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Mar 3 15 tweets 5 min read
Während Russland gestern Abend Kharkiv zerbombte, Cherson einnahm und erneut Kiev angriff, versammelte sich die antiimperialistische Linke zu einer Demo, bei der einem übel werden konnte. Ein kleines Best-Of eines grotesken Abends im Wedding. #b0203
"Wer Putin zum Alleinschuldigen erklärt und die Vorgeschichte vergisst, macht sich zum Lakaien des deutschen Kapitals."
Nicht Russland ist Schuld am Krieg in der Ukraine, sondern indirekt der "Antikommunismus" nach dem Niedergang der UdSSR. Was sie euch aber verschweigen! Diese Leute leben in einem Wahn ohne Bezug zur Realität.
Nicht von Russland geht der Krieg aus, nein, eigentlich ist die Nato als "aggressivste Militärbündnis der Welt" (mit)schuldig, ebenso der "BRD-Imperialismus".
"Es ist vollkommen klar: Es geht bei diesem Geld nicht um Verteidigung. Der Krieg in der Ukraine ist nur ein Vorwand, um einen aggressiven deutschen Imperialismus zu legitimieren und zu ermöglichen." Ziemlich nah an Flat-Earth.
Wenn dein Liebknecht-Luxemburg-Film einen Hänger hat. "Wie schon vor 100 Jahren gilt auch heute: Der Hauptfeind steht im eigenen Land." Mit Hauptfeind meint unser Redner Deutschland und die Nato.
Besonders widerlich: "Denn wenn wir auf die Geschichte schauen, dann zeigt die Geschichte uns, dass es Kommunistinnen waren (…)" Die Geschichte zeigt uns eigentlich nur, dass es Kommunisten waren, die durch Holodomor Millionen Ukrainer verhungern ließen. Bodenlos.
"Es steht außer Frage, dass die Nato…" Ja, was steht eigentlich außer Frage? Keine Ahnung. Jedenfalls kann die Antwort nicht sein, "dass wir uns auf die Seite der Nato und des Westens stellen." Äquidistanz am Limit, vielen Dank für nichts.
Ohne Worte.
Die "ellenlange Liste der regime changes und Kriegsunterstützungen" der BRD zeige, dass Waffenlieferungen an die Ukraine eigentlich nur Kräfte unterstützen, die die Ukraine "zum Vasallen des Westens" machen wollen.
Was soll auf die "kapitalistischen Friedensverhandlungen" folgen? Unser Redner wägt ab: "Entweder eine kapitalistische Ukraine, die in die EU eintritt (…) oder eine vermeintlich neutrale Ukraine, die ein Pro-Putin-Regime bekommt?" Tja, wie soll man sich da entscheiden?
Man ahnt Böses, wenn man sich vorstellt, was diese Leute machen würden, wenn sie an der Macht wären. Auf die deutsche Linke ist für Putin immer Verlass und man sollte sich nicht damit trösten, dass da nur 200 Teilnehmer waren, denn Sympathien gibt es genug, ob bei Linke oder AfD.
Es ist auch klar, dass auf der Demo Russlands Angriffskrieg *auch* verurteilt wurde. Ebenso, dass man die Nato sicherlich kritisieren kann (siehe Türkei/Syrien). Aber diese verschwurbelte und geschichtsvergessene Äquidistanz bei Osteuropa …völlig kaputt.
Vielleicht kann die deutsch Linke auch mal ihren Mund halten und die Ukraine selbst entscheiden lassen, ob sie in die NATO und zur EU oder zu Putin will?!? Und solidarisch sein, wenn Putin Zivilisten bombardiert.
Und Lesetipp zum Schluss: '„Kein Krieg!“ unterscheidet nicht zwischen Opfer und Aggressor, „Kein Krieg!“ nimmt hin, was der Aggressor durch seine militärischen Aktionen gewinnt, „Kein Krieg!“ entwaffnet das Opfer, das sich in diesem Krieg weiter wehrt.' welt.de/kultur/literar…

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Mar 2
Ich lese und höre in den letzten Tagen immer wieder, Putin sei "unberechenbar" und "verrückt", was das etwas absurde Bild eines sprunghaften Staatschefs zeichnet, der über Nacht die Impulskontrolle verloren und den nächstbesten slawischen Staat angegriffen hat.
Ich finde das, zumindest was den Angriff auf die Ukraine angeht, nicht überzeugend. Ein track record von Kriegen in angrenzenden Territorien (Tschetschenien, Georgien); spätestens die Annexion der Krim und Überfall im Donbas; die Lehren Aleksandr Dugins,
der mit "Foundations of Geopolitics" buchstäblich ein Playbook für die imperiale und invasive russische Außenpolitik formuliert hat, oder Iwan Iljins; etliche verbale Drohungen gegenüber Ex-UdSSR-Staaten; die Aussagen von Putins Chefideologen Wladislaw Surkow;
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Oct 22, 2021
Zum Stand der Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Deutschland: Wer als Aktivist Islamismus kritisiert und dabei Mohamed-Karikaturen zeigt, muss hierzulande damit rechnen, gewaltsam angegriffen zu werden – ohne, dass jemand Anstoß daran nimmt.
Der Video stammt von letzter Woche, als eine kleine Gruppe um den Aktivisten Abbas Mohammadpoor in Stuttgart die Kundgebung "Demonstration gegen die islamische Republik und den Kampf gegen den politischen Islam" abhielt. Am Stand wurden irankritische Transparente gezeigt.
Weil die Demonstration auf den 16. Oktober fiel, und sich an diesem Tag die Ermordung des Lehrers Samuel Paty jährte, entschied sich die Gruppe allerdings auch, Mohamed-Karikaturen und Charlie Hebdo-Cover zu zeigen.
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Sep 6, 2021
Musste diesen Take von @rike_tweet 4 mal lesen, um zu verstehen, dass das völlig unironisch gemeint und wirklich journalistisch gewollt ist. Aber fangen wir von vorne an, denn Böhmermann und Busch zeigen, was aus meiner Perspektive in der Publizistik grundlegend falsch läuft.
Der ganze Böhmermann-Ansatz war schon kaputt, weil man schnell ahnt, dass "Menschenfeindlichkeit" nicht dem Ausschluss wirklicher Extremisten dient (was ich noch verstehen könnte), sondern beliebig erweitert wird, weil irgendwann alles "false balance" ist.
Diese Verengung des Meinungskorridors, so Busch, sollen "wir alle" uns brav "auf 1 Post-It schreiben" und "an den Bildschirm kleben", damit wir es ja nicht vergessen. Und für journalistische Formate nutzen, damit es auch Einzug hält in den deutschen Medienbetrieb.
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Jun 1, 2021
Eine absurde Entwicklung der Postmoderne: politische Linke, die Kritik an religiösem Extremismus aufgeben. Exemplarisch dafür dieser Thread eines Aktivisten, der über die gedruckte Schahāda auf Flaggen bei Pro-Palästina-Demos sinniert als sei sie ein Friedenstauben-Emoji.
Natürlich kann man sich fragen, ob ein Verbot der Hamas-Flagge zielführend ist. Man kann auch über die Geschichte der Schahāda nachdenken, Hamas-Wording zitieren ("Widerstandsgruppierung") und harmlose Stockfotos von Politikern raussuchen. Ist dann halt aber naiv.
Man könnte sich stattdessen aus einer emanzipatorisch-liberalen Perspektive fragen, welche Gruppierungen sich eigentlich ein islamisches Glaubensbekenntnis auf Flaggen ballern und nach außen tragen, um es als politisches Symbol zu nutzen.
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Apr 29, 2021
Da übermorgen 1. Mai ist: Wir brauchen in unserer Gesellschaft (und gerade im Bildungswesen) einen völlig neuen Umgang mit der UdSSR und den unmenschlichen Verbrechen, die im Namen des Kommunismus verübt wurden. Und jetzt folgt ein wütender Thread. Image
Während sich Jugendliche hierzulande gerne ein ☭ ins Profil heften und Tankie-Memes posten, weil die lokale Antifa ihnen eingeflüstert hat, dass die Rote Armee Deutschland befreite, hatten Menschen in der UdSSR reale Konsequenzen von Lenins, Trotzkis und Stalins Politik. Image
Diese Konsequenzen taugen allerdings weniger für ein romantisiertes Bild vom "Internationale"-pfeiffenden Sozialrevolutionär, sondern laufen (im best case) unter: "Großmutter, die ausgemergelt wurde" und "Urgroßvater, dem die Beine rausgeschossen wurden". (Bild aus den 1920ern) Image
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Jan 18, 2021
hier gibt es nichts zu sehen, lediglich einen musikmanager, der mit deutschrap-stars wie raf camora + 187 strassenbande zusammenarbeitet, und der die terrororganisation hizbollah offenbar so cool findet, dass er sich ihr oberhaupt hassan nasrallah auf'n handrücken getackert hat. ImageImageImage
hadi el-dor ist ein "musik und event manager, a&r, social media agent und consultant" (linkedin) mit "15 veröffentlichten top ten alben" und kontakten zu universal, emi oder columbia records. auf seiner facebook-seite: hizbollah-glorifizierung und israeldämonisierung. ImageImageImage
aus seinem antisemitismus und den eigenen vernichtigungsphantasien gegenüber israel macht hadi el-dor keinen hehl. @FelixLeidecker ImageImage
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