Eigtl hatte ich nicht vor, mich an der Debatte über die Lieferung schwerer Waffen (i.e.Panzer,Schützenpanzer) zu beteiligen.
Aber wer mich kennt, weiß, ich kann allem widerstehen, nur der Versuchung nicht - und da diese Debatte scheinbar nie endet, mach ich es jetzt doch.
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Eines will ich gleich vorwegschicken: Ich bin dafür, die Ukraine in ihrem Kampf mit allem zu unterstützen, was machbar und erforderlich ist, denn dieser Krieg darf nicht verloren gehen - weder für die Ukraine noch für die westliche Wertegemeinschaft.
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Ich möchte noch einen Schritt weitergehen: Nicht nur „nicht verloren“ - die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen!
Denn wenn wir den Aggressor mit seiner Beute davon kommen lassen, werden wir in Europa auf absehbare Zeit weder Frieden noch Sicherheit erlangen können.
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Die Debatte ist aber bisweilen an Unsachlichkeit nicht zu überbieten.
Da werden Aspekte wie Ausbildung, Versorgung, Einsatzgrundsätze etc etc über Bord geworfen und plötzlich ist jeder ein Experte für das Gefecht gepanzerter Kampftruppen.
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Das erinnert mich an Fußballweltmeisterschaften, bei denen 80 Millionen Deutsche zu Bundestrainern mutieren.
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Ich bin von Hause aus PanzerOffz und sowohl als Fahrer, Richtschütze, Ladeschütze sowie als Kommandant ausgebildet. Ich bin tausende von km im Leopard2 gefahren, habe hunderte von Schuss abgefeuert, war sowohl Panzerkommandant als auch Zugführer als auch Kompaniechef.
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Nun mag ich ein wenig beschränkt sein, aber ich gestehe, ich habe Jahre gebraucht, um das System zu beherrschen und sinnvoll einsetzen zu können.
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Denn ein Panzer, vor allem aber eine Panzereinheit (Zug, Kompanie, Bataillon) ist mehr als nur Fahren - Funken - Feuern. Es erfordert eine Systemkenntnis und eine taktische Schulung, die eher in Jahren als in Monaten zu messen ist.
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&selbst wenn all diese Voraussetzungen gegeben sind, bedarf es ausgeklügelter logistischer Vorbereitungen, wenn man am Ende eines Kampftages die richtigen Ersatzteile zeitgerecht den erfahrenen Instandsetzern zuführen will, die unerlässlich sind,
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um die Einsatzbereitschaft der Truppe zu erhalten. Insbesondere kleine Stückzahlen von Panzern oder Schützenpanzern müssen das logistische System jeder Armee hoffnungslos überfordern…
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Nicht erst seit dem Statement des @Inspekteur_Heer wissen wir, dass das Deutsche Heer mehr oder weniger blank dasteht. Der aufmerksame Leser weiß auch, dass von den 300+x Kampfpanzern der Bundeswehr meist weniger als die Hälfte für die Ausbildung zur Verfügung stehen.
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Wer sich also für die Lieferung von im Gebrauch befindlichem Wehrmaterial für die Ukraine ausspricht, der muss sich auch dazu bekennen und ggf. die Verantwortung dafür übernehmen, dass der Bw, dem deutschen Heer, auf Jahre hinaus nicht nur die Vollausstattung…
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…sondern selbst das notwendige Gerät für die Ausbildung der Soldaten fehlen wird.
Diese Verantwortung würde ich als Politiker niemals tragen wollen.
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An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, warum eigtl DEU von seinen wenigen einsatzbereiten Panzern & Schützenpanzern Teile in die Ukraine liefern soll, während bspw die USA über annähernd 6.000 moderne M1 Panzer verfügen,von denen nur ein Bruchteil überhaupt in Nutzung ist.
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Möglicherweise ist man in den USA zur selben Erkenntnis gelangt wie in DEU, dass eine Lieferung solcher Waffensysteme in der jetzigen Lage wenig sinnvoll ist.
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Dies bringt mich zu jenem Vorschlag, altes, bei der Industrie vorgehaltenes Wehrmaterial kurzfristig instandzusetzen und an die Ukraine zu liefern.
Auch hier stellt sich mir die Frage: Wurden dabei alle Konsequenzen bedacht?
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Ganz abgesehen davon, dass der monatliche Ausstoß von Puma und Leopard2 selbst nach der von Herrn Papperger angekündigten Erhöhung den lächerlichen Umfang von (meines Wissens) 5-6 Systemen pro Monat nicht übersteigt, kann jeder Mitarbeiter bei Rheinmetall,Krauss-Maffei &co..
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…nur ENTWEDER Fahrzeuge für die Bundeswehr fertigen ODER alte Fahrzeuge für die Ukraine instandsetzen. Neben des Problems der Klonung von Menschen sehe ich hier nur wenig ‚room for improvement‘
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Natürlich verstehe ich das Bestreben der Industrie, den Gewinn zu optimieren, aber ukr PzBesatzungen in einen Leopard1 zu setzen, der schon 1985 T72 &co hoffnungslos unterlegen war, betrachte ich als grob fahrlässig. Auch dies ist meiner Auffassung nach daher keine Option.
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Wer sich unter diesen Rahmenbedingungen weiter für die Lieferung von Panzern und Schützenpanzern aus Bundeswehrbeständen oder aus Industriebeständen ausspricht, muss sich auch der damit einhergehenden Verantwortung bewusst sein.
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Ich möchte nochmals unterstreichen: Es muss alles getan werden, um der Ukraine in diesem Konflikt zum Sieg zu verhelfen. Aber blinder Aktionismus, vielleicht sogar noch von parteipolitischem Kalkül befeuert, hilft dabei niemandem! …
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… Im Gegenteil - er birgt die Gefahr der Spaltung unserer Gesellschaft und des Bündnisses gegen den Aggressor (BTW eines DER Ziele von Wladimir Putin).
Ruhm der Ukraine!🇺🇦 #SlavaUkraini
22/Ende
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„Wer seinen Kinderglauben sich bewahrt, in einer reinen, unbefleckten Brust - und gegen das Gelächter einer Welt zu leben wagt, - wie er als Kind geträumt - bis auf den letzten Tag: Das ist ein Mann!“
- Generalmajor Henning von Tresckow (1901-1944)
Thread zum #20.Juli
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Am 20.Juli 1944 scheiterte das Attentat des Widerstands auf Adolf Hitler und gegen das verbrecherische NS Regime.
In Gedenken an den Aufstand des Gewissens leisten Angehörige der #Bundeswehr heute ihren #Eid auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung #FDGO:
(2/6)
„Ich gelobe/schwöre, der Bundesrepublik #Deutschland treu zu dienen und das #Recht und die #Freiheit des deutschen #Volkes tapfer zu verteidigen - so wahr mir #Gott helfe.“
Das habe ich vor fast 40 Jahren geschworen,
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Gestern erhielt ich die traurige Nachricht, dass ein langjähriger Kamerad, Oberst Vasyl Pichnenko -aus meiner ehemaligen G9 Abteilung im NATO LANDCOM, welche ich bis April 21 führen durfte- Anfang Juni, an der Spitze seines Bataillons kämpfend, den Soldatentod gefunden hat.
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Er hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder.
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Bereits 2014 schwer verwundet und niemals zu 100% wieder genesen, meldete er sich bei Ausbruch der Kriegshandlungen sofort freiwillig an die Front und übernahm dort das Kommando über einen Infanterieverband.
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