Ich lese und höre in den letzten Tagen immer wieder, Putin sei "unberechenbar" und "verrückt", was das etwas absurde Bild eines sprunghaften Staatschefs zeichnet, der über Nacht die Impulskontrolle verloren und den nächstbesten slawischen Staat angegriffen hat.
Ich finde das, zumindest was den Angriff auf die Ukraine angeht, nicht überzeugend. Ein track record von Kriegen in angrenzenden Territorien (Tschetschenien, Georgien); spätestens die Annexion der Krim und Überfall im Donbas; die Lehren Aleksandr Dugins,
der mit "Foundations of Geopolitics" buchstäblich ein Playbook für die imperiale und invasive russische Außenpolitik formuliert hat, oder Iwan Iljins; etliche verbale Drohungen gegenüber Ex-UdSSR-Staaten; die Aussagen von Putins Chefideologen Wladislaw Surkow;
oder Putins Essay "Zur historischen Einheit von Russen und Ukrainern", seit dem spätestens klar sein musste, wie geschichtsrevisionistisch er auf die Ukraine blickt. Wenn Putin größenwahnsinnig sein soll, dann ist er es zumindest nicht über Nacht geworden.
Putins Angriffskrieg war in dem Sinne auch nicht unvorhersehbar. Eigentlich kann man ihn nur so framen, wenn man eigene Kosten-Nutzen-Maßstäbe auf den Kreml projiziert. Oder, ding-ding, jahrelang weggeschaut hat.
Interessanter ist tatsächlich, ob Putin angesichts des Widerstandes, der Sanktionen und einer nuklearen Gefahr jetzt in der Lage ist, rationale Korrekturen vorzunehmen, sich Realitäten anzupassen – oder ob er wahnhaft auf sein Ziel hinarbeitet.
Generell aber zeugt diese Überraschung über den "Verrückten aus dem Kreml" von einer latenten (deutschen) Ignoranz. Man wird den Eindruck nicht los, dass gewisse Stimmen kein Interesse hatten, russische Oppositionelle oder osteuropäische Sicherheitsbedenken ernst zu nehmen.
Stattdessen hat man sich mit wirtschaftlichen Beziehungen zum Kreml arrangiert, auf US-Streitkräfte geschimpft und die Besetzung der Ostflanke kritisiert.
Dass sich das nun ändert und die Solidarität wächst, ist erfreulich. Aber diese Gefahr war real, und zwar seit Jahrzehnten.
Während Russland gestern Abend Kharkiv zerbombte, Cherson einnahm und erneut Kiev angriff, versammelte sich die antiimperialistische Linke zu einer Demo, bei der einem übel werden konnte. Ein kleines Best-Of eines grotesken Abends im Wedding. #b0203
"Wer Putin zum Alleinschuldigen erklärt und die Vorgeschichte vergisst, macht sich zum Lakaien des deutschen Kapitals."
Nicht Russland ist Schuld am Krieg in der Ukraine, sondern indirekt der "Antikommunismus" nach dem Niedergang der UdSSR. Was sie euch aber verschweigen! Diese Leute leben in einem Wahn ohne Bezug zur Realität.
Zum Stand der Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Deutschland: Wer als Aktivist Islamismus kritisiert und dabei Mohamed-Karikaturen zeigt, muss hierzulande damit rechnen, gewaltsam angegriffen zu werden – ohne, dass jemand Anstoß daran nimmt.
Der Video stammt von letzter Woche, als eine kleine Gruppe um den Aktivisten Abbas Mohammadpoor in Stuttgart die Kundgebung "Demonstration gegen die islamische Republik und den Kampf gegen den politischen Islam" abhielt. Am Stand wurden irankritische Transparente gezeigt.
Weil die Demonstration auf den 16. Oktober fiel, und sich an diesem Tag die Ermordung des Lehrers Samuel Paty jährte, entschied sich die Gruppe allerdings auch, Mohamed-Karikaturen und Charlie Hebdo-Cover zu zeigen.
Musste diesen Take von @rike_tweet 4 mal lesen, um zu verstehen, dass das völlig unironisch gemeint und wirklich journalistisch gewollt ist. Aber fangen wir von vorne an, denn Böhmermann und Busch zeigen, was aus meiner Perspektive in der Publizistik grundlegend falsch läuft.
Der ganze Böhmermann-Ansatz war schon kaputt, weil man schnell ahnt, dass "Menschenfeindlichkeit" nicht dem Ausschluss wirklicher Extremisten dient (was ich noch verstehen könnte), sondern beliebig erweitert wird, weil irgendwann alles "false balance" ist.
Diese Verengung des Meinungskorridors, so Busch, sollen "wir alle" uns brav "auf 1 Post-It schreiben" und "an den Bildschirm kleben", damit wir es ja nicht vergessen. Und für journalistische Formate nutzen, damit es auch Einzug hält in den deutschen Medienbetrieb.
Eine absurde Entwicklung der Postmoderne: politische Linke, die Kritik an religiösem Extremismus aufgeben. Exemplarisch dafür dieser Thread eines Aktivisten, der über die gedruckte Schahāda auf Flaggen bei Pro-Palästina-Demos sinniert als sei sie ein Friedenstauben-Emoji.
Natürlich kann man sich fragen, ob ein Verbot der Hamas-Flagge zielführend ist. Man kann auch über die Geschichte der Schahāda nachdenken, Hamas-Wording zitieren ("Widerstandsgruppierung") und harmlose Stockfotos von Politikern raussuchen. Ist dann halt aber naiv.
Man könnte sich stattdessen aus einer emanzipatorisch-liberalen Perspektive fragen, welche Gruppierungen sich eigentlich ein islamisches Glaubensbekenntnis auf Flaggen ballern und nach außen tragen, um es als politisches Symbol zu nutzen.
Da übermorgen 1. Mai ist: Wir brauchen in unserer Gesellschaft (und gerade im Bildungswesen) einen völlig neuen Umgang mit der UdSSR und den unmenschlichen Verbrechen, die im Namen des Kommunismus verübt wurden. Und jetzt folgt ein wütender Thread.
Während sich Jugendliche hierzulande gerne ein ☭ ins Profil heften und Tankie-Memes posten, weil die lokale Antifa ihnen eingeflüstert hat, dass die Rote Armee Deutschland befreite, hatten Menschen in der UdSSR reale Konsequenzen von Lenins, Trotzkis und Stalins Politik.
Diese Konsequenzen taugen allerdings weniger für ein romantisiertes Bild vom "Internationale"-pfeiffenden Sozialrevolutionär, sondern laufen (im best case) unter: "Großmutter, die ausgemergelt wurde" und "Urgroßvater, dem die Beine rausgeschossen wurden". (Bild aus den 1920ern)
hier gibt es nichts zu sehen, lediglich einen musikmanager, der mit deutschrap-stars wie raf camora + 187 strassenbande zusammenarbeitet, und der die terrororganisation hizbollah offenbar so cool findet, dass er sich ihr oberhaupt hassan nasrallah auf'n handrücken getackert hat.
hadi el-dor ist ein "musik und event manager, a&r, social media agent und consultant" (linkedin) mit "15 veröffentlichten top ten alben" und kontakten zu universal, emi oder columbia records. auf seiner facebook-seite: hizbollah-glorifizierung und israeldämonisierung.
aus seinem antisemitismus und den eigenen vernichtigungsphantasien gegenüber israel macht hadi el-dor keinen hehl. @FelixLeidecker