Wenn man sich die jüngsten Äußerungen aus Teilen der #Bundesregierung zur Finanzpolitik 2023 anhört, so könnte man den Eindruck bekommen, dass dort eine wichtige Erkenntnis noch nicht angekommen ist: Deutschland steht gerade vor einem gigantischen makroökonomischen Schock. 🧵1/n
Der Schock war nach der Ukraine-Invasion angelegt, aber er hat sich in voller Größe erst in den letzten Wochen materialisiert.
Haupttreiber sind die Energiepreise (vor allem Gas, siehe Grafik unten), dazu kommen nachgeordnet noch Nahrungsmittelpreise. 2/
Einen Eindruck von der Größenordnung des Schocks bekommt man, wenn man einmal die Nettoimportrechnung Deutschlands für fossile Energieträger abschätzt.
Das habe ich unten einmal getan, und zwar auf Basis der 2019 eingeführten 3/
Importmengen und dann bewertet jeweils mit den Preisen der folgenden Jahre.
Für den Rest von 2022 und für 2023 bin ich davon ausgegangen, dass die Preise jeweils auf dem aktuellen Niveau verharren. 4/
Das erschreckende Ergebnis: Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau erlebt die deutsche Wirtschaft 2023 einen Schock in Größenordnung von mehr als 200 Mrd. € oder >5 % des BIP.
Dies ist die Summe, die kurzfristig Unternehmen, die Privathaushalte und/oder der Staat tragen müssen.5/
Dabei haben wir hier noch konservativ gerechnet: In die Rechnung ist nur ein Spotpreis für Gas von 225 €/MWh eingegangen, an den Future-Märkten wurden diese Woche zeitweise Preise von mehr als 300 € aufgerufen. 6/
Würde der Gaspreis im kommenden Jahr tatsächlich bei 300 €/MWh liegen, so wäre der Schock noch einmal ca. 65 Mrd. € höher. 7/
Einen Eindruck, wie stark das Ganze die Privathaushalte betrifft, bekommt man, wenn man einmal die absehbaren Preiserhöhungen von Erdgas auf die Haushalte umrechnet. 8/
Anfang 2022 hat die Kilowattstunde Erdgas für Endkunden etwa 6,5 Cent gekostet, bei einem Großhandelspreis von knapp 20 €/KWh.
2021 verbrauchten die Privathaushalte rund 310 TWh Strom.
Steigt der Großhandelspreis um 200 €/KWh, bedeutet das 9/
(einschließlich 7 % MWSt.) für die Privathaushalte eine Mehrbelastung von fast 70 Mrd. € pro Jahr.
Hinzu kommt noch die Gasumlage, sodass 80 Mrd. € keine unrealistische Schätzung für die Gesamtmehrbelastung der Privathaushalte durch teures Gas wären. 10/
Zur Einordnung: Das entspricht fast 4 % der verfügbaren Einkommen des Haushaltssektors.
Da nur die Hälfte der Haushalte mit Gas heizt, bedeutet das Zusatzkosten für Gashaushalte von fast 8 % ihrer verfügbaren Einkommen oder etwa ein Nettomonatsgehalt pro Haushalt. 11/
Natürlich ist denkbar, dass die Haushalte jetzt deutlich Gas sparen, aber auch nach 15 % Einsparung bliebe der Schock noch massivst. 12/
Bei all diesen Rechnungen haben wir jetzt noch gar nicht über höhere Strom- oder Nahrungsmittelkosten geredet, die noch oben auf die Belastungen drauf kommen. 13/
Diese Belastungen werden viele Haushalte nur dadurch auffangen können, dass sie ihren Konsum an anderer Stelle zurückfahren – Deutschland droht also sehr bald eine konsumgetriebene Rezession. 14/
Natürlich wissen wir nicht, wie schnell der Schock genau durchschlägt. Der tatsächliche Gasimportpreis etwa folgt dem Spotpreis nur mit Verzögerung und nicht immer vollständig, weil die Verträge zwar an die Börsenpreise gekoppelt sind, aber nicht unmittelbar und nicht 1:1. 15/
Die Gasversorger dagegen haben zum Teil vorausschauend beschafft und nicht alle erhöhen kurzfristig die Endverbraucherpreise. Bislang sind die Endpreise von Gas laut @destatis etwa erst um 80 % gestiegen, der große Schub steht noch bevor. 16/
Doch wie man es dreht und wendet: Wenn die Börsenpreise hoch bleiben, kommt der Schock früher oder später, und der Schock droht gewaltig zu werden. 17/
Was die Regierung bislang (zumindest öffentlich) diskutiert, ist diese Herausforderungen vorne und hinten nicht gewachsen.
Man kann nur hoffen, dass man hinter verschlossenen Türen in @BMF_Bund@BMWK und beim @Bundeskanzler schon weiter ist, als derzeit durchsickert. /END
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Mein Tweet über Nudelpreise hat erstaunlich große Aufschreie hier auf Twitter hervorgerufen, bis hin zu der These, es gäbe prinzipiell keine #Gewinninflation und außerdem sei es "absurd", dass ein Kostenschock zu höheren Gewinnen führen könne. 1/
Zunächst einmal: #Gewinninflation ist kein Konzept, dass ich mir ausgedacht hätte. Es geht auf eine lange Diskussion mit akademischen Beiträgen unter anderem von Michal Kalecki zurück und wird in den USA auch heute noch aktiv diskutiert. 2/
Was ist nun #Gewinninflation? #Gewinninflation ist, wenn durch Ausweitung der Gewinnmargen die #Inflation steigt bzw. über den Zielwert der Zentralbank hinausschießen. 3/
Wir haben heute unser neues @imkflash Prognose-Update vorgelegt. Für 2022 haben wir das Wachstum in Deutschland leicht auf 1,9 % (von 2,1 %) herunter revidiert, für kommendes Jahr auf 2,6 % (von 3,2 %). 1/ imk-boeckler.de/de/faust-detai…
Die Inflation wird mit 6,9 % dieses Jahr höher ausfallen als schon im März von uns prognostiziert (als wir unsere Inflationsprognose bereits stärker als viele andere Institute auf 6,2 % erhöht hatten). Kommendes Jahr fällt sie auf 2,6 %. 2/
Damit verzögert sich die Erholung nach der #Covid19-Pandemie weiter: Das deutsche BIP wird erst zur Jahreswende 2022/3 das Vor-Pandemie-Niveau wieder erriechen, der Konsum erst im Jahre 2023. 3/
Nor is such a transaction limited “because there might not be enough ruble” in the market. 2/
To understand this, remember what a foreign exchange transaction under flexible exchange rate is: You trade a deposit AT A COMMERCIAL BANK in one currency against a deposit AT A COMMERCIAL BANK in another currency. 3/
Schöne Zusammenfassung von @andreashoev zu unserem aktuellen @imkflash Inflationsmonitor.
Bislang kommt die Belastung bei der Inflation noch sehr stark durch höhere Kraftstoffpreise. 1/
Wie man aber sieht, belastet das die Ärmsten nur sehr wenig, weil die Geringverdienerhaushalte meist gar kein Auto haben (und sich keins leisten können). 2/
Anders bei der Haushaltsenergie: Hier werden Geringverdienerhaushalte prozentual stärker belastet. Mit steigendem Einkommen sinkt die zusätzliche Belastung. Familien leiden, weil sie sowohl von Preisanstieg bei Kraftstoffen wie auch bei Haushaltsenergie betroffen sind. 3/
Laut @bundesbank Präsi. Nagel kann die 🇩🇪 Inflation 2022 im Jahresschnitt 5 % erreichen.
Zuletzt hat das @imkflash oft niedrigere Inflation als die @bundesbank prognostiziert. Anders nun: M.E.n. könnte diesmal die Inflation noch höher ausfallen. 1/ zeit.de/news/2022-03/0…
So, wie derzeit die Energiemärkte aussehen, läuft die deutsche Inflation im Jahresschnitt eher auf 6 % oder sogar mehr zu denn auf 5 %. Für einzelne Monate sind sogar Raten deutlich darüber möglich. 2/
Für solche Vorhersagen muss man nicht einmal davon ausgehen, dass die Energiepreise auf dem aufgeheizten aktuellen Niveau wie heute bleiben. Wenn die Preise bleiben, wo sie sind, könnte die Inflation noch höher ausfallen. 3/
Der @derspiegel berichtet über unsere neue @imkflash Studie von Silke Tober zur unterschiedlichen Belastung für unterschiedliche Haushaltstypen durch die aktuell hohen Inflation. 1/ spiegel.de/wirtschaft/soz…
Ergebnis unserer Studie: Familien mit mittleren Einkommen erleben derzeit die höchste spezifische Inflationsrate, mehr als ein Prozentpunkt höher als Single-Haushalte mit geringen Einkommen. 2/
Grund dafür ist, dass derzeit in Deutschland Kraftstoffe, Haushaltsenergie, Nahrungsmittel und Pauschalreisen die größten Inflationstreiber sind.
Familien mit Kindern verbrauchen im Verhältnis viele Nahrungsmittel und viel Kraftstoffe und sind damit besonders belastet. 3/