankt.
Dabei wird komplett ignoriert, dass
1. dank breiter Impfung & Omikron die Krankheitslast deutlich geringer und von kürzerer Dauer ist
2. aufgrunddessen seit 24.01. Selbstisolation nach 4 Tagen beendet werden kann
Das Wichtigste:
WEIL die Erkrankungen durch Corona im Gesamtbild nun (dank Impfung und Omikron) deutlich milder und kürzer verlaufen, wurden die Beschränkungen aufgehoben.
Corona gefährdet nicht mehr die dänische Gesellschaft. Die Last in Krankenhäusern nimmt seit Dezember ab.
Diese Erkenntnisse, die auf breiter Datenerhebung und Datenanalyse beruhen (von deren Menge & Detailgrad deutsche Wissenschaftler:innen nur träumen können), sind die Grundlage für die breite politische & gesellschaftliche Zustimmung zur Aufhebung der Beschränkungen.
Von einem deutschen Mathematikprofessor aus Mittweida erwarte ich nicht, dass er die politischen Entscheidungsprozesse des dänischen Parlaments versteht, die immer auf einer breiten Basis entstanden - noch dass er die detaillierten Erkenntnisse der breit erhobenen Daten kennt.
Aber einen Prof der allg bekannte Erkenntnisse wie „Impfen schützt“ und „Omikron ist milder“ nicht versteht, sollte man nicht ernst nehmen.
Kein Wunder, dass #BILD und @tonline bis nach Mittweida reisen mussten, um jemanden zu finden, der hinter solche Thesen seinen Namen setzt.
Hier ein Sammelthread über die Falschdarstellungen & Verschwörungstheorien auf Twitter - und die vielzähligen Richtigstellungen führender dänischer Experten aus der Wissenschaft und dem Gesundheitswesen.
Und hier ein etwas älterer Thread, der im Detail (anhand eines sehr gut recherchierten Artikels von @tv2newsdk) erklärt, warum die Daten auf dem offiziellen @ssi_dk Dashboard und somit auch bei @OurWorldInData nicht mehr die reale Situation in Dänemark widerspiegelt.
In the official Danish data published on the dashboard by @SSI_dk, EVERYONE who tests positive within the 14 days before or on admission to hospital is included in the statistics.
Before #Omicron, SSI provided good real-time data in this way, very close to reality.
However, since Omicron, this is now becoming a problem. That's because infection rates are increasing while at the same time disease severity is decreasing (vaccines + Omicron)
If the infection rates then go as high as in Denmark, data collected in this way become very unclean.
Da derzeit viele Tweets herumgehen, die behaupten, die Anzahl der Hospitalisierten in #Dänemark 🇩🇰 würde exponentiell steigen, besonders bei Kindern:
Nein.
Die offiziellen Dashboard-Zahlen haben nur noch sehr begrenzte Aussagekraft.
Das liegt an der Art der Datenerhebung.
🧵
In den offiziellen dänischen Daten, die das @SSI_dk veröffentlicht, geht JEDER in die Statistik ein, der innerhalb der 14 Tage vor oder bei Aufnahme ins Krankenhaus positiv testet.
Vor Omikron lieferte SSI auf diese Art gute Echtzeitdaten, die sehr nah an der Realität lagen.
Allerdings wird das nun seit Omikron zum Problem. Denn die Inzidenzen steigen, während gleichzeitig die Krankheitsschwere abnimmt.
Wenn die Infektionszahlen dann so extrem hoch gehen wie in Dänemark, werden so erhobene Daten unsauber, sehr unsauber.
Anteil der PCR+ Patienten, die mit Arzneimitteln gegen schwere Infektionen der unteren Atemwege behandelt werden, sinkt von 50-60% auf ~30%.
Zusammenhang zwischen SARS-CoV-2-Fällen & Krankenhausaufenthalten ist abgeschwächt.
Ein direkter Vergleich der Anzahl der Hospitalisierten mit Intensivpatienten zeigt ein deutliches Bild.
Bis zum letzten Herbst war Anzahl Hospitalisierter guter Indikator für Anzahl Intensivpatienten. Dieser Zusammenhang ist nun weg.
u.a. aufgrund höherer Anteil Zufallsbefunde.
Trotz hoher Infektionszahlen werden heute alle Schulen in #Dänemark geöffnet.
Folgende Maßnahmen werden ergriffen:
• 2x wöchentliche Schnelltests zuhause, unabhängig vom Impfstatus
• Feste Kohorten
• Maskenpflicht für Besucher/Eltern
🧵 mit Auszügen aus der Pressekonferenz
Die Behörden haben sich bemüht, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Schüler und der gesundheitlichen Situation herzustellen. Es gibt jetzt mehr Mittel zur Eindämmung der Infektion als im letzten Jahr.
Mehr Kinder sind geimpft (~40% haben ihre Versumpfung bereits erhalten), zweimal wöchentlich werden Screening-Tests durchgeführt, die Schüler bleiben in den regulären Klassen und dann wird der Schwerpunkt auf Hygiene und Belüftung gelegt.
Denn gegen den Großteil der über 200 Erkältungsviren (Rhino-, Adeno-, Corona- & Influenzaviren) gibt es keine Impfungen.
Und Erkältungskrankheiten verlaufen umso schwerer je später im Leben wir ihnen das erste Mal begegnen.
2/
In den ersten Lebensjahren macht ein Mensch Bekanntschaft mit einer Vielzahl Erkältungsviren und baut somit nicht nur Immunität gegen diesen speziellen Virus sondern auch Teilimmunität gegen nahe Virenverwandte auf.
3/
Am 28.05.2020 erwähnt #Drosten im NDR-Podcast, dass es in einer @RECOVER_EUROPE-Videokonferenz Diskussionen über Infektiösität von Kindern gab, in der es darum ging „wie man in dieser Situation jetzt Statistik benutzt, weil wir alle das gleiche Problem haben“.
2/
#Drosten impliziert, dass es ein generelles Problem mit Daten & Statistiken zu Kindern gegeben habe und nicht speziell mit der Statistik seines Viruslastpapiers oder gar fragwürdigen epidemiologischen Schlussfolgerungen und politischen Empfehlungen darin.