1/ Der heutige Tag hat in mir einen Schalter umgekippt. Bislang habe ich mich, wie wohl jeder, gescheut, den Gedanken zu Ende zu denken: Was wäre wenn die Russen wirklich... - nun aber sehe ich mich fast schon gezwungen, das Unaussprechliche in die Beurteilung der Lage
2/ mit aufzunehmen. Grund 1: Lawrow sprach heute sinngemäßt davon, dass die NATO einen Angriff vorbereiten würde. Das ist ein klares Zeichen für eine verbale Vorbereitung eines "Verteidigungsgrundes". Grund 2: Macron, der heute mit Putin 90 Minuten gesprochen hat, erklärte, Putin
3/ sei wild entschlossen, sich die ganze Ukraine zu holen. Letzteres überrascht nicht, das ist ja nun klar und offensichtlich. Der Krieg wird nicht bald beendet sein. Er wird noch blutiger werden, noch brutaler. Aber je länger er dauert, desto schwieriger wird es für Putin
4/ diesen Krieg seinem eigenen Volk zu verkaufen. Wie also den Krieg "abkürzen"? Und selbst wenn das jetzt nicht geschähe, bleibt es dann bei der Ukraine? Immer schwere vorstellbar. Auf was muss man sich in den nächsten Tagen einstellen? Auf das Ende der Welt? Das ist es doch
5/ wovor wir alle Angst haben. Dass wir in der Realität plötzlich genau da stehen könnten, wo Katastrophenfilme aus Hollywood immer zum Happy End ansetzen: der Untergang wird im letzten Moment verhindert. Und dort, wo er kommt, gibt es danach aber irgendwie ein "Weiter".
6/ Was wäre, wenn der Untergang von Putin schon mit einberechnet ist? Jetzt, wo die Dinge nicht so smooth laufen, wie das möglicherweise geplant war. Nach dem Motto: Wenn er schon untergehen muss, dann gleich die ganze Welt mit? Es hilft nichts, wir sind gezwungen, die Apokalypse
7/ ab jetzt in all unseren Erwägungen mit einzubeziehen. Politiker, Militärs, Geheimdienst tun das schon seit Tagen. Aber auch Zivilisten müssen mit dieser existentiellen Frage umgehen lernen. Was, wenn die "Letzten Tage der Menschheit" (Karl Kraus) mal wieder "gedacht"
8/ werden m ü s s e n, weil der Tanz auf dem Vulkan nicht mehr funktioniert? Denn wir haben ja bereits zwei Weltkriege hinter uns, wir sind nicht mehr "naiv". Wir wissen, was möglich ist. Das ist vielleicht die schrecklichste Einsicht dieser Tage: Selbst zu Beginn des Zweiten
9/ Weltkriegs hat die Menschheit sich das schreckliche Ende nicht vorstellen können. Aber wir können es. Wir wissen, wie Weltkrieg ausschauen kann. Wir wissen, wie Genozid geht. Wir wissen sogar, wie Atombomben (Hiroshima, Nagasaki) alles verändern. Wir wissen.
10/ Darum müssen wir uns mit diesen Fragen beschäftigen. Und dennoch weiter hoffen. Wir müssen hoffen. Immer. Kommen Sie gut durch die Nacht.
11/ Und wie immer: sorry für die Typos.
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