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Mar 7 9 tweets 2 min read
Was fürchtet Putin am meisten? Und was sagt das über die Wahrscheinlichkeit aus, dass er in der Ukraine nukleare Waffen einsetzen könnte?

Wir müssen nicht auf Worte schauen, sondern auf die innenpolitischen Handlungen des Kremls. 1/8
Den Ukraine-Krieg "Krieg" zu nennen, ist in Russland bei der Androhung von 15 Jahren Gefängnis verboten. Die russische Zensurbehörde verfolgt alle Medien, die dagegen verstoßen, aggressiv.

Das lässt die Schlussfolgerung zu: Ein "Krieg" in der Ukraine würde dem Kreml schaden. 2/8
Das kann zwei Gründe haben:

a) Die Bevölkerung würde aufbegehren
b) Einen "Krieg" zu verlieren, würde dem Kreml innenpolitisch massiv schaden

3/8
Ich glaube, beide Gründe treffen zu. Das führt zu einem Zielkonflikt beim Einsatz von Waffen:

Je mehr Waffengewalt eingesetzt wird,

a) desto leichter wird der Krieg gewonnen, aber
b) desto wahrscheinlicher erfährt die Bevölkerung irgendwann davon. 4/8
Wenn selbst "normale" Bombardierungen geheim gehalten werden müssen, wie geheim müsste dann der Einsatz einer taktische Nuklearwaffe als Massenvernichtungswaffe bleiben? 5/8
Die Antwort: Absolut geheim. Denn eine solche Information würde

a) sich aufgrund ihrer Einzigartigkeit verbreiten
b) eine Massenpanik in bspw. Moskau auslösen aus Furcht vor einem nuklearen Gegenschlag 6/8
Die beste Abschreckung gegen die Nutzung von Massenvernichtungswaffen durch den Kreml wäre daher die glaubwürdige Drohung, mit Flugblättern oder Sonderzeitungen nach Russland zu dringen. 7/8
Dafür muss diese Fähigkeit nicht nur angedroht, sondern auch demonstriert werden. Ich bin deshalb der Überzeugung, dass wir rasch damit beginnen sollten, eine entsprechende papierne Logistik aufzubauen, um Russland informiert halten zu *können*. 8/8
PS: Die EU und die NATO müssen meines Erachtens eine der größten Flugblatt-Aktionen seit dem 2. Weltkrieg anstoßen und umsetzen, um dem Kreml klar zu machen, dass die Schrecken des Ukraine-Kriegs auf jeden Fall in Russland ankommen.

9/8

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Mar 6
Ich wurde ein paar mal gefragt, was denn die Worst Case Szenarien wären, auf die Russland sich einstellen muss, falls sie den Krieg verlieren. Sie sind weitaus weitreichender, als die meisten glauben.

Ein Thread: Tag der Niederlage könnte russische Dominojahre auslösen.

1/15
Szenarien analysieren Basiseffekte. Nach einer Niederlage leidet Russland unter zwei Effekten:

1. Das Leben in Russland wird weniger lebenswert
2. Die militärische Macht Russlands wird ein Mythos der Vergangenheit

2/15
Zu 1. Russland wird ärmer, unfreier, hoffnungsloser. Und damit auch instabiler. Für alle Kriminellen, die sich in Russland und am Rande Russlands eingerichtet haben,
a) wird das konkrete Leben schwerer,
b) aber auch die Gewissheit, dass Putin sie schützen kann, sinkt.

3/15
Read 17 tweets
Mar 5
Ein Offiziers aus dem FSB informiert, wird gemeinhin als authentisch eingestuft. Ich kann das nicht beurteilen, in jedem Fall lesenswert.

Quintessenz: "Wir haben eine Lage, wie Deutschland 43–44. Das direkt von Anfang an."

Zu nuklearen Bedrohung...

1/2 medium.com/@Ghantt/russis…
Dieser FSB-Leak zur nuklearen Bedrohung (sinngemäß):

Die Berichte über die Instandhaltung seien alle immer top gewesen. Aber instransparent, das macht misstrauisch, ob da tatsächlich etwas funktioniert. Plutonium müsste bspw. alle 10 Jahre ausgetauscht werden.

2/2
Read 4 tweets
Mar 4
Lesenswerter Thread: Die Ukraine ist seit 3.000 der Brotkorb der zivilisierten Welt. Die fruchtbare Erde lässt Panzer stecken und sonst Getreide, Mais und Sonnenblumen wachsen. Die Blau-Gelbe Flagge ist Programm.

Wenn Panzer durch den Brotkorb Rollen, wird es knapp.

1/2
Die Preise für Getreide und Mais steigen bereits jetzt. Denn die Artillerie zerstört auch die Häfen, aus denen Getreide verschifft wird.

Warum ist das wichtig? Nach der letzten Hochpreisphase lösten Hungerproteste bspw den arabischen Frühling aus.

2/2
tradingeconomics.com/commodity/wheat Image
Read 5 tweets
Mar 4
So sehr ich es mir auch anders wünsche: Es ist wahrscheinlich, dass dieser Konflikt noch sehr lange dauern wird. Wir müssen deshalb ehrlich damit beginnen, mit den Folgen zu planen.

1. Die Energiewende muss mit einem historischen, nationalen Kraftakt beschleunigt werden

1/x
2. Die Millionen Menschen aus der Ukraine werden vermutlich für eine längere Zeit Schutz, Zuhause und Arbeit bei uns, der EU, brauchen. Ihre Kinder brauchen Kitas und Schulen, die funktionieren.

2/x
3. Die Bundeswehr konnte mit knapp 60 Mrd € pro Jahr nicht viel Sinnvolles anstellen. Damit sie das mit 75 Mrd € pro Jahr kann, braucht sie dramatische Reformen.

3/x
Read 12 tweets
Mar 4
Ein Effekt der Sanktionen: Der Gaspreis steigt. Statt ca. € 250 Mio/Tag überweist die EU nun über € 600 Mio/Tag an Russland. Das hat Folgen:

1. Russland bekommt mehr Devisen und kann u.a. den Rubel stützen und in bspw Kasachstan eigentlich sanktionierte Technologie kaufen

1/5
2. Die Gasversorgung der EU wird teurer. Das heißt auch, dass alternative Versorgungsmöglichkeiten über Schiffe bspw aus den USA im Vergleich dazu nicht mehr prohibitiv teurer sind. Ein Embargo wird so greifbarer, weil ebenfalls teuer.

2/5
3. Ein Embargo braucht die Bereitschaft der OPEC, mehr zu liefern, ohne sich die Preise zu ruinieren/sie beliebig nach oben zu schrauben. Ein höherer Weltmarktpreis als Anker ist in der US-Innenpolitik leichter zu argumentieren als ein plötzlich erhöhter Notpreis der OPEC.

3/5
Read 5 tweets
Mar 3
Die Sanktionen alleine können und werden es nicht schaffen, den Ukraine-Krieg zu beenden. Sie machen zweierlei:

1. Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Regime-Change im Kreml.
2. Sie reduzieren die Fähigkeit des Kremls, weitere Konflikte zu beginnen.

1/6
Der zweite Punkt ist entscheidend für die zukünftige Sicherheit Europas. Der Krieg in der Ukraine wird die Russen sehr viel Kriegsgerät kosten. Es zu ersetzen wird für die Russen enorm schwierig. Sowohl organisatorisch als auch finanziell.

2/6
Organisatorisch, weil in der gesamten Industrie Ersatzteile, Chips und Know-How knapp werden. Unter großer Not können die Russen womöglich die Korruption bändigen, aber das würde gleichzeitig das System destabilisieren, weil anti-Korruptions-Säuberungen anstünden.

3/6
Read 7 tweets

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