1/ Den Star-Virologen @c_drosten und den Unternehmer Olfert Landt verbindet eine langjährige, äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit. Ist wissenschaftliches Arbeiten in einer solch engen Beziehung noch frei von Interessenkonflikten?
Ein 🧵
2/ Das Fundament der Wissenschaft ist ihre vorbehaltlose Neutralität, ihr apodiktischer Eid, unbefangen zu sein. Ohne dieses Integrität, ohne die unbedingte Versicherung ihrer Unvoreingenommenheit, verkommt sie zur Farce.
3/ Die #Corona-Pandemie hat ein Potpourri schillernder Figuren ins gleißende Rampenlicht apokalypsehungriger Schreiberlinge gezerrt, die unter normalen Umständen ein vielleicht einflussreiches, aber schattiges Dasein gefristet hätten.
4/ Allen voran natürlich Herr Drosten & ein in seiner Aura erstrahlender Kreis akademischer Günstlinge, wie Isabella Eckerle, Viktor Corman, Sandra Ciesek uvm. Bei Lichte betrachtet, darbte der gesamte Forschungszweig der Virologie bis Ende der 90er Jahre in einer mausgrauen…
5/ Nische. Auftrieb bekam die Virologie erst durch technologischen Fortschritt, durch die existenzsichernde Suche amerikanischer Sicherheitsdienste nach Ersatzbedrohungen für den Wegfall des eisernen Vorhangs & vermutlich nicht ganz zufällig auch durch Hollywood.
6/ In einem auch sonst lesenswerten Interview aus dem Juni 2020, erklärt bspw. @hendrikstreeck freimütig, dass neben seinem Interesse für die Mikrobenwelt auch der Film Outbreak (1996) seine Faszination für die Virologie geweckt habe. saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/po…
7/ Unsere durch Hollywood geprägte Rezeption der Welt ist es sicher auch, die uns empfänglich macht für die Geschichten schrulliger Gestalten, die im Alleingang die Welt retten. Verfänglicher Unsinn, aber eine Schablone, in die ein weiterer Protagonist perfekt zu passen scheint:
8/ Olfert Landt. Bis vor Kurzem alleiniger Gesellschafter-Geschäftsführer der Berliner TIB Molbiol Syntheselabor GmbH. Ein wenig erinnert er an den verrückten Erfinder Emmett Brown, der aus einem DeLorean eine Zeitmaschine baut. Die Medien lieben so etwas. Hollywood eben. 🤷♂️
9/ Und so waren die rührseligen Geschichten auch schnell geschrieben. Der hemdsärmelige aber findige Unternehmer, der Nächtens mit müden Augen Tütchen zuklebt. Bereits am 10. Januar verschickt er die ersten Tests nach Hongkong. Relotiusierende Journalisten staunten ehrfürchtig.
10/ Dabei werfen die Ereignisse mehr Fragen auf, als sie beantworten. Ein Beispiel: Erst am 10.01. taucht weltweit die erste #SARSCoV2-Gensequenz bei virological.org auf. Woher hatte Landt das Wissen, die Reagenzien taggleich zu versenden? 🤔 virological.org/t/novel-2019-c…
11/ Kritische Fragen sind nach dem Diktum des neuen Zeitgeistes unsolidarisch & so hat der Journalismus, bis auf wenige Ausnahmen, dem Prinzip abgeschworen, eklatante Widersprüche zu hinterfragen. Er erzählt lieber Heldengeschichten vom genialen #Drosten oder tüchtigen Landt.
12/ Am 01. Dezember 2021, kurz vor Weihnachten, zahlen sich die Mühen & schlaflosen Nächte Herrn Landts jedenfalls aus & der Pharmakonzern Roche übernimmt 100 % von TIB Molbiol. Landt tritt aus der Geschäftsleitung aus. Über den Kaufpreis wird Stillschweigen vereinbart.
13/ Wieso kauft Roche das kleine Syntheselabor? Ein Unternehmen, das eine solche Spitzenposition bei Entwicklung & Herstellung sog. Oligonukleotide einnimmt – kurze synthetisch hergestellte RNA- oder DNA-Ketten (ein wichtiger Baustein für PCR-Tests) – da muss man wohl zugreifen.
14/ Nur, wie wurde TIB Molbiol zum Hidden Champion? Das Unternehmen hält bestenfalls 1 Patent. Insgesamt wurden 4 von Landt angemeldet, 3 davon sind verfallen. Das 4. läuft nur auf seinen Namen. Geistige Eigentumsrechte sind es nicht, die ihnen Wettbewerbsvorteile verschaffen.
15/ Auch die Größe ist nicht herausragend. Aus den letzten Geschäftsberichten lassen sich ca. 40 Mitarbeiter schätzen. Es gibt ein paar ausländische Vertriebstöchter, viel läuft aber seit den Gründungstagen über Roche. Tütchen klebt der Chef notfalls selbst zu.
16/ Wäre es nur um Verfahrenswissen gegangen, hätte Roche auch einfach die Spitzenkräfte abwerben können. Sicher, nicht die feine Englische Art, aber seit wann arbeitet die Branche mit Samthandschuhen? Einen Rechtsstreit hätte die vergleichsweise kleine Firma wohl kaum gewagt.
17/ Darüber hinaus dürfte der Kauf nicht billig gewesen sein. Zum Abschluss des Jahres 2019-2020 (endet bei TIB am 31.03.), wies das Unternehmen Eigenkapital iHv. 48,9 Mio. € aus! Eine Eigenkapitalquote von 82%! Wow! Ich kenne viele erfolgreiche Unternehmen. Das ist einmalig.
18/ Herausragend auch: Der Gewinn des Unternehmens hat sich im Vergleich zu 2019 auf 14,2 Mio. € verdoppelt! Obwohl pandemiebedingte Umsatzzuwächse nur in den letzten 3 Monaten des Geschäftsjahres wirkten! Kein Vorwurf an Herrn Landt. Er ist Unternehmer. Es sei ihm gegönnt.
19/ Überhaupt ist sein unternehmerischer Erfolg beachtlich! Eine kurze Handelsregister-Recherche offenbart, dass es ihm in 30 Jahren gelungen ist, eine Handvoll Unternehmen zu gründen, die in Summe Eigenkapitalwerte von mindestens 170 Mio. € auf den Tisch bringen.
20/ Jüngst mehrheitlich Gesellschaften zur Vermögensverwaltung. Darüber hinaus ist er zusammen mit dem Berliner Immobilienmagnaten Fluck an weiteren Firmen beteiligt, die sich primär Immobiliengeschäften widmen. Das alles ist vollkommen unproblematisch. Glückwunsch!
21/ Mithin, die Geschichten vom altruistischen Bastler bekommen plötzlich einen welken Rand und beginnen zu vergilben. Aber geschenkt!
Problematisch wird es erst, wenn man zur Frage zurückkehrt, was TIB Molbiol so erfolgreich macht.
22/ Was ist der entscheidende Faktor für ihre außergewöhnliche Markposition? Warum sind sie immer schneller als Wettbewerber, wie Frau Landt in einem aufschlussreichen Interview betont? weberbank-diskurs.de/dr-constanze-u…
23/ TIB Molbiols Geschäft ist fraglos immer dann besonders einträglich, wenn ein neuer, potentiell gefährlicher Erreger in den Fokus der virologischen Fahnder gerät. Gesucht wird nach diesen, das haben wir inzwischen gelernt, mit speziell auf den Erreger abgestimmten PCR-Tests.
24/ Zwar kann jedes Syntheselabor der Welt die passenden Primer (Oligonukleotide) fertigen, aber der Erste zu sein, der zudem auf die weit verbreiteten Geräte von Roche angepasste Reagenzien anbietet, dürfte sprichwörtliches Gold wert sein.
25/ Landt muss bestens in der Welt der Virologie vernetzt sein, um den entscheidenden Tick schneller sein zu können als die Konkurrenz. Zu den wichtigsten Bösewichten der SoKo Virologie gehörten in den vergangenen Jahren H1N1 (Schweinegrippe), H7N9 (Vogelgrippe), Gelbfieber uvm.
26/ In allen Fällen war – seit seinem Coup der Entdeckung des SARS-Virus eine Instanz – Herr Drosten an vorderster Front dabei. Wenngleich seltener bei der Entdeckung, sondern vielmehr bei der Entwicklung geeigneter PCR-Protokolle; seinem Steckenpferd.
27/ Praktisch, dass Herr Landt mit seinem "kleinen" Syntheselabor in den meisten Fällen scheinbar nicht nur primärer Ansprechpartner der Institute für die Fertigung erster Test-Kits war, sondern vielfach gleich als Co-Autor passender Publikationen wirken durfte.
28/ Hier nun entfalten sich schlagartig unangenehme Fragen:
Wie ist es möglich, dass in den allermeisten dieser Publikationen, in denen mehrfach Herr Drosten als Korrespondenzautor auftaucht, keine Interessenkonflikte deklariert werden?
29/ Wie kann es sein, dass Herr Drosten, als verbeamteter Professor an der Charité, mit Steuermitteln finanzierte Forschung betreibt, die dann zufälligerweise immer wieder dem gleichen Unternehmen zu extremen Marktvorteilen verhilft?
30/ Wie kann die Mitwirkung eines Unternehmers an der Publikation von PCR-Protokollen, die dann häufig von WHO, CDC u.a. als Referenz-Protokoll verbreitet werden, kein Interessenkonflikt sein, wenn ebenjener Unternehmer gleich noch das passende Produkt verkauft?
31/ Wieso bleibt es für Herrn Drosten folgenlos, dass er damit auch auf eklatante Weise gegen die Interessen seines Arbeitgebers verstösst, indem er auf dessen Kosten die Protokolle entwickelt, diese dann aber ungeschützt Dritten zur Vermarktung überlässt?
32/ Dass dies kein abwegiger Gedanke ist, zeigt das Vorgehen bei SARS: Damals ließ das Bernhard-Nocht-Institut das von Drosten entwickelte Testverfahren durch eine bereits in den 90ern entstandene Bio-Tech-Ausgründung (Artus heute Qiagen) schützen, bevor es Anwendung fand.
33/ Und ist es nicht auch praktisch, dass fast alle seiner Publikationen bei Eurosurveillance begutachtet und veröffentlicht werden, einem Fachmagazin, das von der ECDC herausgegeben wird & in dem er seit 2007 als assoziierter Redakteur wirkt?
34/ Ob Herrn Drostens laxer Umgang mit dieser, für TIB Molbiol äußerst lukrativen, Liaison von purer Arglosigkeit geleitet oder alles nur großer Zufall ist, lässt sich nicht beantworten. Es ist letztlich für die Frage nach der wissenschaftlichen Integrität auch egal.
35/ Denn frei von Zweifeln ist die Wissenschaft nur dann, wenn sie jeglichem Verdacht auf Interessenkonflikte dadurch entgegen tritt, dass sie solche Verbindungen gar nicht erst zulässt.
Bedenkt man, welches Gewicht Drostens Stimme in den letzen beiden Jahren…
36/ zugemessen, wieviel Vertrauen ihm von der Öffentlichkeit geschenkt wurde, wäre eine vollständige Aufklärung dieser Fragen das Mindeste. Jedenfalls dann, wenn sein Handeln von intakten ethischen & moralischen Prinzipien geleitet wird.
37/ Noch eine Empfehlung zum Schluss: Vertiefende Lektüre zum Thema hat der stets gründlich recherchierende Artur Aschmoneit in einem Buch zusammengefasst, das der @KuboVerlag zum kostenlosen Download bereithält. thomaskubo.de/geld-scheffeln…
Kleine Geschichte der Religion vom anthropogenen Klimawandel: Vom Mythos ewigen Kohlendioxids oder wie elegante Thesen zu Evangelien werden, wenn sie an der irdischen Praxis zu scheitern drohen. 🧵
1/ Wem dieser Tage beim Schlendern durch die Schreibwarenabteilung reflexhaft die Hand zum Sekundenkleber schnellt, in Gedanken schon eine geeignete Kreuzung zwecks Abwendung der Apokalypse eruierend, dem sei als heilsame Übung das Studium der heiligen Schrift des IPCC empfohlen.
2/ In guter alter Kirchentradition stimmt dieser in Deutschland gern etwas hysterisch Weltklimarat genannte zwischenstaatliche Ausschuss in regelmäßigen Konzilen darüber ab, welche Thesen als ultimative Wahrheiten Teil des klimareligiösen Kanons sein sollen.
Hubert Lamb, einer der Pioniere der Klimaforschung, zeigte sich bereits 1994 – in einem Interview mit der WMO – besorgt über die grassierende Manie, alle Forschung auf den anthropogenen Klimawandel zu fokussieren, ohne überhaupt die Grundlagen verstanden zu haben. ⬇️
»Ich habe immer noch das grundsätzliche Gefühl, dass die bisherigen Erkenntnisse weiterverfolgt werden müssen. Es war eine Enttäuschung für mich, dass das Interesse an den Auswirkungen des Menschen auf das Klima so in Mode gekommen ist, dass es die Szene dominiert hat. ⬇️
Ich hatte nur etwa sieben Jahre Zeit, um die Klimaforschungsgruppe zu gründen und zu leiten, und das war nicht lang genug, um mit den bisherigen Erkenntnissen weit zu kommen. Andere haben sich daran beteiligt, und es wird immer mehr über das vergangene Klima bekannt, aber in… ⬇️
Im Krieg überlässt die Zivilisation der Barbarei die Bühne, alles Menschliche tritt hinter grausames Leidkalkül zurück. Russland hat diesen völkerrechtswidrigen Krieg begonnen. Über die Gründe, die mannigfaltigen Wechselwirkungen…
2/ undurchdringlicher Partikularinteressen, die historischen Verletzungen, das geopolitische Zündeln & die charakterlichen Abgründe, die diese entmenschlichende Bühne bereitet haben, werden erst Historiker erschöpfende & vermutlich niemals befriedigende Antworten geben können.
3/ Der Streit über die Konfliktursachen dieser Welt ist so alt wie die Menschheit selbst. Schuld oder Unschuld sind auf geopolitischer Ebene Kategorien, die vor dem befleckten historischen Gewand einer jeden Nation in Beliebigkeit verschwimmen. Sie helfen nicht weiter.
»Ist gut jetzt«, so beendete #Drosten eine inzwischen legendäre Diskussion im Nov. 2020 zum Thema exponentielles Wachstum.
Sein Tweet steht exemplarisch für die unbegreiflichen Modellierungsfehler & Fehlannahmen während der Corona-Pandemie & deren katastrophale Folgen.
Ein 🧵
1/ Zu meinem Bedauern bin ich erst neulich auf eine brillante Streitschrift des Astrophysikers A/Prof. Bernhard Müller, aus dem Oktober 2021, aufmerksam geworden, die einen exzellenten Überblick über das amateurhafte Scheitern der modellierenden Quereinsteiger gibt und…
2/ gar nicht hoch genug geschätzt werden kann. Herr @BMuellerSN möge mir diese kleine Volte verzeihen, ich untertitle seine Schrift mit:
Ob der Wissenschaftstausendsassa des #ÖRR, Herr #Hirschhausen, ein guter Arzt ist, entzieht sich meinem Urteil. Als Journalist ist er jedenfalls eine Niete & stellt das auf erschütternde Weise mit seiner neuesten #LongCovid Dokumentation unter Beweis. Ein 🧵
1/ In 45 Minuten vollbringt er das Kunststück, gleich gegen mehrere Ziffern des Pressekodex zu verstoßen. In dem gefühligen Stück über #LongCovid, in das sich dann irgendwie auch #MECFS Patienten einfügen, die gar kein Corona hatten, erzählt er in einer…
2/ tumben Aneinanderreihung von schweren Schicksalen, das Leiden der Protagonisten. Verknüpft wird das ganze mit einer arbiträren Auswahl von Behandlungsmethoden, die allesamt, so der Tenor, "vielversprechend" aber leider klinisch noch nicht erprobt sind.
Ich möchte daher ein paar neue Aspekte ergänzen & auch auf die Kritik eingehen.
1/ Wie so oft auf Twitter, zerfaserte die Diskussion zum Schluss leider im Kleinklein & verlor sich in Dutzenden Drukos. Daher möchte ich hier noch einmal meine Gedanken ordnen, weil ich glaube, dass es von fundamentaler Bedeutung ist, die Probleme der #Energiewende zu verstehen.
2/ Zunächst noch einmal die These in superknapp:
Ein voll EE-ausgebautes Netz benötigt immense Speicher, um die Residualvolatilität auszugleichen. Da dieser unmöglich bis 2040 geschaffen werden kann, erhöht der EE-Ausbau unsere Abhängigkeit von #Gas als schnelles Backup.