Sollen wir mal einen kleinen Blick nach #Österreich werfen, auf #Impfquote|n und #Inzidenz|en und auf #Korrelation|en?
Okay, machen wir!
Da sieht es nämlich im Moment so aus, als wären die Inzidenzen dort höher, wo auch die Impfquote höher ist (Quelle: covid2019.at/impfungcompare) /1
Etwas deutlicher wird das, betrachtet man den Anteil nicht-voll-Immunisierter. So richtig stark ist die Korrelation aber nicht. Eigentlich sieht es fast eher so aus, als gäbe es drei Gruppen von Bezirken: 2/n
Den (gelben) Cluster mit eher niedriger Inzidenz (und Immunisierung), den roten mit hoher Inzidenz (und Immunisieerung) und Wien, das als Großstadt auch von der Gesamtzahl der Fälle einfach heraussticht. Innerhalb der beiden Gruppen gibt es so gut wie keine Korrelation mehr 3/n
Das weist schon darauf hin, dass hier eher noch andere Faktoren hineinspielen und kein direkter Zusammenhang zwischen Impfquote und Inzidenz besteht - wobei das zum jetzigen Zeitpunkt auch kaum zu erwarten wäre, denn (1) ist der Schutz vor Ansteckung gegen die vorherrschenden 4/n
Omikron-Varianten gering und (2) ist die Immunisierung durch Impfung nach zwei Jahren Pandemie auch nur noch ein Teil der vorhandenen Immunität, wo ja auch die durch Infektionen hinzukommt - erkauft mit höherem Risiko für schwereren Verlauf und Tod, aber danach mit Immunschutz!5/
Schauen wir aber nochmal etwas genauer hin. Was könnte hier los sein? Färben wir doch mal die rote Gruppe und Wien von oben auf der Österreichkarte ein. Oha!
Wir haben also eine klaren räumlichen Zusammenhang, der offenbar eine große Rolle spielt! 6/n
Aber damit nicht genug, das österreichische Dashboard schlüsselt uns nämlich auch die Inzidenzen nach Alter und Impfstatus aus und hier wird es richtig interessant! Da ist nämlich bis auf die Altersgruppe 15-24 sogar eine deutliche Korrelation zu sehen: Hier korreliert höhere 7/n
Immunisierung deutlich mit der Inzidenz, aber eben negativ: Höhere Impfquote - niedrigere Inzidenz! Warum die Gruppe 15-24 hier rausfällt, kann ich nicht begründen, dazu müsste man evtl. genauer auf Testungen etc. schauen. 8/n
Wenn die Impfungen also mit Blick auf die Bezirke mit höheren Inzidenzen einhergehen, dann liegt das wohl an einem starken regionalen Effekt, der eventuelle Effekte durch die Impfungen überlagert, schaut man aber in ganz Österreich auf die Altersklassen, dann scheint ein 9/n
Schutzeffekt vor Ansteckung da zu sein - ein Beispiel für das Simpson-Paradoxon - je nach Gruppierung können Ergebnisse unterschiedlich ausfallen!
Da die Gruppierung nach Kreisen ohne deren regionale Verteilung zu beachten aber sicher weniger 10/n de.wikipedia.org/wiki/Simpson-P…
aussagekräftig ist, als die Gruppierung nach Altersgruppen (Die eher einen biologisch-medizinischen Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben dürften!), sprechen die österreichischen Daten also eher FÜR einen gewissen Schutz der Impfung vor Ansteckung. 11/n
Da aber die Altersgruppen auch ohne Berücksichtigung der Impfquoten mit der Inzidenz negativ korrelieren (je älter, desto weniger Infektionen), kann hieraus auch nicht geschlossen werden, dass die Impfung wirklich oder gar allein Infektionen verhindert. Dazu müsste man dann 12/n
eben noch genauer hinschauen.
Take-Home-Message: Aufpassen beim Interpretieren von Korrelationen, immer kritisch die Gruppierungen und eventuelle andere Faktoren hinterfragen und nie aus schwachen Korrelationen zu viel schließen!
Mäuschen Out 🐭

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