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Aug 23 15 tweets 7 min read
Wer half dem #NSU in Mecklenburg-Vorpommern? Plante der NSU dort weitere Verbrechen? Der 2. NSU/#RechterTerror-Untersuchungsausschuss #MV startete gestern, Monate nach Einsetzung, mit den öffentlichen Sitzungen. Dabei ließ er es mit einem Zeugen erst mal ruhig angehen. Thread 👇 Der Landtag von Schwerin schwarz-weiß im Hintergrund, davor
Befragt wurde Michael Ta., der als Polizist Aufträge der "BAO Trio #MV" bearbeitete. Die Ermittlungsgruppe "BAO Trio" wurde nach der Selbstenttarnung des #NSU bundesweit tätig und trägt die Engführung der Ermittlungen, die bis heute Aufklärung verhindert, schon im Namen.
Ta. bearbeitete zwischen November 2011 und Mai 2012 drei Aufträge und drei Hinweise der BAO, die beim LKA Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt war. Der erste befasste sich mit Kartenmaterial zu #Greifswald, das in der letzten bekannten Wohnung des #NSU in #Zwickau gefunden wurde.
Der #NSU hatte viel Kartenmaterial aus ganz Deutschland händisch mit verschiedenen Zeichen wie Kreuzen oder Pfeilen versehen. Teilweise wirkt dieses, als sei es bspw. aus einem Telefonbuch übernommen, in anderen Fällen wird offensichtlich, das Ausspähungen vor Ort stattfanden.
Bei den beiden Karten aus #Greifswald wurde durch die Darstellung des Zeugen und die Befragung deutlich, dass jemand vor Ort gewesen sein muss. Beim ersten Ausschnitt wurde ein Wohnhaus markiert. Ta. überprüfte die Bewohner*innen ohne Ergebnis.
Kreuze im "Ostsee-Viertel" wiesen auf ein Einkaufszentrum hin, in dem eine Sparkasse war, sowie auf einen Imbiss. Ein dritter Punkt markiert einen Hinterhof, von wo aus beide Orte gut zu sehen waren. Ein Pfeil markiert eine mögliche Zufahrtsstraße.
Die beide markierten Orte würden in das Muster der Orte passen, die vom #NSU angegriffen wurden. Der Abgeordnete Michael Noetzel von der Linksfraktion machte außerdem auf eine Linie auf der Karte aufmerksam, die eine Fluchtroute durch einen Wohnblock markieren könnte.
Zur ersten Karte sagte Noetzel der Idee folgend, dass es sich bei den markierten Orten nicht zwangsläufig um Angriffsziele sondern Ausspähpunkte handeln könnte, dass gegenüber der Markierung ein von Linken bewohntes Haus gelegen habe.
Das Kartenmaterial des #NSU wirft bis heute zahlreiche Fragen auf. Wer spähte die markierten Orte aus, wie kam das Material zum NSU, wenn das Kerntrio diese Ausspähungen nicht vorgenommen haben sollte, wer gab die Hinweise auf die Orte und was hatte der NSU mit diesen Orten vor?
Der zweite Auftrag, den der Zeuge Ta. bearbeitete, war die Auswertung einer Liste von 38 Personen. Ta. sollte überprüfen, ob Erkenntnisse zu ihnen in Mecklenburg-Vorpommern vorlagen. Auf der Liste fanden sich der #NSU-Unterstützer André Eminger und sein Zwillingsbruder Maik.
Ta.s Ermittlungen ergaben, dass beide am 7. Mai 2011 auf dem Weg zu einer Feier zu 15 Jahre Bestehen des "Kameradschaftsbund Anklam" kontrolliert wurden. Diese war auf einem Privatgelände und sei nichts ungewöhnliches gewesen, dort seien regelmäßig rechte Veranstaltungen gewesen.
Der dritte Auftrag erfolgte nach einer Enthüllung des @apabiz im März 2012, als dort im Neonazi-Fanzine "Der Weisse Wolf" der sogenannte "Gruß an den #NSU" gefunden wurde. nsu-watch.info/2012/03/vielen…
T. sollte zu einem Verfahren gegen David Petereit recherchieren, der für den "Weissen Wolf" verantwortlich war. Ta.: Es gab 2005 ein Verfahren gegen Petereit, dass mit Strafbefehl ohne Freiheitsstrafe beendet wurde. Worum es ging, sei unklar, die Akte war bereits vernichtet.
Ta. ging außerdem zwei Hinweise nach, laut denen Menschen in #MV angegeben hatten, Teile des #NSU gesehen zu haben. Dies ließ sich allerdings nicht bestätigen. Außerdem wertete er eine weitere Personenliste aus, allerdings auch ohne Ergebnis.
Die nächste öffentliche Sitzung des 2. #NSU/#RechterTerror-Untersuchungsausschuss Mecklenburg-Vorpommern findet am Montag, 29. August. Zur Tagesordnung und Anmeldung: landtag-mv.de/landtag/aussch…

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