Bevor ich beginne, folgende Anmerkungen:
- Das ist keine wissenschaftliche Untersuchung, sondern anekdotische Evidenz.
- Wer sich persönlich gemeint oder gar angegriffen fühlt, irrt sich. Es geht um das System als solches.
- Über die #Bundeswehr zu schreiben, ähnelt dem Schreiben über das Schulsystem. Die, die dazu gehören, neigen bei Kritik dazu, die Reihen zu schließen.
- Ich schreibe dennoch.
- Ja, ich bin schon lange kein aktiver Soldat mehr - genau das sollte zu denken geben.
Los geht's:
Was meine ich mit Kultur?
Die Kultur einer Organisation verstehe ich nach dem Soziologen Siegfried J. Schmidt als deren Problemlösungsprogramm.
Einfacher formuliert:
- Wie gehen wir an Aufgaben heran?
- Wie lösen wir sie?
- Welchen (Qualitäts)Anspruch haben wir?
Was meine ich mit Haltung?
- Die grundsätzliche Einstellung, mit der ich an meine Aufgaben herangehe, mit Rückschlägen umgehe, mir Aufgaben suche.
Was meine ich mit Führung?
- Die Art und Weise, wie ich Menschen, die mir anvertraut sind, befähige ihre Aufgaben zu erfüllen.
Nochmal zur Sicherheit: Das sind Arbeitsbegriffe, keine wissenschaftlichen Definitionen.
Gemessen daran, was sehe und erlebe ich?
Sehr viele engagierte Menschen, die Dinge nach vorne bringen wollen und regelmäßig an der Institution scheitern - die sie aber selbst bilden.
Und ja, es gibt viele Dinge, die funktionieren, eben wegen dieses enormen persönlichen Einsatzes, aber das Gesamtbild ist nicht ermutigend.
Konkret höre ich von Dienststellen, die jeden Impuls, jede Neuerung als Zumutung empfinden.
Ich erlebe, wie Initiativen, die im Sinne des Ganzen gedacht sind, ausgebremst werden.
Ich sehe nicht, wie in einer Weltlage, die mehr als alles andere nach einer fachlichen Einordung schreit, Offizier*innen in der Öffentlichkeit präsent sind.
Ich erfahre, dass in dieser Lage auch intern kaum eine Einordnung durch Vorgesetze erfolgt.
Ich beobachte, wie eine Ministerin von einem kommunikativen Chaos ins nächste fällt.
Ich lese keinen substantiellen Beiträge von der höchsten militärischen Ausbildungseeinrichtung.
Ich nehme wahr, dass Neuerungen nur durch Umgehung des Dienstweges eine Chance haben, umgesetzt zu werden.
Ich sehe, wie Soldat*innen als Verfügungsmasse eingesetzt werden, um Löcher im Gemeinwesen zu stopfen aka Amtshilfe.
Ich merke, wie krtische Stimmen leiser werden.
Und ich kann nicht erkennen, dass sich an diesen Dingen grundsätzlich etwas ändert. Im Gegenteil: Eben weil nur Dinge laufen, die man selbst macht, kehren ganz viele ihren Hof, egal, wie es auf den anderen Höfen aussieht.
Nochmal: Es ist anekdotisch, und ich werde da öffentlich nicht ins Detail gehen. Doch egal, wo ich hingreife, die Muster, die Erzählungen sind ähnlich.
Simmt nicht? Umso besser. Lasst es uns wissen.
In diesem Sinne: Danke für Euren Dienst und Glück Ab!
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Was mich interessieren würde, ist ein Blick auf die so genannte #Impfkampagne aus Perspektive von Berufseinsteiger*innen. Was denken (junge) Menschen, die sich für einen Job in der Kommunikationsbranche interessieren? Ein Faden🧵.
Hintergrund der Frage: Laut einer Studies des Gesamtverbands der Werbeagenturen @GWAnews sind tausende Stellen unbesetzt. Auch PR-Agenturen und Abteilungen für #Unternehmenskommunlkation suchen händeringend Fachkräfte.
Eine beliebte Erklärung, warum beispielsweise Agenturen wenig attraktiv seien, war und ist, dass sie zu viel Arbeit für zu wenig Geld bei schlechten Arbeitsbedingungen böten. Als Mitinhaber einer Agentur sehe ich das natürlich anders, aber ich lasse den Gedanken mal zu.
So, heute mal keine Snowboard-Bilder. Dafür nehme ich Euch gerne mit auf eine🎿 Ski-Tour rund um die Madrisa. Los geht’s morgens um 8.30 mit der ersten Gondel 🚠 ab Gargellen.
Wir liften noch etwas mit der Kristallbahn. Das Wetter sieht noch gut aus, soll sich aber am Nachmittag noch eintrüben.
Nach einer kurzen Abfahrt auf der Piste erreichen wir die Einstiegsstelle. Jetzt kommen die Felle auf die Ski und es heißt laufen. Jonny, unser Bergführer, hat auf den ersten Blick gesehen, dass ich schlechter als meine Ski fahre. Deshalb gehe ich direkt hinter ihm.
Kurzer Thread zu #Corona als Kommunikationsaufgabe, inkl. Rückschau und Blick nach vorne.
1. Ich halte es für einen Kardinalfehler, dass die Regierungen in Deutschland vor allem auf Passivität als Strategie gesetzt haben (Bleibt zu Hause, sog. "Lockdowns", die keine waren).
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Ich verstehe die Gründe (u.a. Vorbilder in anderen Ländern, wissenschaftlicher Rat etc.), nur, wenn man diesen Weg gehen will, muss man ihn konsequent gehen. Das hat niemand versucht. Vor allem hat niemand versucht, das Vertrauen in diese Strategie breit zu fördern.
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2. Damit sind wir bei einem zweiten Fehler: mangelnde Kommunikation. Insbesondere die wissenschaftlich getriebene #NoCovid-Bewegung hat Kommunikation immer nur als Beiwerk gesehen und nicht erkannt, dass a) die Zeiten der Sender-Kommunikation vorbei sind und ...
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Das grundsätzliche Problem: Wir müssen die (in Teilen nicht funktionierende) Bundeswehr der Gegenwart betreiben und gleichzeitig die Bundeswehr der Zukunft aufbauen – mit dem Personal, das wir haben.
Sehr viele Kommentare wirken auf mich so, als ob es reichte, die aktuellen Defizite zu beseitigen, um die Bundeswehr der Zukunft zu schaffen. Darin sehe ich auch eine Ursache für die Fixierung auf die Personalstärke. Das halte ich für einen fundamentalen Fehler.
Eine informierte Diskussion müsste auf plausiblen Projektionen in einem wirklich strategischen Zeitraum aufbauen (mindestens 10 Jahre). Ich sehe derzeit nicht, dass die Bundeswehr oder die deutsche Politik die dafür nötigen intellektuellen Ressourcen aufwendet.
Thread: Hot take zum Einsatz der #Bundeswehr im Rahmen der laufenden Evakuierungsoperation in #Afghanistan aus Kommunikationssicht.
Vorweg: Ich habe keinen Zweifel daran, dass alle eingesetzten Soldat*innen alles in ihren Kräften stehende tun, um Menschen zu retten.
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Was ich bewerte, ist das Kommunikationsverhalten der verantwortlichen Politiker*innen sowie der Organisation Bundeswehr.
Das prägende Muster: Quasi alle kommunizieren zu spät, zu wenig und ohne sich auf den Kontext zu beziehen.
2/x
Das zeigt sich unter anderem daran, dass Erklärungen für bestimmte Entwicklungen immer nur nachgeschoben werden. Entscheidend wäre in dieser Situation, auch kommunikativ "vor die Lage" zu kommen. Das ist schwer, wenn man operativ hinterherhinkt. Möglich ist es aber dennoch.
3/x
Gestern Morgen, kurz nach Sieben. Wir rollen auf den Rädern nebeneinander durch die leere Stadt. Ein Kleinwagen überholt uns – und hupt. Die Ampel kurz danach ist rot. Das Auto steht auf der für Räder vorgesehenen Fläche. Wir halten neben dem Wagen.
Die Fahrerin ist eine ältere Frau, neben ihr sitzt eine Jüngere. Ich frage: „Sie wissen schon, dass Sie auf der für Fahrräder vorgesehenen Fläche stehen?“ Keine Reaktion. Beide starren geradeaus. Das Hupen war wohl doch kein Kommunikationsangebot. Ich frage dennoch nach.
Bin ein bisschen belehrend: „Übrigens, beim Überholen müssen Sie 1,50 Meter Abstand halten.“ Der Vorsatz, nicht zu kommunizieren, scheitert. Watzlawick regelt. Die Ältere reagiert, reckt ihre Hand, die Altersflecken deutlich sichtbar, und fährt den Mittelfinger aus.